Weltwirtschaft

Trotz Erdbebengefahr: Deutschland fordert Niederlande zu Erhöhung der Gasförderung auf

Lesezeit: 1 min
07.02.2022 15:39
Deutschland fordert viel mehr Erdgas, als ursprünglich geplant war. Die Niederlande geraten dadurch unter Druck.
Trotz Erdbebengefahr: Deutschland fordert Niederlande zu Erhöhung der Gasförderung auf
Kletterer des Industriedienstleisters Bilfinger arbeiten an einer Industrieanlage in Rotterdam. (Foto: dpa)
Foto: Ernst Bode

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aus dem wichtigsten Gasfeld der Niederlande nahe der Stadt Groningen wird im laufenden Jahr voraussichtlich fast doppelt so viel Gas gefördert wie ursprünglich geplant. Das holländische Wirtschaftsministerium ging zunächst von 3,9 Milliarden Kubikmetern aus, aufgrund neuer Bestellungen wird sich die Entnahme nach Berechnungen des Netzbetreibers GTS jedoch auf rund 7,6 Milliarden Kubikmeter belaufen, berichtet die Zeitung NL Times.

Deutschland hat den Niederlanden inzwischen jedoch mitgeteilt, dass es viel mehr Gas braucht als ursprünglich geplant, nämlich 1,1 Milliarden Kubikmeter mehr. Wirtschaftsminister Stef Blok hatte daraufhin „seine große Sorge“ über die hohe Nachfrage aus Deutschland zum Ausdruck gebracht. Wie Medien berichten, sind die Holländer vertraglich dazu verpflichtet, den Anforderungen Deutschlands nach höheren Lieferungen nachzukommen. Der für Gasfragen zuständige Staatssekretär Hans Vijlsbrief äußerte Mitte Januar Verständnis für die Sorgen der Bürger. Er will sich beim deutschen Wirtschaftsministerium für eine Reduzierung einsetzen.

Das Feld bei Groningen soll in diesem Jahr eigentlich stillgelegt werden. Gründe sind die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen sowie der Verdacht, dass die Förderung in der Vergangenheit mehrfach zu Erdbeben in der Region geführt hatte. Wegen großer Schäden durch Hunderte von meist kleineren Erdbeben in der Provinz Groningen hatte die niederländische Regierung zugesagt, die Gasproduktion im Nordosten an der deutschen Grenze Ende 2023 zu stoppen. Rund 3000 Gebäude in der Region mussten deshalb neu gefestigt oder sogar komplett abgerissen werden. Die Niederlande sind aber noch vertraglich verpflichtet, Deutschland mit Gas zu versorgen.

Vor dem 1. April wird das neue Kabinett nun bestimmen, wie viel Gas im letzten Jahr, in dem die Förderung stattfindet, aus dem Groningen-Feld entnommen wird. Der Ausstieg liegt laut Ministerium weiterhin im Zeitplan: Kommt es nicht zu unerwartet strengen Wintern, kann die Förderung bis Mitte 2022 offiziell beendet werden.


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Sturz von Credit Suisse zwingt UBS-Chef zum Rücktritt

Nachdem die UBS ihren Rivalen Credit Suisse geschluckt hat, holt sie ihren alten Chef Sergio Ermotti zurück. Der bisherige UBS-Chef Ralph...

DWN
Politik
Politik „Politisches Harakiri“: Ampel verdoppelt Lkw-Maut mit CO2-Aufschlag

Eine neue Klima-Sondersteuer soll die Straßen-Logistik verteuern. Branchenverbände reagieren mit scharfer Kritik.

DWN
Deutschland
Deutschland Preise steigen langsamer, aber Inflation bleibt ein Risiko

Die Inflation in Deutschland ist im März auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen. Doch Ökonomen zufolge ist dies wohl nur die...

DWN
Politik
Politik Südafrika besteht auf Freundschaft zu Russland

Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor hat Russland ausdrücklich als einen "Freund" bezeichnet. Dies ist ein weiterer Affront des...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China bezahlt LNG-Importe erstmals mit Yuan

Chinas Abkehr vom US-Dollar kommt in kleinen Schritten voran. Interessant ist, wer an dem LNG-Deal mitwirkte.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferengpässe in Industrie sinken sechsten Monat in Folge

Der Anteil der deutschen Industrieunternehmen, die über Lieferengpässe berichten, ist massiv zurückgegangen. Ökonomen warnen dennoch...

DWN
Politik
Politik Taiwan verliert seine letzten Freunde an China

Nun hat auch Honduras seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und sich stattdessen China zugewandt. Die Luft für den...