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Streit um Frauenquote: Chef des Motorenbauers Deutz gefeuert

Die noch unter Kanzlerin Merkel eingeführte Frauenquote sorgt für den ersten Rauswurf eines Konzernlenkers.
14.02.2022 14:59
Aktualisiert: 14.02.2022 14:59
Lesezeit: 2 min
Streit um Frauenquote: Chef des Motorenbauers Deutz gefeuert
Eine weibliche Auszubildende der Deutz AG arbeitet am Dienstag (13.03.2012) in Köln an einem Dieselmotor. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Nach Differenzen über den Umgang mit Vorgaben für mehr Frauen in Vorständen muss der Chef des Kölner Motorenbauers Deutz seinen Posten räumen. Am Aktienmarkt kam dies nicht gut an. Die Aktie des Motorenbauers brach als schwächster Wert im Kleinwerteindex SDax mit einem Kursverlust von zuletzt mehr als 12 Prozent ein. Damit fiel das Papier auf den tiefsten Stand seit Ende 2020 und hat seit ihrem Zwischenhoch Mitte September 2021 gut 40 Prozent verloren. Der Chef-Weggang erhöhe die Unsicherheit, wie es bei Deutz weitergehe, hieß es aus dem Handel.

Der Vorstandsvorsitzende Frank Hiller ist vom Aufsichtsrat einstimmig aus dem Vorstand abberufen worden, teilte die Deutz AG am Samstagabend mit. Er scheide mit sofortiger Wirkung aus. Seinen Posten übernehme der bisherige Finanzvorstand und Arbeitsdirektor Sebastian Schulte, der seine bisherigen Bereiche interimsweise weiterführe. Der Aufsichtsrat habe bereits einen Prozess aufgesetzt, um die Vakanz im Vorstand im Sinne des Zweiten Führungspositionen-Gesetzes mit einer Frau zu füllen.

Laut Analyst Jorge Gonzalez Sadornil von Hauck Aufhäuser Lampe hat Deutz keine Angaben zu den Hintergründen für die Veränderungen im Management gemacht. Vielmehr betone das Unternehmen, dass Sebastian Schulte ein Teamplayer und eine Führungspersönlichkeit mit starken analytischen Fähigkeiten sei. Der Aufsichtsrat sei der Auffassung, dass Schulte genau die benötigte Expertise für die nächste Phase der Unternehmensentwicklung mitbringe. Deutz soll zu einem profitablen führenden Anbieter von klimaneutralen Antriebslösungen für Fahrzeuge in schwierigen Gelände werden.

Bislang ist die Chefetage der Firma von vier Männern besetzt - und keiner Frau. Seit August 2021 müssen aber große Unternehmen nach dem sogenannten Zweiten Führungspositionen-Gesetz neue Regeln zur Besetzung von Spitzenpositionen befolgen. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen demnach bei Nachbesetzungen in der Top-Management-Etage sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist.

Ein Unternehmenssprecher bestätigte, dass es eine Diskussion über die Umsetzung der Vorgabe gegeben habe, insbesondere darüber, wie das vorausschauend am besten erfolgen könne. Dabei habe es unterschiedliche Auffassungen gegeben. Am Ende habe der Aufsichtsrat die genannten Entscheidungen getroffen, sagte der Sprecher am Sonntag auf Anfrage. Zuvor hatte es Medienberichte über die Differenzen gegeben.

Spätestens Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023 hätte das Thema Vertragsverlängerung bei zwei der bisher vier Vorstände angestanden, sagte der Sprecher weiter.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bezeichnete die Vorgänge bei Deutz als "Super-Gau". So etwas dürfe schlichtweg nicht passieren, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Hier müsse der Aufsichtsrat und vorne weg der Aufsichtsratsvorsitzende frühzeitig die Weichen stellen und Entscheidungen treffen. Die Vorgaben des Zweiten Führungspositionen-Gesetzes seien gerade für mittelständisch geprägte Unternehmen eine große Herausforderung.

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