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Das Corona-Drama beginnt erst jetzt: Privatinsolvenzen steigen um 93,6 Prozent

Lesezeit: 1 min
17.02.2022 13:15  Aktualisiert: 17.02.2022 13:15
Die harten Corona-Maßnahmen zeigen ihre ersten Auswirkungen. Die Privatinsolvenzen in Deutschland sind im vergangenen Jahr um  um 93,6 Prozent gestiegen. 
Das Corona-Drama beginnt erst jetzt: Privatinsolvenzen steigen um 93,6 Prozent
Die Corona-Maßnahmen haben zahlreiche Bürger schwer getroffen. (Foto: dpa)
Foto: Roland Weihrauch

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Fast doppelt so viele private Insolvenzen: Die Privatinsolvenzen in Deutschland sind im vergangenen Jahr um um 93,6 Prozent gestiegen. Insgesamt gab es 109.031 private Insolvenzen und damit um 93,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (2020: 56.324). So lauten die zentralen Ergebnisse aus dem aktuellen „Schuldenbarometer 2021“ des Informationsdienstleisters CRIF. Nach zehn Jahren sinkender Fallzahlen steigen die Privatinsolvenzen 2021 damit erstmals wieder an, liegen jedoch weiter unter dem bisherigen Rekord von 139.110 Privatinsolvenzen aus dem Jahr 2010.

„Der starke Anstieg an Privatinsolvenzen im letzten Jahr ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen entsprechende Anträge auf eine Insolvenz im Jahr 2020 zurückgehalten haben. Die Betroffenen wollten von einer Gesetzesreform profitieren und die angekündigte Reduzierung der Laufzeit des Verfahrens von sechs auf drei Jahre nutzen und stellten den Antrag folglich erst im Jahr 2021“, erklärt CRIF Deutschland Geschäftsführer Dr. Frank Schlein. „Dieser Aufholeffekt trieb die Zahl der Privatinsolvenzen 2021 stark nach oben“, so Dr. Schlein.

Zudem hatten im letzten Jahr die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie einen Einfluss auf die Privatinsolvenzzahlen. Bei vielen Arbeitnehmern und Selbstständigen, die während der Pandemie ihre Arbeit ganz oder teilweise verloren haben, sind die finanziellen Polster irgendwann aufgebraucht. In Deutschland wurde mit erheblichem finanziellen Aufwand und zahlreichen Hilfspaketen versucht, den wirtschaftlichen Schaden gering zu halten. Diese Maßnahmen haben sich positiv auf die Zahlungsfähigkeit von Privathaushalten ausgewirkt. Ansonsten wären 2021 noch mehr Privatinsolvenzen möglich gewesen. „Die Corona-Pandemie hat aufgezeigt, wie schnell unvorhersehbare externe Ereignisse Menschen unerwartet in eine finanzielle Schieflage bringen können“, sagt Dr. Schlein.

Auch der Anteil der ehemals Selbstständigen, die eine Privatinsolvenz anmelden müssen, stieg 2021 stark an. Soloselbstständige und Honorarkräfte aus unterschiedlichsten Branchen haben in der Pandemie von einem Tag auf den anderen nahezu ihr komplettes Einkommen verloren. In der Folge gingen die oft ohnehin geringen Einkünfte weiter zurück und das Ersparte war schnell aufgezehrt - Kredite, Ratenzahlungen oder Mieten können nicht mehr beglichen werden. So zeigen Zahlen, dass sich die Zahl der Selbstständigen, die für ihren Lebensunterhalt finanzielle Unterstützung aus der staatlichen Grundsicherung beziehen, nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Verlauf der Corona-Pandemie versechsfacht hat.


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