Angesichts rasant steigender Preise ebnet die EZB zwei Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges den Weg für eine Zinswende. Sie beschloss am 10. März 2022, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe im dritten Quartal auslaufen zu lassen. Dies allerdings unter der Bedingung, dass der Inflationsausblick sich nicht eintrübe.
Den Schlüsselzins beließen die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zugleich müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz liegt bei minus 0,5 Prozent.
Die EZB hält die Tür zugleich für eine Erhöhung offen. Sie steht bereit, „alle seine Instrumente“ bei Bedarf anzupassen. Damit will sie sicherstellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei dem Zielwert von 2,0 Prozent stabilisiert. Zuletzt war die Teuerung mit 5,8 Prozent aber weit darüber hinausgeschossen.
Nach dem Crash von 2008 versuchten die Zentralbanken, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, indem sie die Zinssätze senkten – schließlich auf null. Als das nicht funktionierte, griffen sie zur quantitativen Lockerung (QE) – zuerst in Milliardenhöhe, jetzt in Billionenhöhe. QE sollte eine Notfallmaßnahme sein, die jedoch nicht gestoppt wurde.
In der Praxis beinhaltet die QE-Politik den Kauf massiver Mengen an Staatsanleihen oder anderer Anlagen von Banken, um mehr Geld in das System zu pumpen. Dieses Geld wird dann von den Banken an Unternehmen verliehen, die es ausgeben, um ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten und ihren Umsatz zu steigern. Aktieninvestoren rechnen mit steigenden Unternehmenseinnahmen und kaufen Aktien, was die Börsen-Kurse steigen lässt.
Die Börsen steigen tendenziell, wenn die Zentralbanken eine expansive Geldpolitik ankündigt, und fallen, wenn die Zentralbanken eine restriktive Geldpolitik ankündigt, so „Bloomberg“. Die QE drückt die Zinsen nach unten. Dies senkt die Renditen, die Anleger und Sparer mit den sichersten Anlagen wie Geldmarktkonten, Einlagenzertifikaten (CDs), Staatsanleihen und Unternehmensanleihen erzielen können.
Anleger sind gezwungen, relativ riskantere Investitionen zu tätigen, um höhere Renditen zu erzielen. Viele dieser Anleger gewichten ihre Portfolios in Richtung Aktien und treiben die Börsenkurse in die Höhe.
Sinkende Zinsen beeinflussen auch die Entscheidungen öffentlicher Unternehmen. Niedrigere Zinsen bedeuten niedrigere Kreditkosten. Unternehmen haben einen Anreiz, ihr Geschäft zu erweitern, und leihen sich dafür oft Geld.
Doch irgendwann endet jede QE-Politik. Was das für die Börsen bedeutet, dürfte auf der Hand liegen.