Finanzen

Wenn der Ukraine-Krieg andauert, bekommen wir einen Goldbullen-Markt

EZB-Ratsmitglied Mario Centeno sagt, dass Europa aufgrund des Ukraine-Kriegs in eine Phase der Stagflation schlittert. In den USA ergab sich in den 1970er Jahren aufgrund der damaligen Stagflation ein regelrechter Goldbullenmarkt.
27.03.2022 19:13
Aktualisiert: 27.03.2022 19:13
Lesezeit: 1 min
Wenn der Ukraine-Krieg andauert, bekommen wir einen Goldbullen-Markt
Ergibt sich bald ein Goldbullenmarkt? (Foto: Schiffgold.com)

Die Weltwirtschaftskrise war die längste und schwerste Wirtschaftskrise, die die Weltwirtschaft je erlebt hat. Sie fand in den 1930er Jahren statt, begann mit dem US-Börsencrash von 1929 und endete nach dem Zweiten Weltkrieg.

Einige Ökonomen argumentieren, dass die Rigidität des Goldstandards die Weltwirtschaftskrise verursacht oder zumindest dazu beigetragen hat. Nach Ansicht der Österreichischen Schule wurde die Krise jedoch durch eine übermäßig expansive Geldpolitik der US-Notenbank Fed in den 1920er Jahren verursacht, die einen nicht nachhaltigen Boom auslöste. Die Depression wurde dann durch viele gescheiterte Interventionen der Regierungen Hoover und Roosevelt verlängert. Diese Eingriffe schränkten die Fähigkeit der Wirtschaft ein, sich nach einem Schock schnell anzupassen. Da half natürlich auch die globale Politik der hohen Besteuerung und Zölle nicht.

Es ist auch erwähnenswert, dass die Weltwirtschaftskrise ein Wendepunkt war, der das Vertrauen in den freien Markt verringerte. Das mit der Krise verbundene Trauma war auch verantwortlich für die Überreaktion der Notenbanken auf die drohende Arbeitslosigkeit in den 1960er Jahren, die schließlich in den 1970er Jahren zur Stagflation und dem daraus resultierenden Goldbullenmarkt führte. Der Begriff Stagflation beschreibt eine Situation eines Währungsraumes, in der wirtschaftliche Stagnation und Inflation miteinander einhergehen.

In einer DWN-Analyse vom 3. März 2022 heißt es: „Gold wird von Investoren seit jeher als sicherer Hafen in Krisenzeiten geschätzt. Der Krieg in der Ukraine und die generell sehr angespannte Lage an den Finanzmärkten sprechen deshalb für das gelbe Edelmetall. Gold könnte aus seiner jahrelangen Bandbreite ausbrechen und auf 3.000 Dollar steigen.“

Im Extremfall, einer Rezession oder gar Stagflation bei gleichzeitiger Dollar-Schwäche, kann den Analysten Ronald-Peter Stoeferle und Mark J. Valek zufolge der Goldpreis auf 5.000 US-Dollar steigen, so „Finanzen.100.de“. „Rezession, Stagflation und/oder eine deutliche US-Dollar-Schwäche lassen den Goldpreis in die Höhe schnellen. Veränderungen der globalen monetären Ordnung sind als Konsequenz einer weiteren US-Rezession und eines Abbruchs der geldpolitischen Normalisierung nicht auszuschließen. In diesem Umfeld ist mit einer signifikanten Aufwertung des Goldpreises zu rechnen. Möglich erscheinen Goldpreise zwischen 1.800 und 5.000 Dollar“, prognostizierten die beiden Analysten bereits im Jahr 2017.

EZB-Ratsmitglied Mario Centeno warnt wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine vor einer Stagflation in Europa. „Es liegen Stagflations-Szenarien vor uns“, sagte der Portugiese bei einer Veranstaltung in Lissabon. Die Entwicklung werde von der Dauer des Konflikts abhängen und der konzertierten Reaktion bei der Fiskalpolitik der Europäer. Die Finanzsanktionen dürften verheerende Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft haben, ergänzte Centeno. Der Weggang vieler großer ausländischer Firmen dürfte die Lage in Russland verschlimmern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Deutsche Start-ups setzen auf Roboterküchen
02.12.2025

Kochroboter erobern Kantinen, Kliniken und Supermärkte. Zwei deutsche Start-ups wollen rund um die Uhr frisch kochen lassen und dabei den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rückkehr in den Arbeitsmarkt: Immer mehr Rentner gehen auf Jobsuche
02.12.2025

Die Aktivrente soll Arbeit im Ruhestand attraktiver machen. Auch wenn die Koalition sich noch über das Rentenpaket streitet, planen viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...