Finanzen

Japans Notenbank verstärkt ultralaxe Geldpolitik

Die Zentralbank will den Anleihemarkt kontrollieren, um die Zinskosten Japans künstlich niedrig zu halten - und könnte damit ins Visier von Spekulanten geraten.
28.03.2022 14:00
Aktualisiert: 28.03.2022 14:16
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Gegen den globalen Trend hält Japans Zentralbank mit aller Macht am lockeren Kurs fest und beschleunigt damit die Talfahrt des Yen. Der Abwertungsdruck auf die japanische Währung stieg am Montag, nachdem die Notenbank zwei Angebote zum Ankauf von zehnjährigen Staatsanleihen in unbegrenztem Umfang auflegte, um die Rendite bei 0,25 Prozent zu deckeln.

Auch für die nächsten drei Tage signalisierte sie die Bereitschaft, solche Bonds ohne Limit aufzukaufen. Sie demonstriert Entschlossenheit, die Zinsen extrem niedrig zu halten - in einem Umfeld, in dem viele andere große Notenbanken wie die amerikanische Fed oder die Bank of England wegen der steigenden Inflation die Zügel anziehen.

Als Folge der Steuerungsoperationen der japanischen Notenbank baute der Dollar seine Gewinne aus und stieg um 2,5 Prozent auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch von 125,10 Yen. Das war der größte Kurssprung seit dem Börsen-Crash vom März 2020.

Die Regierung in Tokio erklärte, sie beobachte den Einfluss der jüngsten Kursverluste des Yen auf die Wirtschaft mit Wachsamkeit. Es sei wünschenswert, dass sich Wechselkurse stabil entwickelten, sagte Chef-Kabinettssekretär Hirokazu Matsuno. Der japanische Währungsexperte Eisuke Sakakibara sieht erst Bedarf für eine Intervention am Devisenmarkt, falls der Dollar-Wechselkurs auf über 130 Yen steigen sollte. Derzeit sei dies jedoch noch nicht angezeigt, da der Yen noch nicht so schwach sei, um die Wirtschaft ernsthaft zu belasten, sagte Sakakibara, der in den 90er Jahren bei staatliche Devisenmarkt-Operationen die Fäden gezogen hat.

Ein Notenbanker bekräftigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters das Ziel, die Rendite der zehnjährigen Anleihe nahe der Null-Prozent-Marke zu halten. Die Bank of Japan (BoJ) betreibt im Zuge ihrer ultra-lockeren Geldpolitik bereits seit Jahren eine sogenannte Zinskurvensteuerung: Sie hat ein kurzfristiges Zinsziel bei minus 0,1 Prozent. Und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen soll bei null Prozent gehalten werden, wobei Ausschläge nach oben und unten bis zu einem Viertelpunkt toleriert werden. Über den Kauf und Verkauf von Anleihen am Markt versucht die BoJ die Rendite in diesem Zielkorridor zu halten.

Auch wenn sich die Notenbank mit ihrer geballten geldpolitischen Macht nun gegen Aufwärtsdruck bei den Renditen stemmt, sehen manche Experten die BoJ vor einer harten Bewährungsprobe: "Die Kraft des Angebots der BoJ zum unbegrenzten Ankauf von Anleihen schwindet eindeutig", meint Ökonom Takahide Kiuchi vom Nomura Research Institute. Womöglich werde der Markt testen, wie sehr die Notenbank entschlossen sei, die Obergrenze der Rendite von 0,25 Prozent zu verteidigen. Die Zentralbank könne darauf mit einer geänderten Zielvorgabe reagieren, und letztlich doch eine höhere Rendite tolerieren. Der Notenbank war es am Montag nur mit Mühe gelungen, die Zinskurve zu steuern. Sie musste mit einer erweiterten Kauf-Offerte nachlegen, nachdem ein erstes Angebot am Markt verpufft war.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Innovation gegen Ärztemangel- Frankreich setzt auf Hightech-Kabinen
16.09.2025

In Frankreich breiten sich in ländlichen Regionen zunehmend Kabinen mit Medizingeräten und Videoberatung durch Ärztinnen und Ärzte aus....

DWN
Politik
Politik Nawrocki besucht Berlin – Bundesregierung weist Reparationsforderungen zurück
16.09.2025

Polens neuer rechtskonservativer Präsident Karol Nawrocki ist zu seinem Antrittsbesuch in Berlin eingetroffen. Dabei könnte es zu...

DWN
Immobilien
Immobilien Smart Cities in Europa: Warum die urbane Zukunft mehr als IT braucht
16.09.2025

Smart Cities gelten als Schlüssel für die urbane Zukunft – doch ohne klare Strategie und Bürgerbeteiligung bleiben sie Stückwerk....

DWN
Politik
Politik EU-Datengesetz: Smart-TV bis E-Bike - mit Data Act haben Nutzer neue Rechte
16.09.2025

Der Data Act der EU sieht seit dem 12. September 2025 vor, dass Hersteller Zugang zu den gespeicherten Daten vernetzter Geräte gewähren...

DWN
Politik
Politik Sondergipfel in Katar: Forderung nach internationalem Waffenembargo gegen Israel
15.09.2025

Der Sondergipfel in Katar hat mit scharfer Kritik auf das israelische Vorgehen reagiert. Mehrere Staaten der Region erklärten ihre...

DWN
Politik
Politik UN-Kritik: Israel zielt auf Journalisten um eigene Gräueltaten zu vertuschen
15.09.2025

252 Reporter sind in gut zweieinhalb Jahren im Gazastreifen getötet worden. Diese Zahl sei kein Zufall, meinen Menschenrechtsexperten und...

DWN
Politik
Politik Elektroautos: Autofahrer revoltieren gegen Brüsseler Kurs
15.09.2025

Subventionen statt Innovation: Während China den Markt dominiert, setzt die EU auf Elektroautos um jeden Preis. Für Autofahrer und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apothekennetz schrumpft - Branche verlangt Reform
15.09.2025

In Deutschland schließen immer mehr Apotheken: Allein im ersten Halbjahr sank die Zahl der Standorte um 238 auf 16.803. Damit hat in den...