Deutschland

Wohnungsangebot in Berlin dank Mietendeckel im Keller – nächste Regulierung wird bereits geprüft

Nur langsam erholt sich der Berliner Wohnungsmarkt von den Folgen des Mietdeckels. Der nächste große Eingriff steht jedoch bereits in den Startlöchern.
13.04.2022 15:00
Lesezeit: 2 min
Wohnungsangebot in Berlin dank Mietendeckel im Keller – nächste Regulierung wird bereits geprüft
Rund ein Jahr nach der Einführung des Mietendeckels durch den damaligen rot-rot-grünen Berliner Senat kassierte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe das Gesetz wieder. (Foto: dpa)

Um mehr als die Hälfte hat der Berliner Mietendeckel das Angebot im Wohnungsmarkt halbiert. Das Bundesverfassungsgericht hatte das Landesgesetz des rot-rot-grünen Berliner Senats zuvor vergangenes Jahr für verfassungswidrig und somit nichtig erklärt. Eine Studie des Münchner ifo Instituts ergibt nun, dass der Mietendeckel jedoch wirtschaftliche Langzeitschäden mit sich gebracht hat. Um bis zu 60 Prozent hätte sich das Angebot seit der Einführung des Mietendeckels verknappt. Auf diesem Niveau verharre es seitdem, wie die Forscher betonen.

"Bereits nach der Ankündigung des Mietendeckels", erklärt Mathias Dolls, stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen, "ist das Angebot an Berliner Wohnungen stark zurückgegangen." In dem nicht vom Mietendeckel betroffenen Bereich sei das Angebot an Wohnungen nach der Ankündigung des Mietendeckels zwar überdurchschnittlich angestiegen, doch mit der Abschaffung hätte sich dieser Trend wieder umgekehrt. Zudem seien durch die Abschaffung des Deckels die Mietpreise der davon betroffenen Wohnungen wieder deutlich angestiegen.

Forscher sehen Spaltung des Berliner Wohnungsmarkts

Durch den Mietdeckel waren die Mietpreise in Berlin zuvor um etwa 11 Prozentpunkte weniger gestiegen als in anderen deutschen Großstädten. Florian Neumeier, Leiter der ifo-Forschungsgruppe Steuer- und Finanzpolitik, erklärt: "Ein Nachholeffekt ist zwar zu beobachten. Allerdings sind die Mietpreise noch nicht auf dem Niveau, auf dem sie wären, wenn es den Mietendeckel nicht gegeben hätte." Die Mietpreise der nicht vom Deckel betroffenen Wohnungen stiegen während die Regelungen noch in Kraft waren, hingegen um durchschnittlich 5 Prozent mehr als in anderen deutschen Großstädten.

Auch nach der Abschaffung des Mietendeckel läge das Mietpreiswachstum in Berlin noch über dem Anstieg in anderen Großstädten. Carla Krolage, Leiterin der Unternehmenskooperationen und Datenstrategie des ifo Instituts, diagnostiziert infolgedessen eine Spaltung des Berliner Wohnungsmarkts: "Seit der Abschaffung des Mietendeckels nähern sich die Mietniveaus im ehemals regulierten und nicht-regulierten Bereich zwar wieder an, allerdings vollzieht sich diese Annäherung nur langsam."

Expertenkommission prüft Machbarkeit der Enteignung großer Wohnungsunternehmen

Zu dem regulierten Bereich gehörten dabei Wohnungen, die vor dem 1. Januar 2014 erstmals bezugsfertig waren. Wohnungen, die ab dem 1. Januar 2014 bezugsfertig waren, fielen wiederum in den nicht-regulierten Bereich. Zur Grundlage ihrer Studie nahmen die Autoren der Studie Daten des Immobilienportals immowelt.de. Basierend darauf verglichen sie die Entwicklungen in Berlin mit jenen in anderen deutschen Großstädten.

Trotz der von den Forschern des ifo Instituts berechneten Auswirkungen des Mietpreisdeckels auf den Berliner Wohnungsmarkt, stehen dort jedoch weitere Regulierungsmaßnahmen im Raum. So hatte sich die Mehrheit der Berliner in einem Volksentscheid im September vergangenen Jahres für eine Enteignung großer Wohnungsunternehmen ausgesprochen. Jüngst, im März, setzte der neue rot-rot-grüne Berliner Senat dann eine Expertenkommission ein. Unter der Ägide der früheren Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) soll die Kommission die Umsetzbarkeit der angedachten Verstaatlichungen nun innerhalb eines Jahres prüfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie im Fokus: Googles TPU-Pläne verschärfen den KI-Wettbewerb
28.11.2025

Der Wettbewerb um die leistungsfähigsten KI-Chips gewinnt rasant an Dynamik, da große Technologiekonzerne ihre Strategien neu ausrichten...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up Etalytics: KI als digitaler Dirigent für die Industrieenergie
28.11.2025

In Deutschlands Fabriken verpuffen gewaltige Mengen Energie. Mit einer eigenen KI, die das System kontrolliert, gelingen Etalytics...

DWN
Finanzen
Finanzen Bullenmarkt im Blick: Steht der globale Aufwärtstrend vor einer Wende?
28.11.2025

Die globalen Aktienmärkte erleben nach Jahren starken Wachstums wieder mehr Unsicherheit und kritischere Kursbewegungen. Doch woran lässt...

DWN
Politik
Politik Milliarden-Etat für 2026: Bundestag stemmt Rekordhaushalt
28.11.2025

Der Bundestag hat den Haushalt für 2026 verabschiedet – mit Schulden auf einem Niveau, das zuletzt nur während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Zu wenige Fachkräfte, zu viele Arbeitslose: Deutschlands paradoxer Arbeitsmarkt
28.11.2025

Deutschland steuert auf fast drei Millionen Arbeitslose zu, doch das eigentliche Problem liegt laut Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bleibt im November bei 2,3 Prozent stabil
28.11.2025

Auch im November hat sich die Teuerungsrate in Deutschland kaum bewegt: Die Verbraucherpreise lagen wie schon im Vormonat um 2,3 Prozent...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Koalition erzielt Kompromisse bei Rente, Autos und Wohnungsbau
28.11.2025

Nach langen Verhandlungen haben CDU, CSU und SPD in zentralen Streitfragen Einigungen erzielt. Die Koalitionsspitzen verständigten sich...

DWN
Politik
Politik Zeitnot, Lücken, Belastung: Schulleitungen schlagen Alarm
28.11.2025

Deutschlands Schulleiterinnen und Schulleiter stehen nach wie vor unter hohem Druck: Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE sind...