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Wo steht der Goldpreis?

Lesezeit: 3 min
26.10.2013 22:02
Roman Schneider, Goldhändler in Freiburg über die Goldpreisentwicklung und den Goldmarkt im Allgemeinen.
Wo steht der Goldpreis?

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Ist der offizielle Goldpreis realistisch? Gibt es eine Knappheit an physischem Gold?

Der offizielle Goldpreis, der in London und anderen Börsen der Welt "festgestellt" wird, wird schon lange signifikant geprägt von den "Papiergold"-Börsen, an denen Leute Gold verkaufen können, die gar keines haben. An der COMEX kann jeder, der gar kein Gold hat, dieses tonnenweise verkaufen. Gerne auch zur späteren Lieferung. Niemand überprüft dort, ob derjenige, der Gold verkauft, überhaupt welches hat. Man muß nur Geld haben und das noch nicht mal im Volumen des Goldkaufes, sondern nur in einer sogenannten "Margin"-Höhe, also einem Bruchteil der Kaufvertragsverpfichtung. Durch solche Goldverkäufe im Voraus - von Leuten, die gar kein Gold haben - wird der Goldpreis künstlich gedrückt. Eine Frage der Zeit, bis dieses System zusammenbricht und der Goldpreis dann signifikant nach oben schnellt, weil er dann nur noch von der tatsächlichen physischen Nachfrage geprägt wird. Schon jetzt können einige Goldminen nicht mehr wirtschaftlich Gold explorieren, da unter Vollkostenrechnung mehr Geld für eine Unze, die aus der Erde zu holen ist, ausgegeben werden muß, als man am Weltmarkt erzielen kann. Und noch immer verdient man in den großen Goldförderländern wie China und Südafrika als Goldminenarbeiter nur einen Bruchteil des westlichen Lohnes. Eine reine Frage der Zeit, bis das Gehaltslevel sich immer mehr angleicht und auch dadurch Gold immer teurer wird.

Wurde in den vergangenen 12 Monaten mehr Gold verkauft oder gekauft? Warum (Liquiditätsprobleme, Spekulation, etc.)?

In den letzten 12 Monaten wurde auf konstant hohem Niveau Gold gekauft und es kam kaum zu Rückgaben. Auch dann nicht, wenn der Goldpreis einen Rücksetzer machte. Unsere Kunden kaufen Gold nicht zur kurzfristigen Spekulation, sondern zur Vermögensabsicherung und als Schutz vor Inflation und langfristigem Währungsverfall. Wer Gold im Jahr 2006 für 481 Euro die Unze gekauft hat, dem ist es egal, ob Gold von 1300 Euro pro Unze auf 1000 Euro pro Unze fällt. Er hat sein Geld immer noch verdoppelt und ein Vielfaches "verdient", was ein Sparbuch hätte bringen können. Festgelder und Sparbücher sind nach Inflationsverrechnung aktuell ein Vermögensvernichter. Unserer Kunden wissen das und schlafen beruhigt mit Gold ein. Über temporäre Kursschwankungen lachen fast alle unsere Kunden. Auf 100 Käufer kommt weniger als ein Verkäufer und der hätte ohnehin verkauft, weil irgendeine Anschaffung finanziert werden muß.

Gibt es Veränderungen bei Ihrem Publikum (z.B. jüngere Käufer) oder kaufen nach wie vor die traditionellen Kunden Edelmetalle?

Die Goldkäufer sind überwiegend dem Mittelstand zuzurechnen, die sich im Laufe eines Lebens ein "Vermögen" zusammen gespart haben (i.d.R. durch Konsumverzicht) und nunmehr Angst haben, dies durch einen Eurozerfall, eine Währungsreform oder auch nur eine Inflation zu verlieren. Mit Gold fühlt man sich auf der sicheren Seite. Für den einen ist ein Vermögen dabei 15.000 Euro, für den anderen 200.000 oder 800.000 Euro. Wer überraschend wenig Gold physisch Gold kauft, sind die sogenannten VIPs, die in der Regel immer einen Vorstand einer Bank oder Sparkasse "zum Freund" haben, der davon abrät und einen "ganz wunderbaren" Fonds empfehlen kann, der i.d.R. mit einem hohen Aufgeld für das Kreditinstitut verbunden ist. Uns sind dabei schon Anleger begegnet, denen eine Bank einen asiatischen Tiger-Aktienfonds empfohlen hat - um das Geld für ein Jahr bis zu einem Immobilienerwerb zu parken. Wir nehmen zur Kenntnis, daß einige Banken immer noch nichts gelernt haben und das Eigeninteresse über das Kundeninteresse stellen. Viele unserer Kunden treffen Kaufentscheidungen nachts und kaufen z.B. über unsere Onlineplattform www.Silber-Philharmoniker.de nachts zwischen 23.00 Uhr und 02.00 Uhr morgens ein, ein Trend, der immer weiter zunimmt: Nächtliche Edelmetallkäufe vom Smartphone oder Tablet - PC. Aktuell kommen bereits 20% unserer Käufe von nachts per Mobilgerät surfenden Kunden.

Sehen Sie Entwicklungen weg von Gold hin zu anderen Edelmetallen?

Unsere Kunden kaufen zu gleichen Teil Gold und Silber, in der Regel Anlagemünzen wie Maple Leaf oder Wiener Philharmoniker in Silber und beim Gold: Maple Leaf, Känguru, Wiener Philharmoniker und Krügerrand. Eine Verschiebung können wir nicht feststellen. Wer allerdings seit Jahren schon Silber gekauft hat, geht oft früher oder später vermehrt in Gold - aus Platzgründen. Für 10.000 Euro in Silber braucht man einen Schuhkarton, der 15 Kilo wiegt. 10.000 Euro in Gold kann man gut in der Faust verstecken. Hin und wieder fragen Kunden nach Metallen wie Platin und Palladium, die aber sehr stark von der industriellen Nachfrage abhängig sind und auch mit 19% MwSt in Deutschland belastet sind.

Zu beobachten ist allerdings ein Trend zu einem Investment in strategische Metalle wie Indium, Hafnium etc. , zu Metallen wie sie im Handy oder Flachbildschirmbau benötigt werden. Unserer Ansicht nach bietet sich hier auch für den Investor, der schon Gold und Silber hat, eine schöne Investmentmöglichkeit, in eine boomende Elektronikindustrie und nur begrenzte Vorräte an den strategischen Metallen zu investieren.


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