Deutschland

Deutsche Exporte verzeichnen stärksten Rückgang seit zwei Jahren

Die deutschen Exporte sind in der Folge des Kriegsbeginns deutlich zurückgegangen. Vor allem das Russland-Geschäft ist eingebrochen.
04.05.2022 09:37
Lesezeit: 1 min

Die deutschen Exporte sind im ersten Monat nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine so stark gefallen wie seit dem Beginn der Corona-Krise vor zwei Jahren nicht mehr. Sie sanken im März um 3,3 Prozent zum Vormonat auf 120,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Einen größeren Rückgang gab es zuletzt im April 2020, als die Pandemie den Außenhandel ausbremste. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Minus von 2,0 Prozent gerechnet, nachdem es im Februar noch ein saison- und kalenderbereinigtes Wachstum von 6,2 Prozent gegeben hatte.

Die Importe legten dagegen im März um 3,4 Prozent zu, nach einem Plus von 4,7 Prozent im Februar.

"Der Exportrückgang ist auch das Resultat des Ukraine-Kriegs", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger. "Die März-Daten sind hier die ersten, bei denen das so richtig sichtbar wird." Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

"Die deutschen Exporte laufen Gefahr aus dem Tritt zu kommen", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Das internationale Umfeld trübt sich ein. Lieferkettenschwierigkeiten, hohe Inflation und steigende Zinsen sind nicht gerade gute Zutaten für anziehende Exporte."

US-GESCHÄFT BRUMMT - CHINA KAUFT WENIGER

Die deutschen Ausfuhren nach Russland brachen im März wegen der Sanktionen und anderer Maßnahmen zur Exportbeschränkung um 62,3 Prozent auf nur noch 0,9 Milliarden Euro ein. Die Importe aus Russland gaben dagegen nur um 2,4 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro nach. Deutschland importiert von dort vor allem Öl und Erdgas.

Die deutschen Ausfuhren in die EU-Mitgliedstaaten schrumpften im März um 1,7 Prozent. Die Exporte zum wichtigsten Kunden USA wuchsen dagegen um 3,2 Prozent, während die nach China um 4,3 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro fielen.

Die Volksrepublik kämpft derzeit mit rigiden Maßnahmen gegen eine neue Corona-Welle, was auch den Handel behindert. "Der Corona-Ausbruch in China wird dem Sektor noch zu schaffen machen", sagte Ökonom Krüger. Auch das Geschäft mit Großbritannien gab nach, und zwar um 3,9 Prozent.

Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich allerdings einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge im April vom Einbruch im Vormonat etwas erholt. Das Barometer für die Erwartungen an das Auslandsgeschäft kletterte auf plus 3,5 Punkte, nach minus 2,9 Punkten im März.

"Trotz hoher Unsicherheit und Logistikproblemen zeichnet sich derzeit eine Stabilisierung des Exportklimas ab", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Demnach gehen viele Unternehmen von steigenden Exporterlösen aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schweizer Rohstoffhändler wankt: Gunvor-Chef steigt aus – die Lehren aus Gunvors Buy-out
04.12.2025

Gunvor galt lange als diskreter Globalplayer im Ölhandel – bis der Flirt mit dem russischer Öl- und Gaskonzern Lukoil sowie Vorwürfe...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...