Deutschland

Hackerangriffe auf deutsche Windkraftanlagen reißen nicht ab: Steckt Russland dahinter?

Beweise gibt es nicht - aber bestimmte Hinweise.
10.05.2022 17:47
Lesezeit: 1 min

Die digitale Dimension des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine weitet sich auf Deutschland aus. Das Ziel: eine weitere Destabilisierung des Energiemarktes. Hierbei haben es die Hacker in erster Linie auf die Windkraftanlagen abgesehen. Sie sind die zweitwichtigste Quelle Deutschlands zur Stromgewinnung. Zwar gebe es keine konkreten Beweise, allerdings schlagen Sicherheitsexperten Alarm und warnen vor einem Blackout.

Wie das deutsche Fach-Magazin "Markt & Mittelstand" berichtet, leide die Windenergiebranche unter massiven Hackerangriffen, die seit dem Einmarsch russischer Truppen stark zugenommen haben. So ist zum Beispiel Deutschlands größter Windrad-Hersteller, die börsennotierte "Nordex" aus Hamburg, knapp anderthalb Monate nach einem ersten Hacker-Angriff telefonisch immer noch nicht erreichbar.

Die "Deutsche Windtechnik", ein rund 2000 Mitarbeiter starker Serviceanbieter für Windenergie-Anlagen aus Bremen, kämpft seit Mitte April mit den Folgen eines Cyberangriffs. Und es ist wohl kaum ein Zufall, dass ausgerechnet in der Nacht des Angriffs am 24. Februar um 4 Uhr morgens das Satellitennetzwerk KA-SAT ausfiel. Es hilft bei der Überwachung von Windrädern. Das leidtragende Unternehmen: Der deutsche Hersteller von Windenergieanlagen "Enercon", der den Ausfall von 5.800 Windkraftanlagen zu beklagen hatte.

Mittlerweile beschäftigen sich Kriminalisten und IT-Spezialisten mit den Folgen des Angriffs. Und auch das "Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik" (BSI) ist eingeschaltet. Schließlich handle es sich bei den Vorfällen um Angriffe auf sensible Infrastruktur in Deutschland.

Das Handelsblatt schreibt, dass dem BSI aus „verlässlicher Quelle“ eine Bewertung der laufenden Analysen vorläge, demzufolge „weitreichende Auswirkungen denkbar sind, die durch einen Cyberangriff verursacht sein könnten". Allerdings: Beweise für einen Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat bisher niemand öffentlich vorgelegt. Auch wenn die steigende Intensität der Angriffe auf Windenergie-Betreiber seit Kriegsausbruch dafür spreche.

Schließlich könnten russische Cyber-Attentäter darauf spekulieren, die Verwundbarkeit der deutschen Energieversorgung weiter auszunutzen, nachdem die Abhängigkeit Deutschlands von Gas, Öl und Kohle aus Russland bereits sichtbar und als Problem erkannt worden ist.

In einem Worst-Case-Szenarien würden die Anlagen und die eigene operative IT-Infrastruktur der Unternehmen stillstehen, zusammenhängende Bereiche wie Transportnetze könnten zudem kritische Einrichtungen eines ganzen Landes durch Sabotage schädigen.

Schon vor dem Ukrainekrieg hatte es Angriffe auf die Windenergie-Branche gegeben. Allerdings scheinen die Cyber-Angriffe seit dem Beginn des Ukraine-Konflikte noch einmal eine andere Dimension angenommen zu haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...