Wirtschaft

Getreide: Globaler Ernte-Rückgang erwartet, Börse reagiert mit kräftigem Preisanstieg

Eine Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums sagt eine globale Ernteknappheit beim Weizen voraus - und sorgt damit für kräftige Preissprünge an der Börse.
13.05.2022 16:44
Aktualisiert: 13.05.2022 16:44
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Getreide: Globaler Ernte-Rückgang erwartet, Börse reagiert mit kräftigem Preisanstieg
Ein Report des US-Landwirtschaftsministeriums prophezeit eine sinkende Weizenernte. (Foto: pixabay)

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) sorgt für kräftige Preissprünge auf dem Getreidemarkt: Sein in dieser Woche erschienene Report - der eine umfassende Prognose der globalen Angebots- und Nachfragesituation beim Getreide enthält - sorgte am Donnerstag an der Getreidebörse MATIF in Paris für ein kleines Beben.

Der Weizenpreis für die neue Ernte im September legte um 10,50 Euro zu und stieg damit auf satte 413,75 Euro pro Tonne. Neben den Kursen für Weizen legten auch die für Mais und Soja zu.

Einen großen Einfluss auf die Prognose haben der Krieg und der Ausfall der Ukraine als Produzent und Exporteur. Konkret bedeutet das: Im neuen Jahr bleibt die globale Versorgung sehr angespannt, und es wird zu deutlichen Verschiebungen der Handelsströme kommen.

Grundsätzlich geht die globale Weizenprognose des USDA für 2022/23 von einem kleineren Angebot und einen geringeren Verbrauch aus. Dafür soll der Handel wachsen und die Endbestände, sprich Vorräte, deutlich schrumpfen.

Die globale Weizen-Ernte wird auf 774,8 Millionen Tonnen geschätzt. Das sind 4,5 Millionen Tonnen weniger als in der aktuellen Saison 2021/22. Die Produktionsrückgänge in der Ukraine, in Australien und Marokko können nur teilweise durch Produktionssteigerungen in Kanada, Russland und den Vereinigten Staaten ausgeglichen werden. Die Produktion in der Europäischen Union wird mit 136,50 Millionen veranschlagt. Das sind 1,9 Millionen weniger als 2021/22.

Eine Ausnahme in Sachen sinkender Produktionszahlen stellen die USA und Russland dar. Die geschätzte Produktion von 47,1 Millionen Tonnen in den USA übertrifft jene des Vorjahres um 2,3 Millionen. Die russische Ernte hingegen schätzt das USDA auf 80 Millionen Tonnen im Jahr 2022/23. Das wäre ein Anstieg von rund fünf Millionen Tonnen und ein neuer Produktionsrekord. Damit wäre Russland voraussichtlich mit 39 Millionen Tonnen der führende Weizenexporteur 2022/23, gefolgt von der Europäischen Union mit 36 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Im aktuellen Jahr exportiert die EU 31 Millionen Tonnen. Es folgen Australien und Kanada mit 24 Millionen sowie die Vereinigten Staaten mit knapp 22 Millionen Tonnen.

Auch interessant: Die Produktion in der Ukraine wird aufgrund des andauernden Krieges schätzungsweise auf 21,5 Millionen Tonnen zurückgehen - das sind 11,5 Millionen weniger als 2021/22. Was den ukrainischen Export angeht: Er wird 22/23 schätzungsweise zehn Millionen Tonnen betragen, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um neun Millionen Tonnen entspricht.

Der prognostizierte weltweite Weizen-Verbrauch für 2022/23 ist mit 787,5 Millionen Tonnen etwas niedriger als in der aktuellen Saison. Der Grund: Der Zunahme beim menschlichen Verbrauch steht eine deutlich sinkende Futtermittelnutzung gegenüber. Hingegen soll der Welthandel mit Weizen (also die Exporte) in der Saison 2022/23 nach Einschätzung des USDA einen Rekordwert von 204,9 Millionen Tonnen erreichen. Das sind fünf Millionen mehr als im Vorjahr.

Weiter erwartet die USDA, dass die weltweite Maisproduktion gegenüber dem Rekordhoch des letzten Jahres deutlich zurückgehen wird. Das ist hauptsächlich auf einen Rückgang der Produktion in der Ukraine, aber auch in den Vereinigten Staaten, der EU und China zurückzuführen.

Dieser Rückgang kann auch nicht durch die erwartete Steigerung der Mais-Ernten in Brasilien, Argentinien, Serbien und Südafrika ausgeglichen werden. Deshalb wird die weltweite Maisproduktion voraussichtlich um 15 Millionen Tonnen zurückgehen.

Im Gegensatz zur Europäischen Kommission prognostiziert das USDA in seinem Report Mais-Importe von rund 15 Millionen in die Union, während die Kommission nur von 9 Millionen ausgeht.

Die prognostizierten weltweiten Mais-Endbestände für 2022/23 sollen um rund 5 Prozent auf 267 Millionen Tonnen schrumpfen. Das wäre der niedrigste Stand seit sechs Jahren. Die größten Veränderungen werden herbei in Indien erwartet, wo die Bestände aufgrund des starken Exports auf ein Fünfjahrestief von voraussichtlich 16,4 Millionen Tonnen zurückgehen werden.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Das Weltall: Die neue ökonomische Frontlinie
10.08.2025

Wem nützt Raumfahrt überhaupt? Im Hintergrund entsteht eine neue wirtschaftliche Realität – Daten, Technologien und Industrien in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zuverlässigkeit im europäischen Luftverkehr: Welche Airline hält Wort – und welche nicht?
10.08.2025

Verspätungen, Streiks, Entschädigungen – der europäische Luftverkehr steht unter Druck. Eine aktuelle Analyse deckt auf, welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Geopolitik, KI und Regulierung befeuern Europas Sicherheitsausgaben
10.08.2025

Geopolitische Spannungen, strengere Gesetze und KI-getriebene Cyberangriffe zwingen Europas Wirtschaft zu massiven Investitionen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerlast: Wie Deutschland Durchschnittsverdiener abzockt und Spitzenverdiener entlastet
09.08.2025

Deutschland hat die zweithöchste Abgabenlast weltweit – aber nur für Normal- und Geringverdiener. Ein OECD-Vergleich zeigt, dass...

DWN
Technologie
Technologie Zwei Jahre für einen neuen Funkmast: Warum Deutschland beim Netzausbau hinten liegt
09.08.2025

Trotz hoher Netzabdeckung kämpfen Unternehmen hierzulande mit Funklöchern und hohen Kosten. Eine Ericsson-Studie zeigt, wie stark...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Milliardenpläne in der Arktis: Konkurrenz für Suez- und Panamakanal
09.08.2025

China und Russland treiben gemeinsam ein Milliardenprojekt in der Arktis voran, das den Suez- und Panamakanal umgehen könnte. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen So werden Sie reich mit Autos: Warum Oldtimer besser sind als Aktien
09.08.2025

Oldtimer als Kapitalanlage? Zwei Autoprofis erklären, warum Klassiker und Supersportwagen echte Geldmaschinen sind – und welche Modelle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle treiben Afrika in Chinas Einflusszone
09.08.2025

Afrikas Exporte geraten ins Fadenkreuz von Trumps Zollhammer – doch für China öffnet sich ein geopolitisches Zeitfenster. Wie der...