Vor allem in klassischen Gründer-Branchen wie Gastronomie und Einzelhandel interessierten sich immer weniger Menschen für den Schritt in die Selbstständigkeit, berichtet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in seinem "Report Unternehmensgründungen". Danach ist die Zahl derer, die sich bei den Industrie- und Handelskammern (IHKs) in persönlichen Gesprächen über eine Existenzgründung informiert hatten, um 10 Prozent gesunken.
Mit 159.682 persönlichen Gesprächen erreichte das Gründungsinteresse in Industrie, Handel und Dienstleistungsbranchen den tiefsten Wert in der seit 2002 geführten Statistik. In den IHK-Gründungsberatungen, denen meist bereits ein ausformuliertes Geschäftskonzept zugrunde liegt, betrug der Rückgang 13 Prozent.
"Wir sehen eine Reihe von besorgniserregenden Entwicklungen", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian dem RND. "Erneut sind viele Gründungen zurückgestellt worden. Vor allem in den Bereichen, die das Unternehmertum in den Regionen prägen, beobachten wir eine deutliche Zurückhaltung." Besonders in Einzelhandel und Gastronomie seien die Unsicherheiten nach den langen Lockdown-Phasen infolge der Corona-Pandemie groß.
Laut DIHK wuchs aber das Interesse an Nebenerwerbsgründungen gegen den Trend. Vier Prozent mehr Gründer wollten sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ein zweites berufliches und finanzielles Standbein aufbauen. Auch bei größeren Betrieben legte die Zahl der Gründungen zu. An die Politik appellierte Adrian, die Erwartungen der Gründer ernst zu nehmen. Dazu gehörten weniger Bürokratie, einfache und schnelle Prozesse sowie ein besserer Zugang zur Gründungsfinanzierung.