Technologie

Studie: Affenpocken-Erreger weist überraschend viele Mutationen auf

Der Affenpocken-Erreger des aktuellen Ausbruchs ist einer Studie zufolge überraschend stark mutiert. Die Forscher vermuten eine "Anpassung an den Menschen".
24.06.2022 11:24
Lesezeit: 1 min
Studie: Affenpocken-Erreger weist überraschend viele Mutationen auf
Dieses Bild aus dem Jahr 1997 entstand während einer Untersuchung eines Affenpockenausbruchs in der Demokratischen Republik Kongo. (Foto: dpa) Foto: -

Der Erreger des aktuellen Ausbruchs von Affenpocken ist laut einer Studie überraschend stark mutiert. Verglichen mit verwandten Viren aus den Jahren 2018 und 2019 gebe es rund 50 Unterschiede im Erbgut, schreibt ein Team aus Portugal im Fachblatt "Nature Medicine". Dies sei weit mehr als anhand früherer Schätzungen für diese Art von Erreger zu erwarten gewesen wäre: grob 6- bis 12-mal mehr. Der abweichende Zweig könne ein Zeichen beschleunigter Evolution sein. Die Arbeit stützt sich vor allem auf Analysen von portugiesischen Fällen.

Bisher hatten Fachleute mit Blick auf diese Art von Virus von einer grundsätzlich eher langsamen Entwicklung gesprochen - insbesondere verglichen mit den sehr zahlreichen Mutationen von Sars-CoV-2.

Die Autoren der Studie vermuten hinter dem aktuellen Ausbruch eine oder mehrere Einschleppungen aus einem Land, in dem das Virus dauerhaft vorkommt. Superspreader-Events und internationale Reisen schienen dann die weitere Ausbreitung befördert zu haben. "Unsere Daten liefern zusätzliche Hinweise auf anhaltende virale Evolution und mögliche Anpassung an den Menschen", schreibt das Team um Joao Paulo Gomes vom National Institute of Health Doutor Ricardo Jorge (INSA) in Lissabon.

Zur Mutationsrate erklärte der Experte für die Evolution von Viren, Richard Neher (Basel), sie sei "in der Tat überraschend hoch". Die Mutationen hätten ein ganz spezifisches Muster. Die Autoren vermuteten, dass Enzyme des menschlichen Immunsystems für diese Veränderungen im Genom verantwortlich sind.

"Auch innerhalb des aktuellen Ausbruchs sehen wir diese beschleunigte Mutation. Die Rate ist in etwa bei einer Mutation pro Genom pro Monat - mit einiger Unsicherheit", sagte Neher. Sars-CoV-2 habe etwa zwei Mutationen pro Genom pro Monat, doch dies Genom sei etwa siebenmal kleiner. Solche Vergleiche der Mutationsraten seien jedoch nicht sehr aussagekräftig und sagten nur wenig über die relative evolutionäre Wandelbarkeit der Viren aus.

Auf die Frage, ob die Mutationen die derzeitige Verbreitung erst möglich gemacht haben, erklärte der Wissenschaftler, dass es darauf seines Wissens keine Hinweise gebe, man es aber nicht ausschließen könne. Die meisten der Mutationen hätten "vermutlich keine dramatischen Auswirkungen".

Wie Neher schildert, haben mittlerweile viele Labore das Erbgut von Affenpocken-Fällen analysiert - die meisten dieser Sequenzen gehörten zu dem in der Studie beschriebenen Cluster.

Weltweit sind in diesem Jahr inzwischen rund 5000 Affenpocken-Infektionen bei Menschen gemeldet worden. In mehr als 40 Ländern außerhalb Afrikas, in denen die Krankheit bis Mai praktisch unbekannt war, waren es 3308 Fälle, wie aus Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC Stand Mittwoch kurz vor Mitternacht MESZ hervorgeht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Bankenregulierung: Neue Regelungen setzen Europas Institute unter Druck
26.11.2025

Die europäische Bankenaufsicht ringt derzeit mit der Frage, wie sich Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit neu austarieren lassen, ohne...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...