Deutschland

Experte: Steigende Corona-Inzidenzen sind irrelevant

Die derzeit steigenden Infektionszahlen sieht ein Gesundheitsexperte gelassen. Minister Lauterbach warnt vor einer „Sommerwelle“.
27.06.2022 10:00
Aktualisiert: 27.06.2022 10:54
Lesezeit: 2 min
Experte: Steigende Corona-Inzidenzen sind irrelevant
Eine undatierte elektronenmikroskopische Aufnahme des «U.S. National Institute of Health» zeigt das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) (orange), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen (grau) austritt. Die Probe wurde von einem Patienten in den USA isoliert. (Foto: dpa) Foto: ---

Den derzeitigen Anstieg der Corona-Fallzahlen in Deutschland sieht der Experte Klaus Stöhr gelassen. Im ZDF-Morgenmagazin sprach er von „irrelevanten Meldeinzidenzen“. Man müsse auf die Entwicklung in den Krankenhäusern achten. „Und da sehen wir eigentlich gar keine Zunahme. Ganz im Gegenteil. Die Situation ist so entspannt, wie man es nur hoffen konnte für den Sommer. Und daran wird sich auch nichts dramatisch ändern“, sagte Stöhr, der Mitglied im Sachverständigenausschuss zur wissenschaftlichen Beurteilung der staatlichen Corona-Beschränkungen ist.

Stöhr betonte, dass der breite, langandauernde Schutz für jede Person erst durch die Infektion komme. „Wer jetzt nach Masken ruft, das darf man immer nicht vergessen, der nimmt eigentlich auch den Menschen die Gelegenheit, sich langfristig mit dem Coronavirus zu arrangieren.“ Zwar sollte man vor einer Infektion geimpft worden sein. Jeder der sich langfristig schützen wolle, müsse sich impfen lassen, sagte Stöhr. Aber erst die Kombination aus Impfung und Infektion bringe den „langen und sicheren Schutz“.

Lauterbach warnt vor „Sommerwelle“

In der Corona-Krise zeichnet sich nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach diesmal auch über den Sommer eine angespanntere Lage ab. „Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden. Das bedeutet auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung“, sagte der SPD-Politiker der Rheinischen Post (Mittwoch). „Weil die aktuelle Virusvariante sehr leicht übertragbar ist und weil fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen sind, verpufft in diesem Jahr der Sommereffekt in der Pandemie.“ Laut Robert Koch-Institut (RKI) nehmen Neuinfektionen weiter zu.

Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl unerfasster Fälle aus - auch weil nicht alle Infizierten PCR-Tests machen, die nur in der Statistik zählen. Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme können zu Verzerrungen von Tageswerten führen.

Lauterbach sagte RTL/ntv, dass er „vierstellige Inzidenz-Zahlen für möglich“ halte. Zwar gebe es keinen Grund zur Panik, allerdings würden nach steigenden Zahlen künftig auch die der Todesfälle wieder zunehmen.

Im Frühjahr und Sommer, wenn viele Aktivitäten draußen stattfinden, gingen die Fallzahlen im bisherigen Pandemie-Verlauf stark herunter. Experten verweisen zur aktuellen Entwicklung auf den ansteckenderen Untertyp BA.5 der Omikron-Virusvariante, der zuletzt in Deutschland zulegte. Zudem waren im vergangenen Sommer Corona-Alltagsauflagen wie Maskenpflichten in Kraft. Jetzt sind staatliche Vorgaben weitgehend weggefallen. Maskenpflichten gelten noch in Bussen und Bahnen und - unabhängig von staatlichen Vorgaben - etwa in Kultureinrichtungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...