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Gaskrise: Aluminium-Hersteller bereiten sich auf Abschaltung vor

Lesezeit: 1 min
01.07.2022 10:08  Aktualisiert: 01.07.2022 10:08
Die deutschen Aluminium-Hersteller stellen Notfallpläne für die anhaltende Gaskrise auf. Die drohende Abschaltung der 240 Unternehmen soll geordnet ablaufen.
Gaskrise: Aluminium-Hersteller bereiten sich auf Abschaltung vor
Wirtschaftsminister Robert Habeck besuchte im Januar das Werk von Trimet Aluminium. Muss es wegen Gasengpässen abgeschaltet werden? (Foto: dpa)

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Die energieintensive Aluminium-Industrie in Deutschland bereitet sich angesichts der Unsicherheiten in der Gasversorgung auf den Extremfall vor. "Die Vorbereitung auf das Worst-Case-Szenario besteht bei den Unternehmen im Aufstellen von Notfallplänen", sagte der Präsident des Verbands Aluminium Deutschland, Hinrich Mählmann, in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Dabei gehe es darum, welche Gasverbraucher zuerst und dann in der Folge abgeschaltet werden müssten. Dies sei jedoch nur in einem gewissen Umfang möglich, danach müssten die Betriebe geschlossen werden. "Dann besteht der Notfallplan daraus, Liquidität so zu managen, dass die Firmen zumindest eine gewisse Zeit überleben. Aber auch dieser Zeitraum ist dann begrenzt."

Zur Aluminiumindustrie in Deutschland gehören rund 240 Unternehmen mit insgesamt über 60.000 Beschäftigten. Die Branche mit Unternehmen wie Hydro Aluminium, Speira und Trimet Aluminium erzielte zuletzt einen Umsatz von knapp 22 Milliarden Euro. Sie gehört neben der Chemie-, der Stahl-, der Glas- und der Papierindustrie zu den größten Gasverbrauchern in Deutschland.

Mehr zum Thema: Papierindustrie schlägt wegen Gaskrise Alarm

Die Verfügbarkeit von Gas sei für die Branche und ihre Produktionsprozesse von enormer Bedeutung, betonte Mählmann. Die Produkte würden mehrmals wärmebehandelt. Dazu gehöre das Schmelzen beim Recycling oder das Aufwärmen bei der Bearbeitung. Ersetzen lasse sich das Gas nicht so ohne weiteres und auch nicht kurzfristig.

Aus einer von Aluminium Deutschland durchgeführten Mitgliederbefragung gehe hervor, dass neun von zehn Unternehmen nicht auf einen anderen Energieträger ausweichen können, sollte kurzfristig kein Gas mehr zur Verfügung stehen. Bereits ab einer Verringerung der Gaszufuhr von bis zu 30 Prozent würde bei der Hälfte der Unternehmen die Produktion stillstehen.

Die energieintensiven Industrien bringen sich derzeit für eine Gasnotlage in Stellung und verstärken ihre Lobbyarbeit, falls eine Rationierung des Energieträgers ansteht.

"Die Bundesnetzagentur hat die großen Gasletztverbraucher befragt und daraus ihre Schlüsse gezogen", berichtete Mählmann und gab angesichts der Diskussion über Systemrelevanz und Prioritäten zu Bedenken: "Wenn ein zweifelsohne systemrelevanter Hersteller von Aluminiumverpackungen für die Pharmabranche seine Vorprodukte, sogenannte Butzen, nicht bekommt, ist ihm auch nicht geholfen. Genauso wenig kann ein Elektro-Pkw-Hersteller ein Auto ohne Aluminium-Batteriekasten verkaufen."


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