Deutschland

Gaskrise: Aluminium-Hersteller bereiten sich auf Abschaltung vor

Die deutschen Aluminium-Hersteller stellen Notfallpläne für die anhaltende Gaskrise auf. Die drohende Abschaltung der 240 Unternehmen soll geordnet ablaufen.
01.07.2022 10:08
Aktualisiert: 01.07.2022 10:08
Lesezeit: 1 min

Die energieintensive Aluminium-Industrie in Deutschland bereitet sich angesichts der Unsicherheiten in der Gasversorgung auf den Extremfall vor. "Die Vorbereitung auf das Worst-Case-Szenario besteht bei den Unternehmen im Aufstellen von Notfallplänen", sagte der Präsident des Verbands Aluminium Deutschland, Hinrich Mählmann, in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Dabei gehe es darum, welche Gasverbraucher zuerst und dann in der Folge abgeschaltet werden müssten. Dies sei jedoch nur in einem gewissen Umfang möglich, danach müssten die Betriebe geschlossen werden. "Dann besteht der Notfallplan daraus, Liquidität so zu managen, dass die Firmen zumindest eine gewisse Zeit überleben. Aber auch dieser Zeitraum ist dann begrenzt."

Zur Aluminiumindustrie in Deutschland gehören rund 240 Unternehmen mit insgesamt über 60.000 Beschäftigten. Die Branche mit Unternehmen wie Hydro Aluminium, Speira und Trimet Aluminium erzielte zuletzt einen Umsatz von knapp 22 Milliarden Euro. Sie gehört neben der Chemie-, der Stahl-, der Glas- und der Papierindustrie zu den größten Gasverbrauchern in Deutschland.

Mehr zum Thema: Papierindustrie schlägt wegen Gaskrise Alarm

Die Verfügbarkeit von Gas sei für die Branche und ihre Produktionsprozesse von enormer Bedeutung, betonte Mählmann. Die Produkte würden mehrmals wärmebehandelt. Dazu gehöre das Schmelzen beim Recycling oder das Aufwärmen bei der Bearbeitung. Ersetzen lasse sich das Gas nicht so ohne weiteres und auch nicht kurzfristig.

Aus einer von Aluminium Deutschland durchgeführten Mitgliederbefragung gehe hervor, dass neun von zehn Unternehmen nicht auf einen anderen Energieträger ausweichen können, sollte kurzfristig kein Gas mehr zur Verfügung stehen. Bereits ab einer Verringerung der Gaszufuhr von bis zu 30 Prozent würde bei der Hälfte der Unternehmen die Produktion stillstehen.

Die energieintensiven Industrien bringen sich derzeit für eine Gasnotlage in Stellung und verstärken ihre Lobbyarbeit, falls eine Rationierung des Energieträgers ansteht.

"Die Bundesnetzagentur hat die großen Gasletztverbraucher befragt und daraus ihre Schlüsse gezogen", berichtete Mählmann und gab angesichts der Diskussion über Systemrelevanz und Prioritäten zu Bedenken: "Wenn ein zweifelsohne systemrelevanter Hersteller von Aluminiumverpackungen für die Pharmabranche seine Vorprodukte, sogenannte Butzen, nicht bekommt, ist ihm auch nicht geholfen. Genauso wenig kann ein Elektro-Pkw-Hersteller ein Auto ohne Aluminium-Batteriekasten verkaufen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie EU warnt: Reale Emissionen von Plug-in-Hybriden 5-mal so hoch wie angegeben
06.11.2025

Plug-in-Hybride gelten als umweltfreundliche Alternative, doch ihre realen CO₂-Emissionen liegen deutlich über den offiziellen Angaben....

DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie im Aufwind: Autobauer erzielt Gewinn wie prognostiziert – was Anleger jetzt wissen müssen
05.11.2025

Die BMW-Aktie legt deutlich zu, doch hinter den glänzenden Zahlen verbirgt sich mehr als nur ein starkes Quartal. Stabilisierung in China,...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Frankfurt: DAX-Kurs schließt wieder über 24.000 Punkten – Anleger in Frankfurt atmen auf
05.11.2025

Nach einem turbulenten Wochenbeginn zeigt sich der DAX-Kurs überraschend robust. Trotz globaler Unsicherheiten und schwankender US-Daten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Industrie im Umbruch: Produktion wächst, Aufträge und Beschäftigung sinken
05.11.2025

Die Industrie in Europa zeigt ein uneinheitliches Bild. Einige Länder steigern ihre Produktion, während andernorts Aufträge und...

DWN
Technologie
Technologie „DeepL Agent“: Start-up DeepL startet autonomen KI-Agenten
05.11.2025

Der Kölner KI-Übersetzungsspezialist DeepL hat bislang selbst großen Tech-Konzernen erfolgreich die Stirn geboten. Nun fordert das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau Mittelstand: Jedes vierte Familienunternehmen baut Jobs ab
05.11.2025

Auch bei den Familienunternehmen in Deutschland sind zunehmend Jobs in Gefahr: 23 Prozent der Unternehmer wollen in diesem Quartal...

DWN
Politik
Politik New York: Demokrat Mamdani wird Bürgermeister - eine Niederlage für US-Präsident Trump
05.11.2025

Die liberale Hochburg New York bekommt einen neuen Bürgermeister: Zohran Mamdani ist 34 Jahre alt, Muslim – und präsentiert sich schon...

DWN
Technologie
Technologie Reduzierung von CO2: Deutsche Bahn setzt erstmals Schienen aus „grünem“ Stahl ein
05.11.2025

Die Deutsche Bahn schließt einen Liefervertrag mit dem saarländischen Hersteller Saarstahl für klimafreundlich produzierte Schienen....