Deutschland

Energie-Krise: Deutsche Chemiebranche bereitet sich auf Erdgasmangel vor

Der Kunststoffkonzern Covestro bereitet sich wie die gesamte Chemiebranche auf einen möglichen Erdgasmangel in Deutschland vor.
02.08.2022 10:42
Lesezeit: 1 min

"Wir sind dabei, den Gasverbrauch für Covestro Tag für Tag zu reduzieren", sagte der Covestro-Vorstandsvorsitzende Markus Steilemann am Dienstag. Das Unternehmen stellt die Erzeugung von Dampf, wo es möglich ist, auf Öl um. Dampf wird als Prozessenergie gebraucht. Viel wichtiger ist Erdgas aber als Rohstoff für die Produktion.

Am wichtigen norddeutschen Standort Brunsbüttel, an dem jährlich bis zu 400 000 Tonnen des Schaumstoff-Vorprodukts MDI hergestellt werden können, arbeitet Covestro etwa an der Umstellung der Dampferzeugung auf Öl. Für Erdgas als Grundstoff für die Produktion gebe es aktuell aber noch keinen Ersatz, so Steilemann.

"Sollte es im weiteren Jahresverlauf zu einer Rationierung der Gasversorgung kommen, kann dies je nach Höhe der Kürzung einen Teillastbetrieb oder einen kompletten Stillstand einzelner Produktionsanlagen von Covestro zur Folge haben", teilte das Unternehmen darüber hinaus am Dienstag bei der Vorlage endgültiger Zahlen für das zweite Quartal mit.

Mit Blick auf den Gesamtkonzern müsse für jedes Prozent Volumenverlust aufs Gesamtjahr gesehen mit einem niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag Belastung beim operativen Gewinn gerechnet werden, erklärte der Covestro-Chef auf die Frage nach einer möglichen Gasrationierung in Deutschland.

Würde Gas also um 5 Prozent gekürzt werden, würde dies das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um einen kleineren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag schmälern. Insgesamt machen die deutschen Standorte des Dax-Konzerns rund ein Viertel der globalen Produktionskapazitäten aus.

Die zuletzt arg gebeutelten Aktien stiegen am Dienstagvormittag um 1,75 Prozent auf 33,63 Euro. Im laufenden Jahr haben sie knapp 39 Prozent verloren.

Covestro hatte am Freitag die Gewinnprognosen für 2022 deutlich gesenkt, nachdem die Gaspreise wegen der ungewissen Versorgungslage mit Blick auf russisches Erdgas weiter nach oben geschnellt waren. Zudem verwies der Konzern auf trübere Konjunkturaussichten. So erwartet die Unternehmensführung für den operativen Gewinn (Ebitda) nur noch 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro. Bisher hatten 2,0 bis 2,5 Milliarden im Plan gestanden.

Wie groß die Unsicherheit ist, wird deutlich mit Blick auf das erste Halbjahr: Nach einem operativen Gewinn von 547 Millionen Euro im zweiten Quartal stehen nach sechs Monaten hier bereits 1,35 Milliarden Euro in den Büchern.

Unter dem Strich halbierte sich der Überschuss von Covestro im zweiten Jahresviertel auf 199 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um fast ein Fünftel auf 4,7 Milliarden Euro, was allerdings an höheren Verkaufspreisen und dem schwachen Euro lag. Der Absatz ging zurück.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...