Deutschland

Schiffsstau in Nordsee ist Ärgernis für den deutschen Handel

Der Stau in der Nordsee hat gravierende Folgen für den deutschen Außenhandel. Einige Schiffe warten bereits seit Wochen auf ihre Abfertigung.
05.08.2022 09:51
Lesezeit: 1 min

In der Nordsee warten dem Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) zufolge zwei Dutzend Containerschiffe auf ihre Abfertigung in deutschen Häfen. In der Deutschen Bucht stauten sich mittlerweile 24 Containerschiffe zur Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven, wie das Kieler IfW am Freitag mitteilte.

"Einige der Schiffe liegen dort nun schon etwa drei Wochen", sagte IfW-Experte Vincent Stamer. "Das hat Folgen für den Handel Deutschlands beziehungsweise der EU mit Asien."

Gründe für den Stau sind zum einen das hohe Schiffsaufkommen angesichts einer weltweit nach wie vor hohen Güternachfrage. "Hinzu kommen Verwerfungen wie die durch den Lockdown in Shanghai, die die Zeitpläne vieler Reedereien durcheinandergewirbelt haben", sagte Stamer zu Reuters. "Auch sind die Kapazitäten an den deutschen Häfen teilweise erschöpft. Es mangelt an Stellplätzen für Container." Der Streik der Hafenarbeiter im Juli habe die Situation eher noch verschlechtert.

Das Frachtvolumen im Roten Meer, der Haupthandelsroute zwischen der EU und Asien, liegt den Forschern zufolge gegenwärtig bereits 21 Prozent niedriger, als unter normalen Umständen zu erwarten wäre. Die Lücke ist demnach zum großen Teil auf ausbleibende Fracht von Europa nach Asien zurückzuführen.

"Auch der Stau vor den deutschen Nordseehäfen trägt hierzu bei, denn in der Folge können Containerschiffe nicht mehr pünktlich auslaufen", so das IfW. "Dagegen scheinen die Folgen des Lockdowns im Hafen von Shanghai überstanden." Die Wirtschaftsmetropole hatte wochenlang in einem harten Corona-Lockdown gesteckt.

Über den ukrainischen Schwarzmeer-Hafen Odessa ist den Angaben zufolge nach wie vor praktisch kein Handel möglich. "Dass mit der 'Razoni' nun das erste Frachtschiff seit langem ausgelaufen ist, um Getreide aus den übervollen Speichern abzutransportieren, ist zwar eine sehr positive Nachricht", sagte IfW-Experte Stamer. Um die verbleibenden 20 Millionen Tonnen rechtzeitig abzutransportieren, würden in den ukrainischen Häfen aber kurzfristig rund 570 weitere Schiffsladungen abgefertigt werden müssen. Das erscheine nicht nur angesichts des Krieges illusorisch. "Gerade weil die Ernte von Getreide jetzt wieder beginnt und die Lager dafür dringend gebraucht werden, müssen auch andere Transportmöglichkeiten wie Züge und Lkw voll ausgeschöpft werden."

Unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen (UN) hat Russland seine Seeblockade gelockert, um den Export von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer zu ermöglichen. Damit soll ein Nahrungsmittelmangel vor allem in ärmeren Ländern verhindert werden. Ein erster Getreide-Frachter war in dieser Woche aus dem ukrainischen Schwarzmeer-Hafen Odessa ausgelaufen. Drei weitere Frachter folgten am Freitag. (rtr)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Technologie
Technologie Rimac revolutioniert die Automobilindustrie: Wann kommt die Superbatterie auf den Markt?
27.10.2025

Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel. Neue Technologien sollen Reichweite, Effizienz und Ladegeschwindigkeit von...

DWN
Panorama
Panorama „Glücksatlas“: Wie zufrieden die Deutschen wirklich sind
27.10.2025

Laut einer aktuellen Befragung empfindet fast die Hälfte der Menschen in Deutschland ein hohes Maß an Zufriedenheit – trotzdem bleibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA und China nähern sich im Handelsstreit an – Hoffnung auf Einigung vor Trump-Xi-Treffen
27.10.2025

Im festgefahrenen Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China deutet sich Bewegung an. Kurz vor einem geplanten Treffen...

DWN
Politik
Politik Zukunft der Energie: Europa trennt sich vom russischen Gas
27.10.2025

Die Europäische Union verfolgt weiterhin konsequent das Ziel der Energieunabhängigkeit. Neue Beschlüsse sollen den Gasmarkt neu ordnen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fiesta, Escort, Capri: Letztes Auto von Ford im Saarland rollt vom Band
27.10.2025

Das Ende einer Ära: Mehr als 15 Millionen Fahrzeuge wurden im saarländischen Werk gebaut. Offiziell endet die Produktion am 30. November,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bargeldloses Schweden: So schützen sich Banken und Behörden vor Cyberangriffen und digitalen Bedrohungen
27.10.2025

Schweden gilt als Vorreiter bei digitalen Zahlungen, doch diese Abhängigkeit macht das Land verwundbar. Sicherheitsbehörden und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ASML Energieversorgung: Der Strommangel bedroht Europas Technologievorsprung
26.10.2025

ASML ist das Rückgrat der globalen Chipproduktion – doch der Konzern kämpft mit einem paradoxen Problem: Es fehlt an Strom. Während...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ruhestand aufschieben: So regelt man die Weiterbeschäftigung
26.10.2025

Auch unbefristete Arbeitsverträge haben in den meisten Fällen ein natürliches Ablaufdatum: das Erreichen des Renteneintrittsalters. Aber...