Das derzeit von Großbritannien in die EU gelieferte Erdgas ist offenbar kontaminiert. Wie mehrere europäische Energieversorger berichten, enthalten die Lieferungen „toxische“ und radioaktiv kontaminierte Schwebstoffe und Flüssigkeiten.
Das Gas ist ursprünglich als Flüssiggas aus Übersee nach Großbritannien geliefert worden, wurde dort dann regasifiziert und durch das britische Pipelinesystem an die Raffinerie Bacton in Norfolk geleitet. Von dort wird es mithilfe von Untersee-Pipelines nach Belgien und in die Niederlande transportiert.
Zu den Konzernen, die von Großbritannien nun ein „dringendes Handeln“ fordern, gehört auch die von der Bundesregierung unter Vormundschaft gestellte frühere Gazprom-Tochter sowie der französische Energiedienstleister EDF und der belgische Netzbetreiber Fluxys.
Briten wollen mehr exportieren
Der britische Gasnetzbetreiber National Grid hat beim Energieregulierer Ofgem beantragt, die Volumina seiner Exporte nach Kontinentaleuropa noch deutlich zu steigern. Hinter diesem Wunsch steckt ein Eigeninteresse: denn in den vergangenen Jahren war es stets so, dass Großbritannien in den Sommermonaten Gas nach Europa leitete und so dazu beitrug, dass dort die ungleich größeren Lagerkapazitäten gefüllt werden konnten. In den Wintermonaten lieferten die Kontinentaleuropäer dann Gas nach Großbritannien. Angesichts der niedrigen Füllstände in der EU sind die Briten deshalb daran interessiert, die Rücklagen zu steigern.
Interconnector Limited, die Fluxys-Tochter, welche die Gaspipeline zwischen Belgien und Großbritannien betreibt, kritisiert die geplante Export-Erhöhung: diese werde das „Problem höchstwahrscheinlich verschärfen…es drohten die grenzüberschreitenden Gas-Flüsse zu zerreißen, was die Energiesicherheit der EU und Großbritanniens gefährde“, zitiert die Financial Times aus einer Stellungnahme der Firma.
Funktionäre aus der Gasbranche sagten gegenüber der FT, dass ein gewisser Anteil feiner Schwebstoffe im Erdgas normal sei. Seit etwa April jedoch würde das in der Branche als „Staub“ bekannte Problem „nie zuvor beobachtete Ausmaße“ annehmen.
National Grid zufolge handelt es sich beim „Staub“ im Gas um ein „historisches und bekanntes Problem“– man beobachte die Situation genau. Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte, dass die Sicherheit der grenzüberschreitenden Lieferungen dadurch bedroht sein könnte.