Wirtschaft

Strompreis steigt auf Rekordhoch, verdoppelt sich in zwei Monaten

An der Terminbörse hat sich der Strompreis für Deutschland innerhalb eines Jahres versechsfacht. Teure Energie droht ganz Europa in die Rezession zu stürzen.
Autor
15.08.2022 18:37
Aktualisiert: 15.08.2022 18:37
Lesezeit: 2 min

Die europäische Energiekrise verschärft sich weiter und droht die gesamte Region in eine Rezession zu stürzen. Die deutschen Strompreis-Futures für das nächste Jahr - ein Benchmark für ganz Europa - sind am Montag auf einen neuen Rekordwert geklettert. Erdgas legte ebenfalls weiter zu. Dies zieht in der Folge auch den Ölpreis nach oben.

An der European Energy Exchange AG (EEX) stiegen am Montag die Strompreise für das nächste Jahr in Deutschland um 3,7 Prozent auf 477,50 Euro pro Megawattstunde. Das ist fast sechsmal so teuer wie noch vor einem Jahr. Allein in den letzten zwei Monaten hat sich der Kurs verdoppelt.

Der Markt preist ein, dass die europäischen Gasvorräte in diesem Winter voraussichtlich knapp werden, sodass weniger Strom erzeugt werden kann. Die Kapazitäten von Frankreichs Kernkraftwerken sind nur gering, was die Möglichkeit von Stromexporten in den kommenden Monaten einschränkt, wie Bloomberg berichtet.

Auch die Day-Ahead-Preise in Deutschland und im Vereinigten Königreich erreichten am Montag Rekordwerte. Darin spiegelt sich auch die hohe Nachfrage nach Strom für Klimaanlagen wieder, da Hitzewellen und Dürre auf dem Kontinent die Infrastruktur kurzfristig belasten.

Die massiv steigenden Preise für Energie schlagen sich auf sämtliche Kosten nieder, sowohl für die Haushalten als auch in der Industrie. Auch die Lebensmittelbranche ist stark betroffen. Letzte Woche klagten etwa die Bäcker und Brauer. In der Folge ist die Inflationsrate in ganz Europa derzeit in den zweistelligen Bereich angestiegen.

In Großbritannien wird sich die Obergrenze für die Energiepreise der Haushalte Anfang Oktober fast verdoppeln. Der Großhandelspreis für Strom im Vereinigten Königreich für diesen Monat hat sich zum vergangenen Jahr etwa versiebenfacht und beträgt an der Intercontinental Exchange AG etwa 591 Pfund (rund 700 Euro) pro Megawattstunde.

Die europäischen Regierungen erwägen Maßnahmen, um die Auswirkungen der steigenden Energiekosten auf die Volkswirtschaften zu mildern. In Frankreich plant der Staat die vollständige Verstaatlichung, des angeschlagenen Kernkraftwerks Electricite de France, das in der brütenden Hitze um den Betrieb seiner Anlagen kämpft.

Laut Fabian Ronningen, Analyst bei Rystad Energy AS, gibt es keine eindeutigen Anzeichen für ein baldiges Abklingen der extremen Preisrallye. Die geringen Kernkraft-, Wasserkraft- und Kohlekapazitäten des Kontinents reichen seiner Meinung nach nicht aus, um den Druck zu verringern.

Die niederländischen Benchmark-Gasfutures für den nächsten Monat haben den Anstieg der letzten Woche weiter ausgebaut. Sie stiegen am Montag in Amsterdam um 4,2 Prozent. Damit hat sich dieser wichtige Gaspreis seit Juni mehr als verdoppelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Wie die Märkte alle Warnsignale ignorieren
07.11.2025

Die Wall Street kennt derzeit nur eine Richtung – nach oben. Während geopolitische Krisen, Schuldenstreit und Konjunkturrisiken...