Deutschland

Deutsche Steuereinnahmen wieder deutlich höher als vor Corona

Im ersten Halbjahr hat der deutsche Staat deutlich mehr Steuern eingenommen, sogar wieder deutlich mehr als vor Corona. Dennoch macht er weiterhin Schulden.
25.08.2022 10:18
Lesezeit: 1 min

Steigende Steuereinnahmen und geringere Corona-Subventionen haben das deutsche Staatsdefizit im ersten Halbjahr trotz der wirtschaftlichen Belastungen durch den russischen Krieg gegen die Ukraine stark sinken lassen. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung gaben bis Ende Juni zusammen 13,0 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das Defizit entspricht 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 hatte der Fehlbetrag noch 75,6 Milliarden Euro betragen, was einer Defizitquote von 4,3 Prozent entsprach.

Während der Staat seine Einnahmen um 7,9 Prozent steigerte, legten die Ausgaben mit 0,2 Prozent nur leicht zu. Die Steuereinnahmen wuchsen um 11,6 Prozent und übertrafen damit deutlich das Niveau vor der Corona-Krise im 1. Halbjahr 2019. "Einen großen Anteil daran hatten die Unternehmenssteuern", so die Statistiker. So verzeichneten die Einnahmen aus der Gewerbesteuer (+27,7 Prozent), der veranlagten Einkommenssteuer (+24,8 Prozent) und Körperschaftssteuer (+19,4 Prozent) starke Zuwächse. Zudem stiegen auch unter dem Einfluss der Inflation die Einnahmen aus der Umsatz- und Einfuhrumsatzsteuer (+15,5 Prozent).

WENIGER CORONA-HILFEN

Zugleich legten die Ausgaben nur leicht zu, da die Subventionen um 50,1 Prozent sanken. "Grund hierfür war insbesondere das Auslaufen verschiedener Corona-Maßnahmen", hieß es. So ging beispielsweise die Inanspruchnahme von Corona-Überbrückungshilfen deutlich zurück. Auch andere Corona-Maßnahmen, wie die Erstattungen der Sozialversicherungsbeiträge für Kurzarbeit durch den Staat, nahmen ab.

Deutlich gestiegen sind dagegen die Zinsausgaben mit 14,5 Prozent sowie die Leistungen im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit mit 48,3 Prozent. Letzteres "insbesondere aufgrund der finanziellen Unterstützung für die Ukraine", wie die Statistiker schrieben. Entlastungsmaßnahmen wie Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket, die wegen des Kriegs in der Ukraine beschlossen wurden, treten größtenteils erst in der zweiten Jahreshälfte in Kraft.

Während der Bund ein Minus von 42,8 Milliarden Euro meldete, schrieben sowohl die Länder (+16,6 Milliarden Euro) als auch die Gemeinden (+5,7 Milliarden Euro) und die Sozialversicherungen (+7,4 Milliarden Euro) diesmal schwarze Zahlen.

Die Bundesbank rechnet auch im Gesamtjahr mit einem gesamtstaatlichen Defizit, das aber geringer ausfallen sollte als 2021 mit 3,7 Prozent. "Grund sind die abklingenden fiskalischen Lasten durch die Coronakrise", heißt es im aktuellen Monatsbericht der deutschen Notenbank. Dies habe sich im ersten Halbjahr in stark steigenden Steuereinnahmen und sinkenden Pandemieausgaben niedergeschlagen. "Neue Lasten durch den Ukraine-Krieg und Maßnahmen zum Ausgleich hoher Preise werden diese Erholung nach derzeitigem Stand nicht aufwiegen", so die Bundesbank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Open Source: Warum Gemeinschaftsprojekte die Basis für Innovation bilden

Was einst als Nischenphänomen engagierter Entwickler begann, ist heute ein globales Innovationsökosystem, das von Freiwilligen,...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI im Fokus: Wie Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen günstiger machen könnte
22.10.2025

Künstliche Intelligenz verändert das Gesundheitswesen und könnte Diagnosen schneller und kostengünstiger machen. Besonders in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Was hinter dem Misstrauen gegenüber der Merz-Regierung steckt
22.10.2025

Die deutsche Industrie steht vor einem Nervenzusammenbruch: Energiepreise, Bürokratie und globale Konkurrenz rauben ihr die Perspektive....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktienmarkt: Warum die nächste Rekordrally näher ist als der Crash
22.10.2025

Nach den Kursstürzen an den Börsen herrscht Unruhe, doch die Panik bleibt aus. Während regionale US-Banken wanken und Investoren über...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chipkrise durch Nexperia-Lieferstopp: VW warnt vor möglichen Engpässen
22.10.2025

Die Krise um den Chip-Zulieferer Nexperia spitzt sich zu. VW schließt kurzfristige Engpässe nicht mehr aus.

DWN
Immobilien
Immobilien Preisdynamik am Mietmarkt: Mietanstieg auf Immobilienportalen schwächt sich ab
22.10.2025

Die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt ist hoch, doch die Preisdynamik verlangsamt sich. Was ist die Ursache? Der Experte des Kiel Instituts...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis auf Rekordniveau: Warum Anleger jetzt vorsichtig sein sollten
22.10.2025

Der weltweite Goldhandel boomt wie nie zuvor. Doch hinter glänzenden Preisen lauern Risiken: Gold kann entweder Sicherheit oder Rendite...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sanierungsfall Webasto: Rettungsplan für den Autozulieferer scheint in trockenen Tüchern
22.10.2025

Der Rettungsplan für den Automobilzulieferer Webasto steht: Der für seine Autodächer und Standheizungen bekannte Zulieferer hat seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus im Wandel: Exklusive Erlebnisse lösen materiellen Besitz als Statussymbol ab
22.10.2025

Der Luxusmarkt steht vor einem Wandel. Trotz steigender Vermögen der Superreichen schrumpfen traditionelle Segmente, während sich...