Deutschland

Wärmepumpe: Eine Alternative zum teureren Heizen

Während die Strom- und Gaspreise neue Spitzenwerte erreichen, suchen vor allem private Haushalte verstärkt nach Alternativen, um sich unabhängiger von der derzeitigen Preis-Rally zu machen. Eine Wärmepumpe kann dabei helfen.
Autor
08.09.2022 09:15
Lesezeit: 3 min
Wärmepumpe: Eine Alternative zum teureren Heizen
Die Wärmepumpe: Eine umweltfreundliche Alternative zur Öl- und Gasheizung. (Foto: dpa) Foto: Silas Stein

Die verzweifelte Suche nach Alternativen: Strompreise, die in der vergangenen Woche bis über 700 Euro pro Megawattstunde, und Gaspreise die gleichzeitig über 300 Euro pro Megawattstunde gestiegen sind, führen zu immer größer werdenden Belastungen für die Industrie und die privaten Haushalte.

Und: Eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Koppelung von Gas- und Strompreis sorgt mittlerweile bundesweit für Unmut. Die Stimmen, die Wirtschaftsminister Robert Habeck auffordern, das sogenannte Merit-Order-System zu reformieren, werden immer lauter. Es mag, einigen Vertretern von Wirtschaftsverbänden zufolge, unter normalen Marktbedingungen funktionieren, aber in Krisenzeiten wie diesen, verschärft es nur noch das Dilemma der Energiekrise.

Merit-Order-System

Zur Erklärung: Die Großhandelspreise für Strom richten sich im Rahmen des „Merit-Order-Systems“ nach dem teuersten Kraftwerk, das zuletzt zur Einspeisung zugeschaltet wurde, um die Nachfrage zu decken. Das sind in der Regel Gas-Kraftwerke, deren teuerster Strom den Strompreis für alle bestimmt. Deshalb auch die Forderung an den Wirtschaftsminister, die Strompreise vom steigenden Gaspreis zu entkoppeln oder den Gaspreis kurzfristig bei der Strompreisbildung zu deckeln.

Während der Industriestandort Deutschland massiv unter den gestiegenen Preisen leidet, suchen sich derzeit auch verstärkt private Haushalte nach alternativen Energiequellen um. Neben der Solarbranche und den Anbietern von Windkraftanlagen erleben derzeit zudem die zwei fossilen Brennstoffe Holz und Braunkohle eine Renaissance. Mit dem Resultat, dass auch dieser Markt sehr schnell auf die Preisentwicklung der Gaspreise reagiert hat und die Preise immer wieder angezogen sind. Obendrein ist der Markt derzeit leergefegt, und weder verheiztes Holz noch verheizte Kohle ist eine langfristige wirkliche Alternative in der Energiekrise.

Die Wärmepumpe als Alternative

Schon eine bessere Alternative zur derzeitigen Preis-Rally auf dem Strom- und Gasmarkt scheint neben Photovoltaik und Windkraft der Markt der Wärmepumpen zu sein.

Die Wärmepumpen gelten ebenfalls als Erneuerbare Energie, weil sie je nach Energiequelle bis zu 80 Prozent Energie aus der Umwelt verwertet. Und: „Die Nachfrage wächst rasant“, sagt Bettina Achleitner, Marketing-Chefin des österreichischen Familienunternehmens Ochsner mit Hauptsitz im niederösterreichischen Haag und Niederlassungen in Deutschland, gegenüber den DWN.

Dabei ist der Absatz nicht erst seit dem Oktober des vergangenen Jahres mit dem ersten Preisanstieg des Gases gestiegen, sondern er sei in den vergangenen fünf Jahren um 80 Prozent angewachsen. Gleichzeitig wird für das kommende Jahr im Vergleich zu diesem Jahr eine Stückzahlerhöhung von 60 Prozent angestrebt.

Lange Wartezeiten

Allerdings: Wie auch bei Photovoltaik- und Windkraftanlagen muss mit Wartezeiten gerechnet werden. Zwar seien viele Erdwärmepumpen in wenigen Wochen lieferbar, allerdings betragen die Lieferzeiten bei Luft- und Wasser-Wärmepumpen bis zu einem halben Jahr. Das hängt vor allem mit Lieferketten-Engpässen bei Rohmaterialien, Chips oder Elektronikbauteilen zusammen, wobei spürbare Entlassungen bei der Nachschubsituation erst zum Jahreswechsel 2023/24 zu erwarten seien.

Ähnlich wie im Bereich der Solarenergie, sind es vor allem private Haushalte, die verstärkt nach Wärmepumpen nachfragen. Allerdings: „Wir beobachten auch eine deutliche Steigerung der Anfragen für Groß- oder Hochtemperatur-Wärmepumpen bei Unternehmen, Gemeinden und Gewerbe“, so Achleitner.

Dabei würden sich die Wärmepumpen auch angesichts der hohen Preise fossiler Energieträger zumindest ab einer Leistungszahl von drei bis vier noch rechnen. Das Ideale wäre jedoch eine Kombination von Photovoltaik und Wärmepumpe. Wenn der unabhängig auf dem eigenen Dach erzeugte Strom der Wärmepumpe zugeführt werden könnte.

Die Leistungszahl der Wärmepumpen

Wärmepumpen ziehen kostenlose Energie aus der Umwelt und benötigen dazu Strom. Die monatlichen Kosten werden vor allem durch den verbrauchten Strom bestimmt. Dabei ist die Leistungszahl einer Wärmepumpe eine sehr wichtige Kennzahl. Solche neuerer Bauart erzielen Leistungszahlen zwischen 3,5 und 5,5. Eine Leistungszahl von 4 bedeutet etwa, dass 1 kW Strom 4 kW Heizleistung liefert, 3 kW kommen kostenlos von Sonne und Umwelt oder aus dem Erdreich.

Allerdings: Im Vergleich zu einer Gastherme sind die Investitionen für eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus wesentlich höher. Durchschnittlich beginnen die Kosten rein für eine Wärmepumpe bei 12.000 Euro. In der Regel kommen dann noch weitere Umfeldmaßnahmen dazu.

Die gute Nachricht: Wer sich für den Umbau auf eine Wärmepumpe entscheidet, erhält eine großzügige staatliche Förderung. Auch sind sie langfristig günstiger als Öl- oder Gasanlagen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...

DWN
Technologie
Technologie Gesetz gegen digitalen Voyeurismus? Justizministerium will Lücke schließen
03.11.2025

Ein Vorfall in Köln sorgte für Entsetzen: Ein Mann filmte im Frühjahr den Po einer joggenden Frau – anzeigen konnte sie ihn nicht,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich – Deutschland hinkt hinterher
03.11.2025

Trotz fast gleicher Erwerbstätigenzahlen von Frauen und Männern bleiben Frauen in Deutschlands Führungsetagen weiterhin die Ausnahme. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau im freien Fall – Aufträge brechen im September dramatisch ein
03.11.2025

Alarmstufe Rot für Deutschlands Maschinenbauer: Nach einem äußerst schwachen September steuert die Branche auf ein Produktionsminus von...

DWN
Politik
Politik General Breuer will alle jungen Männer mustern – Bundeswehr rüstet sich für den Ernstfall
03.11.2025

Ein Satz, der aufhorchen lässt: Alle jungen Männer sollen wieder gemustert werden. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führung als Schlüsselfaktor: Wie Chefs Mitarbeiter halten oder vertreiben
03.11.2025

Mitarbeiter kündigen selten wegen Gehalt oder Karrierechancen – entscheidend ist meist der Vorgesetzte. Eine Studie zeigt: Jeder zweite...