Technologie

Biotreibstoff: Stroh als neuer Energie-Träger

Aus Abfallprodukten wird immer häufiger Biosprit gewonnen. Im Fokus stehen CO2-Reduzierung und Umweltschutz. Doch noch ist die Herstellung teurer als der Gewinn. Kritiker befürchten, dass durch das Abernten des Strohs die Felder weniger fruchtbar werden.
28.10.2013 00:46
Lesezeit: 1 min

Aus Abfall Geld machen und etwas für die Umwelt tun: Stroh-Ethanol ist einer der neuesten Ansätze in der Biotreibstoff-Produktion. Statt etwas zu verwenden, was auch gegessen werden kann (Mais oder Weizen), liegt der Fokus der Forscher auf Abfallprodukten von Getreide.

Man nehme Mais- und Weizenstroh, also die nach der Ernte übriggebliebenen Pflanzenteile. Die Zellulose des Strohs wird zuerst in Traubenzucker umgewandelt, dieser von Hefen vergoren und so zu tankbarem Alkohol gemacht, berichtet die österreichische Tageszeitung Standard.

Die Idee ist nicht neu, die Technik wird allerdings deutlich effektiver und günstiger als noch vor einigen Jahren. Forscher auf der ganzen Welt führen ähnliche Studien mit Kuhmist (Biogas), Algen (Biodiesel) und altem Speiseöl durch.

Bis zum Jahr 2050 soll Biosprit mehr als ein Viertel des weltweiten Treibstoffbedarfs decken, vermutet die International Energy Agency (IEA). So sollen 21 Gigatonnen CO2 eingespart werden. Stroh-Ethanol wird bereits in den USA (Maisstroh), Brasilien (Zuckerrohrstroh) oder Italien (Schilf) erzeugt, allerdings gibt es noch keine Anlagen für eine flächendeckende Versorgung.

Das Problem sind die hohen Nebenkosten der Ethanol-Erzeugung. Ein Liter Normalbenzin kostet in Rotterdam rund 50 Cent, ein Liter Stroh-Ethanol 75 Cent. Die Herstellung kostet mehr Energie, als der Treibstoff liefert. Bei Algen liegt die Quote bei 5:1.

Das Positive an der Abfallverwertung von Stroh ist, dass weder Nahrungsmittel verwendet werden, noch dass dafür Regenwald abgeholzt werden muss. Je nach Staat werden Pflanzenabfallprodukte genutzt, die vor Ort angebaut werden – und somit im Überfluss vorhanden sind. Die österreichischen Forscher des Stroh-Ethanol-Sprits rechnen vor, dass die Hälfte des im Land vorhandenen Strohs reichen würde, um ganz Österreich mit E10-Treibstoff zu versorgen.

Kritiker argumentieren, dass durch die Biotreibstoffproduktion die Fruchtbarkeit des Bodens leiden würde. Weil das Stroh nicht mehr auf den Feldern verrotten könne, werde dem Boden so Kohlenstoff vorenthalten. Früher wurde es geerntet, an Tiere verfüttert und mit Mist angereichert wieder auf die Felder gebracht. Die Mikroorganismen im Mist sorgten dafür, dass beim Kompostieren der Boden gedüngt wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...