Politik

Spuren verwischen: Chatroom-Verbot für risikofreudige Banker

JPMorgan und andere Großbanken prüfen ein Chatroom-Verbot für ihre Trader. Sie wollen verhindern, dass die Aufsichtsbehörden auf diese Weise an interne Informationen der Banken gelangen können. Chat-Protokolle dienen in Prozessen gegen Banken immer wieder als Beweismaterial.
12.11.2013 02:43
Lesezeit: 1 min

Mehrere Banken, darunter die US-Investment-Bank JPMorgan, wollen ihren Tradern die Nutzung elektronischer Chat-Räume verbieten. Derzeit laufen internationale Ermittlungen gegen eine Reihe von Instituten wegen Manipulation der Wechselkurse. Die Banken-Aufseher untersuchen dabei die auch die Chat-Protokolle der Trader, die bei den Manipulationen zusammengewirkt haben sollen.

Aufseher aus Großbritannien, den USA, der Schweiz und Hong Kong untersuchen derzeit, ob Händler von mindestens zehn großen Banken gemeinsam den Devisenmarkt manipuliert haben, berichtet die FT. Zu den Banken gehören Barclays, Citigroup, die Deutsche Bank, Goldman Sachs, HSBC, JPMorgan, die Royal Bank of Scotland und UBS. Mindestens zwölf Banker von sechs Banken sind derzeit im Zwangsurlaub.

Mehrere Gruppen hochrangiger Trader verschiedener Banken haben Chat-Räume genutzt, um Informationen über Kundenaufträge auszutauschen und ihnen im Handel zuvorzukommen. Bei diesen illegalen Machenschaften nutzten sie Namen wie „Mafia“ oder „Kartell“. Erst Anfang November wurde bei der Deutschen Bank ein Chatroom entdeckt, der die Ermittlungen voranbringen soll (hier).

Die Banken prüfen nun, ob sie ihren Tradern das Chatten verbieten sollten. Sie argumentieren, dass die Aufzeichnung der Protokolle die Aufseher nur neugierig mache – selbst dann wenn überhaupt kein Fehlverhalten vorliege. Manager von JPMorgan untersuchen derzeit, ob ihre Händler nicht auch über das Telefon kommunizieren könnten.

Die Banken-Manager fürchten, dass die Ermittlungen wegen der Wechselkurs-Manipulationen ein ebenso großes Problem werden könnten wie beim Libor-Skandal. Mehrere große Banken hatten über Jahre den Zinssatz für Interbanken-Kredite manipuliert.

Nicht nur Chat-Protokolle können das Vorgehen von Bankern ans Tageslicht bringen. Aufgezeichnete Tonbänder von führenden Bankern der Pleite-Bank Anglo Irish enthüllten, dass sich die Banker auf die Schenkel klopften, als sie von Deutschland Geld für ihre Rettung anforderten (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dow schließt Chemieanlagen: Was das für Deutschland bedeutet
07.07.2025

Der US-Konzern Dow zieht sich teilweise aus Mitteldeutschland zurück – und das hat Folgen. Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt...

DWN
Politik
Politik Folgekosten in Millionenhöhe: Corona-Krise und die Schattenseite staatlicher Beschaffung
07.07.2025

Milliardenkosten, ungenutzte Schutzmasken und politische Spannungen: Die Folgen der Maskenkäufe in der Corona-Krise wirken bis heute nach....

DWN
Politik
Politik Kontrollen an der Grenze zu Polen: Grenzkontrollen jetzt beidseitig aktiv
07.07.2025

Mitten in der Urlaubszeit zieht Polen die Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland an. Reisende spüren die Auswirkungen sofort –...

DWN
Politik
Politik Trump droht BRICS-Staaten mit neuen Strafzöllen
07.07.2025

Trump verschärft den Handelsstreit mit den BRICS-Staaten drastisch. Seine angekündigten Strafzölle könnten globale Lieferketten...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell auf Höhenflug trotz drohender US-Handelszölle
07.07.2025

Der DAX überrascht mit einem starken Anstieg über 24.000 Punkte – und das trotz drohender US-Zölle. Wie reagieren Investoren auf die...

DWN
Politik
Politik Tesla-Aktie: Riskiert Musk mit seinen Parteiplänen die Zukunft des Elektro-Autobauers?
07.07.2025

Elon Musk will angeblich eine eigene Partei gründen – doch Experten warnen: Sollte er seine politischen Machtspielchen ernst meinen,...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Hält die Rallye noch ein paar Wochen?
07.07.2025

Die Wall Street feiert Rekorde, doch Experten warnen: Die Rallye steht auf wackeligen Beinen. Wie lange die Märkte noch steigen und warum...

DWN
Panorama
Panorama Regierung ohne Klarheit über Zahl der Zivilschutz-Helfer
07.07.2025

Bei Katastrophenlagen sind Zivilschutz-Helfer unersetzlich. Doch wie viele tatsächlich einsatzbereit wären, bleibt unklar. Die...