Deutschland

Deutsche Unternehmen: Regierung gefährdet Wachstum

Lesezeit: 1 min
27.12.2013 02:16
Die Spitzenverbände der Wirtschaft sehen in den Plänen der Großen Koalition eine Gefahr für die Konjunktur im kommenden Jahr. Mindestlohn, Rentenpläne und vor allem die Energiepolitik brächten zusätzliche Belastungen für die Unternehmen.
Deutsche Unternehmen: Regierung gefährdet Wachstum

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Pläne der neuen Bundesregierung dämpfen die Zuversicht der deutschen Unternehmen. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter den Präsidenten der Spitzenverbände der Wirtschaft. Am meisten sorgen sich die Lobbyisten demnach um die Energiewende. Kritisiert werden auch die Mindestlohn- und Rentenvorhaben von Schwarz-Rot.

Insgesamt beurteilen die Präsidenten des Industreverbandes BDI, des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Handwerksverbandes ZDH die Aussichten für 2014 aber positiv. „Die Industrie ist gut aufgestellt. Die konjunkturelle Lage ist robust, die Weltwirtschaft setzt ihren Wachstumskurs fort“, sagt Ulrich Grillo vom BDI.

Handwerks-Präsident Otto Kentzler sieht seinen Sektor weiter als Konjunkturstütze: „Wir rechnen für 2014 mit leichtem Wachstum“. Und DIHK-Kollege Eric Schweitzer erwartet, dass das kommende Jahr besser laufen wird als 2013. „Auch die Beschäftigung kann nochmals wachsen, wenn nicht Regulierung und Mindestlohn zu viele Spuren hinterlassen.“

Viele Pläne der großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel stoßen in der Wirtschaft auf Ablehnung. „Neue Belastungen bei den Sozialbeiträgen treffen vor allem den arbeitsintensiven Mittelstand“, kritisiert Kentzler. Auch die fehlende Korrektur der sogenannten kalten Steuerprogression sei ein Problem. Unter dieser versteht man, dass bei steigenden Einkommen ein immer größerer Teil des Zuwachses von der Steuer „aufgefressen“ wird.

DIHK-Präsident Schweitzer sagt, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen seien nicht besser geworden. „Die Zukunftsthemen und öffentliche Investitionen kommen im Koalitionsvertrag zu kurz.“ Der Kurswechsel bei der Rente sei zudem schlimm. Hier werde die demografische Realität verkannt.

Im Eiltempo hatten Union und SPD zuletzt bereits eine Beitragssenkung in der Rentenversicherung gestoppt, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer 2014 um etwa 6 Milliarden Euro entlastet hätte. Damit wollen sie die Rentenkasse zur Finanzierung ihrer Wahlversprechen wie eine höhere Mütterrente füllen.

Auch BDI-Präsident Grillo spart nicht mit Kritik: „Der Koalitionsvertrag stellt keine Weichen für mehr Wachstum und Beschäftigung.“ Er unterziehe die deutsche Wirtschaft „neuen Stresstests“ und „gefährdet die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland.“

Einig sind sich die Verbandschefs, dass die wohl größte politische Aufgabe die Umstellung auf erneuerbare Energien ist. „Die Bundesregierung muss die Energiewende voranbringen“, fordert Grillo. Dabei müssen die Entlastungen für energieintensive Betriebe rechtssicher gemacht werden. Handwerks-Präsident Kentzler warnt, dass ohne substanzielle Kurskorrektur die Energiewende vor die Wand fahre.

DIHK-Präsident Schweitzer sagte, Energiepreise seien im internationalen Wettbewerb von sehr großer Bedeutung. „Konjunktur- und Wachstumsrisiko Nummer eins bleibt aus Unternehmenssicht die Energiepreisentwicklung.“

Die Merkel-Regierung muss laut Verbänden zudem dringend mehr in die Infrastruktur investieren. Die Beibehaltung einer soliden Haushaltspolitik sowie die Sicherung des Euro halten die Verbände ebenfalls für zentrale Aufgaben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...