Immobilien

Wie der Klimawandel das Bauen beeinflusst

Folgenschwere Hochwasserkatastrophen, Flutgefahr, Hitzeperioden und Starkregen – die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits in vielen Regionen Deutschlands spürbar. Für die Baubranche bedeutet dies ein Umdenken, denn die extremer werdenden Wetterverhältnisse beeinflussen das Bauen auf vielen Ebenen.
Autor
28.04.2022 20:10
Lesezeit: 3 min
Wie der Klimawandel das Bauen beeinflusst
Das Bauen wird sich künftig dem Klimawandel anpassen müssen. (Foto: iStock.com/mdesigner125) Foto: mdesigner125

Neben dem Klimaschutz, also der Verringerung der Emissionen von Treibhausgasen durch Maßnahmen wie energetische Sanierung oder nachhaltiges Bauen, umfasst klimagerechtes Bauen den Bereich der Klimaanpassung. Dies sind Maßnahmen, wie mit den bereits eingetretenen und nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels umgegangen werden soll.

Hochwasser und Flutgefahr

Hochwasserereignisse können zu erheblichen Schäden an öffentlicher Infrastruktur und privaten Gebäuden führen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Teilweise wird in bereits hochwassergefährdeten Gebieten ohne entsprechenden hochwassergerechten Schutz gebaut. Hinzu kommt die Umwandlung von landwirtschaftlichen oder naturbelassenen Flächen in Siedlungs- und Verkehrsfläche, wobei der Boden nahezu völlig abgedeckt wird und Wasser kaum mehr abfließen kann. Auch die Begradigung von Flüssen kann zu einer erhöhten Überschwemmungsgefahr führen.

Als Grundstücksbesitzer in hochwassergefährdeten Gebieten geht man also ein deutlich erhöhtes Risiko ein. Daher sollte bei einem Neubau oder einem Hauskauf in Gewässernähe ein besonderes Augenmerk auf den privaten Überflutungsschutz gelegt werden. Es empfiehlt sich, auf gut wasserdurchlässigen Böden wie Sand oder Kies zu bauen und gegebenenfalls Hang- oder Tallagen zu vermeiden.

Neben dem Ausbau von Rückhaltebecken und höheren Deichen steht im Diskurs, der Natur wieder mehr Raum zurückzugeben. Folglich würde dies bedeuten, dass der Mensch aus riskanten Gebieten umgesiedelt wird und komplett neue Ortschaften und Städte gebaut werden müssten. Im Hinblick auf den Meeresspiegelanstieg könnten in Zukunft einige Regionen in Norddeutschland davon sein.

In der Hamburger HafenCity setzt man indessen als Alternative zu Deichanlagen und Flutschutzwerken zunehmend auf das Warftmodell. Warften sind künstlich aufgeschüttete Hügel, auf der eine Siedlung vor steigendem Wasser geschützt ist. So kann das Stadtleben trotz starker Sturmfluten weitestgehend uneingeschränkt möglich gemacht werden.

Meeresspiegelanstieg

Laut eines Sonderberichts des Weltklimarats IPCC von 2019 kann der globale mittlere Meeresspiegel bis 2100 zwischen 43 cm und um 84 cm ansteigen. Basierend auf dieser Prognose hat das Helmholtz-Zentrum Hereon den derzeitigen Meeresspiegelanstieg bis 2100 für die Stadt Cuxhaven ausgerechnet, sodass dieser bei linearer Fortschreibung bis 2100 um etwa 19 cm ansteigen würde. Im Vergleich zum Meeresspiegelanstieg des IPCC würde der Meeresspiegelanstieg in Cuxhaven zwar unterhalb der Spannbreite liegen – dennoch können mit höherem Pegel Sturmfluten von großer Energie auf die deutschen Küsten treffen. Auch die Ostseeküste kann davon betroffen sein. Hier könnte der Anstieg regional etwas abweichen.

Starkregen

Ein weiteres Phänomen was vielen Bauherren Probleme bereitet sind deutschlandweite Starkregenereignisse, welche überwiegend im Sommer zu beobachten sind. Sie treten regional unterschiedlich auf und betreffen teilweise nur einzelne Stadtteile oder Ortschaften.

Häufig tritt Wasser durch Gebäudeöffnungen ein oder es bildet sich ein Rückstau in der Kanalisation, der zur Überschwemmung des Kellers führen kann. Hier könnten sogenannte Rückstauklappen an den Kanalanschlüssen vor überfluteten Kellerräumen schützen und dem hohen Schimmelrisiko in feuchten Räumlichkeiten vorbeugen. Rund um das Haus sollten Bauherren darauf achten, so wenig Fläche wie möglich zu betonieren oder zu asphaltieren. Flächen ohne Versiegelung erleichtern Regen das Einsickern in den Boden. Es eignen sich Beläge wie Schotter oder Kies, die den Starkregen leichter versickern lassen.

In Zukunft könnten Neubauten auch so konzipiert werden, dass eine Überflutung im Idealfall so wenig Schaden wie möglich anrichtet. Dazu müssten die Untergeschosse als eine Art wasserdichte Wanne aus Beton gebaut werden. Alternativ würde sich der Verzicht auf den Bau eines Kellergeschosses anbieten. Die Installation von technischen Anlagen wie der Heizung könnte im Obergeschoss erfolgen, um so der Kontamination von Heizöl vorzubeugen. Eingänge sollten generell etwas höher gelegt werden und Fenster und Türen druckwasserdicht sein.

Hitzeperioden

Angesichts des Anstiegs von heißen Sommertagen mit Temperaturen über 30 Grad Celsius stehen viele Städte in Deutschland vor neuen Herausforderungen. Große Ballungsräume wie das Ruhrgebiet oder das Rhein-Neckar-Gebiet neigen aufgrund der dichten Bebauung zur Bildung von Wärmeinseln und weisen häufig deutlich höhere Temperaturen als das Umland auf.

Bestimmte Baumaterialien wie Glas oder Stahl können sich tagsüber extrem aufheizen und die Wärme ins Innere von Gebäuden transportieren. Natürliche Baustoffe wie Ziegel oder Kalkstein eignen sich dagegen besser bei Hitze und fungieren als Puffer. Ein wirkungsvolles Hitzeschutzkonzept sieht unter anderem noch die Verwendung von heller Fassadenfarbe, geeigneten Beschattungssystemen, Sonnenschutzglas, einer verbesserten Wärmedämmung, Fassaden- und Dachbegrünung sowie Bäume in unmittelbarer Umgebung vor.

Abhängig von der Lage, Region und den individuellen Gebäudemerkmalen ist es für Bauherren und Eigentümer ratsam, ein geeignetes Maßnahmenpaket für die Klimaanpassung ihrer Immobilie zusammenstellen. Schließlich gilt es, zukünftige Gebäudeschäden durch extreme Wetterereignisse möglichst gering zu halten und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Nico Bülles

***

Nico Bülles arbeitet als Freischaffender in der Kultur- und Kreativwirtschaft und ist für Verlage und Agenturen sowie für bildungspolitische und soziale Organisationen tätig.

 

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...