Politik

EU schickt Soldaten nach Zentral-Afrika

Lesezeit: 2 min
20.01.2014 17:10
Bis zu tausend Soldaten schickt die EU in den ersten Auslandseinsatz seit sechs Jahren. Nach Einschätzung der UN droht in Zentralafrika ein Völkermord. Die Bundeswehr wird nicht am Einsatz teilnehmen.
EU schickt Soldaten nach Zentral-Afrika

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU greift in den Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik ein und schickt zum ersten Mal seit sechs Jahren Soldaten in einen größeren Auslandseinsatz. Die EU-Außenminister einigten sich am Montag nach Angaben von EU-Diplomaten auf die Entsendung von bis zu 1.000 Soldaten in das krisengeschüttelte Land, in dem nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UN) ein Völkermord droht. Die Bundesregierung schloss einen Einsatz von Kampfeinheiten der Bundeswehr in Zentralafrika allerdings aus.

Der politischen Grundsatzeinigung der Außenminister muss nun die militärische Detailplanung folgen. Vor allem ist noch offen, welche EU-Staaten sich mit Truppen an dem Einsatz beteiligen. Der EU-Einsatz soll Frankreich unterstützen, das bereits 1.600 Soldaten in seiner ehemaligen Kolonie hat, um einen Bürgerkrieg zwischen christlichen und muslimischen Milizen zu verhindern. Das Parlament in Zentralafrika wählte am Montag die Bürgermeisterin der Hauptstadt Bangui, Catherine Samba-Panza, zur Übergangspräsidentin. Ihr Vorgänger Michel Djotodia, der nach einem Putsch im März 2013 an die Macht gekommen war, hatte angesichts der anhaltenden Unruhen sein Amt am 10. Januar niedergelegt. Samba-Panza soll das Land befrieden und Wahlen vorbereiten.

Die Zentralafrikanische Republik versinkt seit dem Putsch muslimischer Rebellen im vergangenen Jahr im Chaos. Morde und Plünderungen der Aufständischen haben zu Vergeltungsaktionen christlicher Milizen geführt. Bei den Kämpfen sind bereits mehrere Hundert Menschen ums Leben gekommen. Unter dem Dach von EU und Vereinten Nationen sollen nach Angaben der EU-Kommission 366 Millionen Euro an humanitärer Hilfe für das Land bereitgestellt werden.

Die EU hofft noch in dieser Woche vom UN-Sicherheitsrat ein Mandat für ihren Einsatz zu erhalten. Ende Februar sollen dann die ersten Truppen in Zentralafrika eintreffen. Der Einsatz soll sich auf die Region um die Hauptstadt Bangui konzentrieren. Später soll die Afrikanische Union mit eigenen Einheiten den Einsatz von der EU übernehmen. Zuletzt hatte die EU 2008 Truppen in den Tschad und die Zentralafrikanische Republik geschickt, um die Krise in der benachbarten sudanesischen Region Darfur einzudämmen.

Nach Angaben von EU-Diplomaten hat bisher nur Estland ein konkretes Angebot gemacht, sich mit Soldaten am Einsatz in Zentralafrika zu beteiligen. Litauen, Slowenien, Finnland, Belgien, Polen und Schweden würden eine Teilnahme erwägen. Die Bundesregierung will nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert zwar keine Kampftruppen zur Verfügung stellen, aber Frankreich stärker bei seinen Einsätzen in Mali und Zentralafrika unter die Arme greifen.

Im Gespräch ist nach Angaben aus Regierungskreisen eine Verstärkung der logistischen Hilfe durch mehr Lufttransporte. So könnte Bundeswehrflugzeuge künftig auch in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik und nicht mehr nur in Nachbarstaaten landen. Für Mali ist eventuell auch ein Einsatz der deutsch-französischen Brigade im Gespräch. „Über eine stärkere Unterstützung in Mali müssen wir nachdenken“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

In Mali hat die Bundeswehr bisher logistische Hilfe im Süden des Landes geleistet und bildet Soldaten der Armee aus. Für Zentralafrika hatte die Bundesregierung bisher nur angeboten, Truppen und Material in ein Nachbarland zu bringen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) führte am Montag auch dazu Gespräche in Paris. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wird Dienstag in die französische Hauptstadt reisen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Reform des EU-Asylsystems verabschiedet: Einwanderungsregeln werden verschärft
14.05.2024

Die EU-Mitgliedstaaten haben die Reform des EU-Asylsystems endgültig abgesegnet. Nach der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt wird sie in...

DWN
Politik
Politik Bauplanung für Besucherzentrum am Deutschen Bundestag fertig
14.05.2024

Der Berliner Senat hat über den Bebauungsplan für das Besucherzentrum am Bundestag entschieden. Künftig sollen Besucher unterirdisch in...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Pharmaindustrie: Der Milliardenmarkt der Medikamente
14.05.2024

Die Pharmaindustrie ist ein Schlüsselsektor der Wirtschaft. Jedes Jahr werden hunderte Milliarden Euro mit Medikamenten umgesetzt. Ein...

DWN
Politik
Politik Fachkräftezuwanderung: Expertenrat kritisiert das deutsche Erwerbsmigrationsrecht
14.05.2024

Gutachten bestätigt: Kompliziertes Migrationsrecht bremst in Deutschland die Fachkräftezuwanderung aus. Ausländischen Arbeitnehmern wird...

DWN
Finanzen
Finanzen „600 Milliarden Euro Mehrbedarf“: Infrastrukturen brauchen massive Investitionen
14.05.2024

Laut einer neuen Studie bedarf Deutschland zusätzliche Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Euro, um Infrastruktur und Klimaschutz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kabel-Anschluss: Vodafone bekommt Ende des Nebenkostenprivilegs zu spüren
14.05.2024

Einnahmen für TV-Anschlüsse waren für Vodafone jahrzehntelang eine sichere Bank. Das ändert sich Mitte des Jahres, wenn eine...

DWN
Politik
Politik Bafin-Präsident Mark Branson fordert Finanzregulierung zu entschlacken
14.05.2024

Die Banken in Deutschland ächzen unter einem Wust an Regeln und Vorschriften. Auch Deutschlands oberster Finanzaufseher ist für...

DWN
Technologie
Technologie Studie: E-Autos drücken auf die Gewinne der Autohersteller
14.05.2024

Die globale Autoindustrie kämpft weiterhin mit der Umstellung auf den Elektro-Antrieb. Am besten kommen noch zwei deutsche Hersteller mit...