Politik

Syrien vor dem Zerfall: Kurden rufen Regional-Regierung aus

Die syrischen Kurden nutzen das Chaos des syrischen Bürgerkriegs, um eine autonome Provinz Kurdistan auszurufen. Die Deklaration erfolgt ohne jede Zustimmung der in Montreux verhandelnden Staaten. Die wichtigste Kurdenpartei klagt über Behinderung bei der Gründung des Teilstaats durch die Türkei.
27.01.2014 00:03
Lesezeit: 1 min

Syrische Kurden etablierten vergangenen Dienstag eine eigenständige Provinzregierung im Nordteil des Landes. Die neue Autonomie-Behörde nennt sich Cizîre Kanton von West Kurdistan.

Sie wird nach Berichten der kurdischen Nachrichtenagentur Firat News einen eigenen Präsidenten und 22 Minister haben, darunter Außen-, Justiz-, Bildungs- und Verteidigungsminister.

Nach Vorgabe müssen die Minister kurdischer, arabischer und assyrischer Ethnie sein. Kurdisch, Arabisch und Syrisch sind als Amtssprachen vorgesehen. Nach Berichten von RT werden in vier Monaten Wahlen stattfinden. Doch den ethnischen Türken (Turkmenen) wird offenbar kein Mitspracherecht eingeräumt. Nach einer Untersuchung des Strategischen Zentrums für Nahost-Studien (ORSAM) leben in Syrien etwa 3,5 Millionen Türken.

Die Wirren des syrischen Bürgerkriegs ermöglichten der kurdischen Bevölkerung, die Kontrolle über den Nordostteil des Landes zu gewinnen. Die Vertreter der Kurden scheiterten mit ihrem Versuch, unabhängig von Syriens Regierung und Opposition eine kurdische Delegation für die Friedensgespräche in Genf zu entsenden, berichtet Al-Monitor.

In diesem Zusammenhang beschuldigt die Demokratische Unions-Partei (PYD) die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und die Türkei, eine Beteiligung der Kurden an der Friedenskonferenz in Montreux blockiert zu haben. Die PYD ist die größte Partei im kurdischen Teil Syriens und steht in Verbindung mit der terroristischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei, berichtet RT.

Diese vergleicht die Genf II-Konferenz mit der Konferenz von Lausanne 1923, in der nach Ansicht der PKK die Sieger des ersten Weltkriegs in Einverständnis mit der Türkei die Grenze zwischen dem Iran, der Türkei, dem Irak und Syrien willkürlich zum Schaden der Kurden und ihres Kernlandes zogen. Lausanne liegt in der Westschweiz in direkter Nachbarschaft zu Montreux, dem Ort gegenwärtiger Verhandlungen.

Allerdings gab es vereinzelte Vertreter der Kurden unter der vom Westen unterstützten Nationalen Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte. Diese handele jedoch nach Behauptungen der PYD nicht im Auftrag der kurdischen Autonomiebehörde. Folglich fühlt sich die provisorische Provinzregierung nicht an die Beschlüsse von Montreux gebunden.

Die Kurden bildeten im syrischen Bürgerkrieg eine dritte Partei. Lange vom syrischen Regime unterdrückt, bekämpften sie eigenständig sowohl Damaskus als auch Islamisten. Doch 2012 gestand Baschar al-Assad den Kurden einen autonomen Status zu, berichtet Time World. Eine neues Sicherheits-Risiko für das Nachbarland Türkei wurde somit ins Leben gerufen.

Die Mehrheit der Kurden lebt seit mehreren tausend Jahren in der als Kurdistan umschriebenen Region, die sich über Teile der Staaten Türkei, Syrian, Irak und Iran erstreckt. Mit 30 bis 38 Millionen gehören die Kurden zu einer der weltweit größten Ethnien ohne eigenen Staat, berichtet die Deutsche Welle.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...