China hat massive Probleme mit Kapitalflucht. 64 Prozent aller Millionäre sind bereits aus China ausgewandert oder planen gerade auszuwandern. Die Hälfte aller Superreichen, die über ein Vermögen von mindestens 12 Millionen Euro verfügen, hat das Land bereits verlassen. Schätzungen zufolge haben seit dem Jahr 2000 bis zu 3 Billionen Euro in Vermögenswerten das Land verlassen.
In der Vergangenheit waren die Hauptmotivationen chinesischer Millionäre für die Auswanderung noch bessere Bildung für ihre Kinder, sowie Flucht vor Umweltzerstörung und Überbevölkerung. Nun steht vor allem das Ziel im Vordergrund, den eigenen Reichtum zu retten. Dies wird vor allem auf die Anti-Korruptions-Initiative der Regierung zurückgeführt, wie aus dem Hurun Report hervorgeht.
Der Hurun Report wird seit zehn Jahren alljährlich vom Hurun Research Institute in Shanghai herausgegeben. Er erfasst die Konsum-Gewohnheiten und Lebensstile der reichen chinesischen Bevölkerung und gilt als Orientierungswert für Produzenten von Luxusprodukten.
Unter der Migration der Millionäre leidet auch der chinesische Luxusmarkt. Der Verkauf von Luxusgütern ging im letzten Jahr um 15 Prozent zurück. Die Ausgaben für Geschenke, die einen hohen Anteil am Luxussegment haben, brachen sogar um 25 Prozent ein. Die Nobelmarke Bentley meldete einen Rückgang von Autoverkäufen in China um 6 Prozent und macht dafür auch die „Migration von reichen Chinesen“ verantwortlich, wie CNBC berichtet.
Viele der Auswanderer sehen sich in den USA nach einem permanenten Wohnsitz um. Aber auch Europa und Kanada stehen bei chinesischen Millionären hoch im Kurs, gefolgt von Australien, Singapur und Hong Kong.
Die Boston Consulting Group (BCG) schätzt das derzeitige chinesische Auslandsvermögen auf 330 Milliarden Euro. Die Organisation WealthInsight, die sich auf Daten der reichen und Ultra-Reichen spezialisiert hat, geht sogar von 480 Milliarden Euro aus, wie CNBC berichtet. Der Guardian schätzt den Kapitalabfluss seit dem Jahr 2000 auf bis zu 3 Billionen Euro.
Unter den Millionären, die ihr Kapital aus China abziehen, befinden sich jedoch nicht nur private Unternehmer, die die Anti-Korruptionsmaßnahmen der Regierung fürchten. Auch namenhafte Vertreter der chinesischen Elite mit Verbindungen zur Kommunistischen Partei sind darunter (mehr hier).
Das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) hat einen Report veröffentlicht, in dem von etwa 22,000 Personen aus China berichtet wird, die ihr Geld in Steueroasen in der Karibik und in Hong Kong in Sicherheit brachten. Darunter sind etwa 1000 Mitglieder aus dem Inneren Zirkel der KP, so etwa Familienmitglieder und Freunde des Präsidenten Xi Jinping, des ehemaligen Premiers Wen Jiabao und des ehemaligen Präsidenten Hu Jintao. Sie bedienten sich dabei der Hilfe von Firmen wie Credit Suisse, UBS und PricewaterhouseCoopers, um Scheinfirmen im Ausland zu errichten. Dort versteckten sie Milliardenbeträge vor dem Zugriff der Regierung und der Steuerbehörden.