Finanzen

Währungs-Zwangsjacke: Der Euro schadet in der Krise doppelt

Lesezeit: 2 min
05.02.2014 00:21
Die aktuelle Krise der Schwellenländer wird nicht lange anhalten, so der Ökonom Roubini. Denn die betroffenen Länder haben Währungen mit flexiblen Wechselkursen und geringe Schuldenquoten. Im Vergleich mit vielen Ländern Europas sind die Schwellenländer in einer guten Ausgangslage.
Währungs-Zwangsjacke: Der Euro schadet in der Krise doppelt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Merkel sendet berüchtigten Industrie-Lobbyisten in EU-Rechnungshof

Die Schwellenländer stecken derzeit in gewaltigen Problemen. Doch aufgrund flexibler Wechselkurse und geringer Schuldenquoten sind ihre mittel- und langfristigen Aussichten gut, so der Ökonom Nouriel Roubini.

Die aktuellen Unruhen auf den Finanzmärkten der Schwellenländer seien durch eine ganze Reihe von Ereignissen ausgelöst worden, schreibt Roubini: eine Währungskrise in Argentinien, schwächere Wirtschafts-Daten aus China und anhaltende politische Unsicherheiten und Unruhen in der Türkei, der Ukraine und Thailand.

Doch die unmittelbaren Auslöser der Krise sollten nicht mit den dahinterliegenden Gründen verwechselt werden, so Roubini. „Viele Schwellen-Märkte sind in ernsthaften Schwierigkeiten.“ Dazu gehören Indien, Indonesien, Brasilien, die Türkei und Südafrika. Diese „Fragilen Fünf“ haben Haushalts- und Leistungsbilanz-Defizite, fallende Wachstumsraten, zu hohe Inflationsraten und politische Unsicherheiten durch Wahlen noch in diesem Jahr.

Fünf weitere bedeutende Schwellenländer sind laut Roubini ebenfalls anfällig: Argentinien, Venezuela, Ukraine, Ungarn und Thailand. Dort gebe es ebenfalls politische Risiken und meist eine lockere Finanzpolitik.

China stehe zusätzlich vor dem Risiko, das aus der Kredit-befeuerten Investment-Blase resultiert, so Roubini. Regionalregierungen, staatliche Unternehmen und Immobilien-Firmen haben übermäßig Kredite aufgenommen. Diese belasten nun massiv die Bilanzen der chinesischen Banken und Schattenbanken.

„Die meisten Kredit-Blasen dieser Größe haben letztlich einen harten wirtschaftlichen Aufprall ausgelöst“, so Roubini. Chinas Kreditblase gefährdet nicht nur ganz Asien, sondern auch die Rohstoff-Lieferanten weltweit und sogar die entwickelten Volkswirtschaften.

Zusätzlich zu diesen Problemen hat die US-Zentralbank eine Verminderung ihrer Ankäufe von Staatsanleihen angekündigt, das sogenannte Tapering. Dies wird zu steigenden Zinsen führen, weshalb nun Kapital aus den Schwellenmärkten in die entwickelten Wirtschaften zurückfließt.

Trotz aller Probleme der Schwellenländer hält Roubini das Risiko einer Währungs-, Schulden und Banken-Krise für gering – sogar in den „Fragilen Fünf“. Denn alle Schwellenländer haben „flexible Wechselkurse, eine große Kriegskasse an Fremdwährung-Reserven und geringere Währungs-Fehlanpassungen“, so Roubini. So hätten die Schwellenländer etwa kaum Fremdwährungs-Kredite.

Zudem seien die Bankensysteme vieler Schwellenländer gesünder als in der entwickelten Welt, und die öffentlichen und privaten Schuldenquoten seien niedriger, so Roubini. Es bestehe dort kaum das Risiko eines Staatsbankrotts.

Langfristig ist Roubini optimistisch im Hinblick auf die Schwellenländer. Viele hätten solide makroökonomische, finanzielle und politische Grundlagen. Die mittelfristigen Daten für die meisten Schwellenländer blieben stark. Dazu gehörten Urbanisierung, Industrialisierung, eine starke Demografie und das Entstehen einer stabileren Mittelklasse.

„Die nächsten ein oder zwei Jahre werden ungemütlich für viele Schwellen-Märkte, bevor stabilere und markt-freundlichere Regierungen bessere Strategien umsetzen“, so Roubini. Die Schwellenländer sind in einer besseren Ausgangslage als viele Staaten Europas.

Weitere Themen:

Globale Aufrüstung: Geschäft mit Waffen boomt

Hohe Verschuldung: Portugal muss Miro-Sammlung verkaufen

Deutschland verliert an Einfluss in der Europäischen Zentralbank


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...