Deutschland

Afrikanische Schweine-Pest bedroht die Fleisch-Industrie

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich in Europa aus. Wenn sie Deutschland erreicht, kann das fatale Folgen für die Industrie haben. Massenhafte Notschlachtungen drohen.
06.02.2014 00:10
Lesezeit: 2 min

Nach den ersten Fällen in Litauen, rückt die Afrikanische Schweinepest (ASP) immer näher am die EU-Grenze heran. Auch andere Nachbarländer der EU wie etwa die Ukraine oder Weißrussland meldeten mittlerweile erste Ausbrüche, bestätigte Hans-Hermann Thulke, Seuchenexperte vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. „Wie die Ausbreitung nun weiter verläuft, hängt in allererster Linie davon ab, wie sorgsam Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden.“ Am besten werde das Virus über Blut übertragen. Hier reichen schon kleinste Mengen für eine tödliche Infektion bei Mastschweinen und bei wild lebenden Schweinen.

Notschlachtung notwendig

Für den Menschen ist die Afrikanische Schweinepest im „völlig ungefährlich“, sagt Thulke. „Für die meisten unserer Wild- und Hausschweine allerdings, würde die Infektion mit der Virusvariante aus dem Osten sehr schnell (wenige Tage) tödlich enden.“ Wie sich die Krankheit weiter ausbreite. Hänge nun vor allem von den Vorsichtsmaßnahmen ab.

Gegen die Afrikanische Schweinpest gibt es derzeit noch keine Schutzimpfung. Käme die Schweinepest nach Europa, müssten die betroffenen Hausschweinbestände sofort vollständig getötet werden, so Thulke. „In der Konsequenz würden die betroffenen Länder vom Schweinehandel und Export ausgeschlossen.“  Für die Fleischindustrie in Europa und vor allem in Deutschland wäre das eine Katastrophe. 2012 produzierte die EU 22,5 Millionen Tonnen Schweinefleisch – 22 Prozent der weltweiten Produktion, heißt es in einem Bericht des baden-württembergischen Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz. 56 Prozent davon entfallen auf Deutschland, Spanien, Frankreich, Dänemark und Polen. Mit jährlich rund 5,5 Millionen Tonnen ist Deutschland der größte Schweineproduzent der EU. Während die Schweinebestände zuletzt in Mecklenburg-Vorpommern (+18%), Sachsen Anhalt (+4,4%) und Sachsen angestiegen sind, gingen sie in Bayern und Baden-Württemberg jeweils um 12 Prozent zurück. 2012 lag der Kilopreis Schweinefleisch im Jahresdurschnitt bei 1,70 Euro pro Kilogramm.

Viele Wege der Einschleppung

In Afrika ist die Schweinepest „ein täglicher Begleiter bestimmter Ökosysteme“, sagt Thulke. Die Infektion werde über blutsaugende Zecken zwischen den Tieren übertragen – bisher hat man derartige Zecken aber in Europa noch nicht gefunden. „Aber das Virus kann auch durch das Fressen von blutigem Material aufgenommen werden.“ Die Einschleppung des Virus erfolgte bereits vor einigen Jahren über Georgien, wie ist jedoch noch immer nicht bekannt. Lebende Schweine, Samen, tierische Erzeugnisse und Rohstoffe, Speiseabfälle oder infizierte Zecken könnten für die Einschleppung verantwortlich gewesen sein.

Thulke zufolge könnten die hohen Biosicherheitsstandards eine Einschleppung nach Deutschland verhindern. Schließlich sei es untersagt, kranke Tiere mit ins Land zu bringen oder „deren Reste zu verfüttern“. „Allerdings gilt gerade bei der Afrikanischen Schweinepest was für viele ansteckende Tierseuchen gilt: Wenn die beteiligten Menschen sich nicht an Regeln der ‚Good Practise‘ bzw. geltende Vorsichtsmaßnahmen halten, wird die Verbreitung effektiv und schnell geschehen.“ Was dann passiert, könne man gut an der Russischen Föderation „mit jährlichen Ausbreitungsschritten von mehreren hundert Kilometern“ sehen.

Krankheit schwer erkennbar

Neben möglichen Infektionen von Hausschweinen bereitet aber vor allem das Schwarzwild Thulke zufolge den Experten die größte Sorge. „Hier kann man nicht so einfach alles töten und andere Maßnahmen sind momentan nicht verfügbar.“ Das Friedrich –Loeffler-Institut für Tiergesundheit warnt deshalb auch: „Die Erkrankung ist auf Basis klinischer Symptome nicht von der Klassischen Schweinepest (KSP) und anderen schweren Krankheitsverläufen zu unterscheiden!“

Die Bundestierärztekammer ist ebenfalls alarmiert:

„Weil das Virus sehr widerstandsfähig ist, hält es sich in gekühltem Fleisch mehrere Wochen und in gefrorenem Fleisch sogar jahrzehntelang. Auch in gepökelten und geräucherten Waren wie Salami kann der Erreger monatelang überleben. Lebensmittelreste, die Schweinefleisch enthalten und auf Raststätten achtlos weggeworfen werden, können so die Tierseuche auf heimische Wildschweine übertragen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...