Politik

Täuschung und Rufmord: Geheimdienste manipulieren Internet-Foren

Westliche Geheimdienste bilden Agenten zur Unterwanderung des Internets aus. Sie versuchen kritische Diskussionen zu steuern und zu stören. Die Agenten nutzen sogar Cyber-Attacken und Sex-Fallen, um ihre Opfer zu zermürben.
26.02.2014 00:09
Lesezeit: 1 min

Westliche Geheimdienste unterwandern gezielt kritische Internetforen und Blogs. Dort manipulieren sie Diskussionen und versuchen unangenehme Themen zu zerstreuen, wie Glenn Greenwald berichtet. Der ehemalige Guardian-Journalist hat als einer der wenigen Menschen Zugang zu den Dokumenten von Edward Snowden.

Die Agenten wenden dabei Taktiken der Täuschung an und schrecken auch vor Rufmord nicht zurück, wie Greenwald auf dem US-Medium The Intercept berichtet. Greenwald bezieht sich bei seinen Aussagen auf Dokumente des britischen Geheimdiensts, die Einblicke in dessen Online-Operationen geben.

Im British Government Communications Headquarter (GCHQ) werden alle Spionageaktivitäten der britischen Dienste koordiniert. Eine Arbeitsgruppe mit dem Namen Human Science Operation Cell (HSOC) verfolgt den Zweck, in den Netzdiskurs einzudringen, um ihn zu verstehen, zu kontrollieren und zu steuern.

Eine andere Arbeitsgruppe des GCHQ mit dem Namen Joint Threat  Research and Intelligence Group (JTRIG). Die Methoden dieser Gruppe bei der Unterwanderung von kritischen Webseiten sind vielfältig: DDoS-Attacken auf Webseiten (Überlastung von Servern durch massenhafte Anfragen), erpresserische Sex-Fallen („Honigtöpfe“) und psychologische Kriegsführung.

„Die Geheimdienste haben sich mit der Macht ausgestattet, vorsätzlich den Ruf von Leuten zu ruinieren und ihre Aktivität im Netz zu stören“, so Greenwald.

So lautet eine der Taktiken zur gezielten psychischen Zerstörung von Opfern beispielsweise „Leugnen, Zerrütten, Herabwürdigen und Überlisten“. Diese Taktik beinhaltet „Telefonanrufe, SMS-Bombardement im Zehn-Sekunden-Takt; Freunde, Kollegen und Vorgesetzte werden angemailt, mit gefälschten kompromittierenden Inhalten“, wie der Spiegel berichtet.

Doch die Geheimdienste versuchen auch, die Richtung von neuen Aufdeckungen zu lenken. So lassen sie gezielt vertrauliche Informationen über Blogs an Unternehmen oder an die Presse durchsickern, um die Diskussion so entscheidend zu beeinflussen.

Dadurch könne man die „Paranoia auf ein ganz neues Level bringen“, freut sich ein Agent in einer GCHQ-Präsentation zur Anleitung neuer Foren-Trolle mit dem Titel „Die Kunst der Täuschung: Training für verdeckte Online-Operationen“.

Auch vor dem Angriff auf Unternehmen und Wirtschaftsspionage macht der Geheimdienst nicht halt. So gehört es auch zu seinen Optionen gezielt Viren, Trojaner und Würmer auf Firmenrechnern zu installieren. Aber auch gefälschte Inhalte werden platziert.

Auch die EU hat sich bei den Geheimdiensten inspirieren lassen und unterwandert Foren. PR-Agenturen und EU-Beamte sollen dort EU-kritische Kommentare entkräften (mehr hier). Die EU finanziert sogar die Entwicklung von Algorithmen, die kritische Spekulationen und Gerüchte aufspüren sollen (hier).

In den Dokumenten des GCHQ ist nirgends die Rede von richterlichen Beschlüssen oder auch nur begründeten Verdachtsmomenten. Die Aktionen zielen vornehmlich auf Internet-Aktivisten, doch Opfer ist potentiell jeder, der zu kritisch oder unbequem ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...