Politik

Atom-Industrie hat Bedenken wegen Reaktoren in der Ukraine

In der Ukraine steigt die Nervosität wegen der Atomkraftwerke: Die Anlagen gehören einem russischen Atomkonzern. Bereits vor Wochen hatten Extremisten Anschläge gegen nukleare Anlage angekündigt. Wegen des Chaos in der Ukraine ist die Wartung gefährdet.
03.03.2014 00:12
Lesezeit: 1 min

Bereits Ende Januar hatte der Geheimdienst der Ukraine von mehreren anonymen Drohungen berichtet: Extremisten hatten gedroht, Anschläge auf die AKW verüben zu wollen. Besonders brisant: Die Atomkraftwerke gehören einem russischen Atom-Konzern, weil sich die Ukraine den Bau nicht leisten konnte.

Nach 18 Jahren Atom-Stopp begann die Ukraine im Jahr 2008 mit dem Bau neuer Reaktoren. Der Bau-Stopp war im Jahr 1990 unter dem Eindruck der Katastrophe von Tschernobyl erteilt worden. Zu Zeiten der Sowjetunion hatte sich im Norden der Ukraine die schwerste Atomkatastrophe aller Zeiten ereignet. Im April 1986 explodierte infolge eines außer Kontrolle geratenen Sicherheitstests ein Reaktor im Kraftwerk Tschernobyl. Die radioaktive Strahlung zog daraufhin über einen großen Teil Europas hinweg.

Den Zuschlag für den Neubau der Reaktoren des Atomkraftwerkes Chmelnizkaja erhielt das russische Staatsunternehmen Atomstrojexport – bis 2016 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Da die Ukraine den Bau nicht finanzieren konnte, übernahm der russische Konzern 85 Prozent der Kosten. Somit sind die Reaktoren praktisch im Besitz Russlands.

Die internationale Atomenergiebehörde IAEO bezeichnet die ukrainischen Meiler sowjetischer Bauart als „nicht ideal“. Das ist schon bemerkenswert: Die Behörde ist ja eigentlich dafür zuständig, alle Atomreaktoren eher besser zu bewerten, um die Technologie zu schützen. Doch aus dem  Bericht der IAEO zur Ukraine sind eindeutig Bedenken herauszulesen.

In der Ukraine laufen heute insgesamt 15 Druckwasserreaktoren an vier Standorten, die zwei im Bau befindlichen Reaktoren in Chmelnizkaja nicht miteingerechnet. Die AKWs produzierten im Jahr 2012 rund 43,58 Prozent des Gesamtstroms des Landes.

Bis zu neun weitere Reaktoren sind geplant. Zahlreiche Probleme gibt es aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in der Ukraine, sowohl beim Material als auch bei der Bezahlung der Arbeiter. Arbeiter in den AKWs erhalten ihren Lohn nicht regelmäßig. Im Jahr 1998 führte ein monatelanger Zahlungsausfall zum Streik aller Atomarbeiter des Landes – obwohl dies per Gesetz verboten ist, so Global 2000.

Im April 2012 musste ein Reaktor nahe der süd-ukrainischen Stadt Juschnoukrajink abgeschaltet werden. Eine Hochspannungsleitung war durch den Ausfall eines Transformators unterbrochen worden. Ein Ausritt von Radioaktivität wurde jedoch angeblich nicht gemessen.

Schon beim Desaster in Fukushima hatte sich gezeigt, dass die Atom-Industrie in einem Land mit hoher Korruption besonders anfällig für Schlampereien ist.

Aufgrund der zugespitzen Lage auf der Krim äußerten sich die Ukraine und Russland besorgt um die Sicherheit der ukrainischen Atomanlagen. Die Ukraine fordert vom Westen Hilfe bei Schutz der Nuklearanlagen. Moskau warnt hingegen vor einem Atomunfall wegen der Zustände in der Ukraine (mehr hier).

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