Politik

Lagebericht: Ukraine erzielt Durchbrüche an mehreren Fronten

Die ukrainische Armee hat Medienberichten zufolge die Front an mehreren Stellen durchbrochen.
09.09.2022 16:55
Lesezeit: 2 min

Im russischen Fernsehen ist ein substanzieller Fortschritt der ukrainischen Truppen eingeräumt worden. "Allein die Tatsache, dass unsere Verteidigungslinien durchbrochen wurden, ist bereits ein großer Sieg für die ukrainischen Streitkräfte", sagte der Leiter der von Russland eingesetzten Verwaltung für die Provinz Charkiw, Witali Gantschew, am Freitag im russischen Staatsfernsehen mit Blick auf ukrainische Gegenangriffe im Raum Charkiw. Damit bestätigte auch die russische Seite die größte Veränderung im Frontverlauf seit Wochen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij sprach von Dutzenden von Siedlungen, die in der vergangenen Woche befreit worden seien. Mehr als 1000 Quadratkilometer Land seien in der Region Charkiw im Osten sowie in Cherson im Süden zurückerobert worden. Das ukrainische Militär teilte mit, in der Nähe der Großstadt Charkiw versuchten russische Truppen, verletzte Soldaten und beschädigte militärische Ausrüstung wegzubringen. Dies gehe bei den Dörfern Wilchuwatka südwestlich und Borodojarkse südöstlich von Charkiw vonstatten.

Selenskyj veröffentlichte ein Video, in dem ukrainische Soldaten erklären, sie hätten die strategisch wichtige östliche Stadt Balaklija von russischen Truppen zurückerobert. Der Ort mit seinen rund 27.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt zwischen Charkiw und dem russisch-besetzten Isjum, wo sich ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt für den russischen Nachschub befindet. Verwaltungschef Gantschew bestritt allerdings, dass Balaklija in der Hand ukrainischer Truppen sei.

Russische Nachschubwege bedroht

Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien sind ukrainische Truppen bis auf 15 Kilometer auf den Eisenbahnknotenpunkt Kupiansk vorgestoßen. Damit werde der Nachschub russischer Truppen bedroht. Diese seien auf tägliche Lieferungen von mehreren Tonnen Munition angewiesen, da ihre Taktik sich zum Teil auf die überlegene Feuerkraft ihrer Artillerie stütze.

Nach Angaben des ukrainischen Brigadegenerals Olexij Gromow sind ukrainische Einheiten bis zu 50 Kilometer hinter die russischen Linien vorgedrungen und haben mehr als zwanzig Dörfer in der Region Charkiw zurückerobert. Dort hatten die ukrainischen Truppen in dieser Woche überraschend eine Gegenoffensive begonnen. Seit Wochen stoßen sie bereits im Süden in der Region Cherson vor, die gegenüber der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim liegt.

Sollten die Ukraine die Geländegewinne halten können, wäre das ein schwerer Schlag für das russische Militär, das am 24. Februar seine Invasion der Ukraine begonnen hat und nach Informationen westlicher Geheimdienste enorme Verluste erlitten hat. Für die Ukraine brächte das einen erheblichen Schub. Die Führung in Kiew will auch ihren Unterstützern beweisen, dass sie in dem Krieg das Blatt wenden kann und die internationale Hilfe wirkt.

US-Außenminister Antony Blinken, der am Donnerstag zu Beratungen in Kiew war, sprach vor seinem Abflug vor der Presse denn auch von Fortschritten der ukrainischen Gegenoffensive. Er sei über die neueste Entwicklung informiert worden. "Es ist wieder sehr früh. Aber wir sehen klare und echte Fortschritte vor Ort, insbesondere um Cherson, aber auch einige interessante Entwicklungen im Donbass im Osten." Blinken sagte der Ukraine die Unterstützung der USA zu - "solange es dauert".

Der Außenminister kündigte eine neues Hilfspaket in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar für die Ukraine und 18 weitere Länder an, die als von einer russischen Aggression bedroht gelten. Ungefähr eine Milliarde Dollar geht demnach an die Ukraine. Sie soll von den USA zudem Waffen im Wert von 675 Millionen Dollar erhalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Deutlicher Kursrutsch nach Zoll-Einigung zwischen USA und China – jetzt Gold kaufen?
12.05.2025

Der Goldpreis ist am Montagmorgen unter Druck geraten. Der Grund: Im Zollkonflikt zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie bricht ein: Strategischer Umbau und politische Entwicklungen belasten – Chance zum Einstieg?
12.05.2025

Die Rheinmetall-Aktie ist am Montag eingebrochen. Nach dem Rheinmetall-Allzeithoch am vergangenen Freitag nehmen die Anleger zum Start in...