Finanzen

Banken bereiten sich auf mögliche Stromausfälle in London vor  

Einige der größten Banken der Welt überdenken ihre Notfallpläne, um sich in diesem Winter gegen mögliche Stromausfälle abzusichern. Ein Blackout könnte massive Folgen haben.
05.10.2022 12:19
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Banken bereiten sich auf mögliche Stromausfälle in London vor  
Banken könnten diesen Winter aufgrund der Energie-Krise wieder auf Homeoffice zurückgreifen. (Foto: dpa)

Einige der größten Banken der Welt überarbeiten ihre Notfallpläne für den Fall eines möglichen Stromausfalls in London in diesem Winter. Laut Bloomberg, führen verschiedene Finanzinstitute regelmäßig gemeinsame Gespräche und überdenken Pläne, zum Beispiel zur Förderung der Homeoffice, so der Handelsverband für den britischen Banken- und Finanzdienstleistungssektor, UK Finance, der die Gespräche koordiniert.

Nach Angaben von UK Finance, nehmen im Vereinigten Königreich Finanzinsitute, Bausparkassen und Filialleiter von ausländischen Banken an den Diskussionen teil. Die Finanzinstitute studieren auch die Erfahrungen in Südafrika, wo Stromausfälle zum Alltag gehören.

„Alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, sind sehr alamiert“, sagte Andrew Rogan, Abteilungsleiter bei UK Finance, in einem Interview. „Es herrscht keine Panik, aber es wird genau geachtet, dass wir alles im Griff haben.“

Umfassende Notfallpläne

Das Vereinigten Königreich hat sich auf mehrere Tage vorbereitet, in denen kaltes Wetter und sinkenden Temperaturen im Winter zu möglichen organisierten Stromausfällen führen könnten. Das bedeutet, dass die größten Finanzunternehmen umfassende Notfallpläne benötigen, so Rogan.

Ein leitender Angestellter von JPMorgan Chase sagte diesen Monat, dass das Unternehmen für alle seine Standorte Notfallpläne für die Stromversorgung hat, so Bloomberg. Büros verfügen über Notstromaggregate, und es besteht auch die Möglichkeit, Mitarbeiter vorübergehend in andere Länder zu versetzen, falls es in einem Land zu einem Notfall kommt.

Laut Rogan verfügen große Unternehmen über Generatoren und zusätzliche Stromquellen, die sie für mindestens 72 Stunden versorgen können. Sie suchen auch nach externen Standorten in London, Essex, Surrey und anderswo, die potenziell von lokalen Stromausfällen verschont bleiben könnten. „Die Erfahrung im Umgang mit Covid und möglichen Unwettern bedeutet, dass die Unternehmen gut vorbereitet sind,“ sagte er.

Weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen

Die Krise treibt die Banken auch dazu, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, so Bloomberg.

Das Unternehmen eEnergy, das die Energiestrategie für mehrere hundert Gebäude in der Londoner City verwaltet, verzeichnete in den letzten drei Monaten einen „enormen Anstieg“ von Finanzinstituten, die angesichts der Probleme auf dem Energiemarkt eine Nettonullstellung anstreben, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gruppe, Harvey Sinclair.

Auch die Rechenzentren, ein Kernelement des Finanzsektors, sorgen für ihren Schutz. Telehouse Europe, das an fünf Standorten in den Londoner Docklands Server für mehr als 800 Kunden, darunter Banken und Versicherer, unterhält, hat sein Krisenmanagement aufgestockt und steht in ständigem Kontakt mit den Brennstofflieferanten.

Der Blick nach Südafrika

Banken im Vereinigten Königreich orientieren sich auch an Südafrika, ein Land das reichlich Erfahrung mit Stromausfällen hat.

Laut Stuart Spencer, Geschäftsführer von Investec, eine leitende anglo-südafrikanische internationale Bank, hat Investec Südafrika seit 2008 mehrere unterbrechungsfreie Stromversorgungssysteme und Backup-Dieselgeneratoren installiert, um in erster Linie das hauseigene Rechenzentrum zu schützen.

Das Unternehmen hat drei Elektroingenieure vor Ort in Johannesburg unter Vertrag und verfügt über Dieselgeneratoren, um tagelange Stromausfälle abzudecken. Das Testen der Systeme im Voraus ist entscheidend. „Das Rechenzentrum ist für das Überleben der Bank von zentraler Bedeutung,“ sagte Spencer in einem Interview mit Bloomberg. „Wenn die Klimaanlage ausfällt, können die Server überhitzen und sich unkontrolliert abschalten, und es ist ein Albtraum sie wieder in Gang zu bringen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Gasspeicher über Zielmarke von 70 Prozent hinaus gefüllt- Winter-Risiken bestehen
16.09.2025

Die deutschen Erdgasspeicher sind derzeit zu rund 75 Prozent gefüllt und haben damit das für den 1. November festgelegte Ziel von 70...

DWN
Politik
Politik Taiwan veröffentlicht neuen Zivilschutzleitfaden für möglichen China-Angriff
16.09.2025

Taiwan hat ein aktualisiertes Handbuch zum Zivilschutz vorgestellt, das die Bevölkerung auf einen möglichen militärischen Angriff Chinas...

DWN
Politik
Politik Nord-Stream-Anschläge: Italien erlaubt Auslieferung von Ukrainer nach Deutschland
16.09.2025

Drei Jahre nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee rückt ein Gerichtsverfahren in Deutschland näher. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission billigt deutsche Haushaltsstrategie trotz hoher Neuverschuldung
16.09.2025

Die Europäische Kommission hat den von der Bundesregierung geplanten Schuldenkurs bis 2031 gebilligt. Trotz geplanter Milliardenkredite...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietrecht in Deutschland: Expertenkommission nimmt Arbeit auf
16.09.2025

Im Bundesjustizministerium hat eine neue Expertenkommission zum Mietrecht ihre Arbeit begonnen. Nach Angaben des Ministeriums soll das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unbekannte Superhelden: Ohne Finanzchefs droht Unternehmen der Stillstand
16.09.2025

Die Rolle der Finanzchefs verändert sich rasant: Statt nur Zahlen zu verwalten, gestalten sie die Strategie, treiben Digitalisierung und...

DWN
Politik
Politik Drohnenvorfall: Polen stoppt Flug über Regierungsgebäuden
16.09.2025

Ein Drohnenvorfall über Regierungsgebäuden in Warschau sorgt für Alarm. Polen nimmt zwei Weißrussen fest – und die NATO verstärkt...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Wohin steuert die EU? Europas Kampf um Souveränität und Einfluss
16.09.2025

Europa steht am Scheideweg. Zwischen globalen Machtblöcken und innerer Zerrissenheit muss die Europäische Union ihren Kurs finden....