Einige der größten Banken der Welt überarbeiten ihre Notfallpläne für den Fall eines möglichen Stromausfalls in London in diesem Winter. Laut Bloomberg, führen verschiedene Finanzinstitute regelmäßig gemeinsame Gespräche und überdenken Pläne, zum Beispiel zur Förderung der Homeoffice, so der Handelsverband für den britischen Banken- und Finanzdienstleistungssektor, UK Finance, der die Gespräche koordiniert.
Nach Angaben von UK Finance, nehmen im Vereinigten Königreich Finanzinsitute, Bausparkassen und Filialleiter von ausländischen Banken an den Diskussionen teil. Die Finanzinstitute studieren auch die Erfahrungen in Südafrika, wo Stromausfälle zum Alltag gehören.
„Alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, sind sehr alamiert“, sagte Andrew Rogan, Abteilungsleiter bei UK Finance, in einem Interview. „Es herrscht keine Panik, aber es wird genau geachtet, dass wir alles im Griff haben.“
Umfassende Notfallpläne
Das Vereinigten Königreich hat sich auf mehrere Tage vorbereitet, in denen kaltes Wetter und sinkenden Temperaturen im Winter zu möglichen organisierten Stromausfällen führen könnten. Das bedeutet, dass die größten Finanzunternehmen umfassende Notfallpläne benötigen, so Rogan.
Ein leitender Angestellter von JPMorgan Chase sagte diesen Monat, dass das Unternehmen für alle seine Standorte Notfallpläne für die Stromversorgung hat, so Bloomberg. Büros verfügen über Notstromaggregate, und es besteht auch die Möglichkeit, Mitarbeiter vorübergehend in andere Länder zu versetzen, falls es in einem Land zu einem Notfall kommt.
Laut Rogan verfügen große Unternehmen über Generatoren und zusätzliche Stromquellen, die sie für mindestens 72 Stunden versorgen können. Sie suchen auch nach externen Standorten in London, Essex, Surrey und anderswo, die potenziell von lokalen Stromausfällen verschont bleiben könnten. „Die Erfahrung im Umgang mit Covid und möglichen Unwettern bedeutet, dass die Unternehmen gut vorbereitet sind,“ sagte er.
Weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen
Die Krise treibt die Banken auch dazu, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, so Bloomberg.
Das Unternehmen eEnergy, das die Energiestrategie für mehrere hundert Gebäude in der Londoner City verwaltet, verzeichnete in den letzten drei Monaten einen „enormen Anstieg“ von Finanzinstituten, die angesichts der Probleme auf dem Energiemarkt eine Nettonullstellung anstreben, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gruppe, Harvey Sinclair.
Auch die Rechenzentren, ein Kernelement des Finanzsektors, sorgen für ihren Schutz. Telehouse Europe, das an fünf Standorten in den Londoner Docklands Server für mehr als 800 Kunden, darunter Banken und Versicherer, unterhält, hat sein Krisenmanagement aufgestockt und steht in ständigem Kontakt mit den Brennstofflieferanten.
Der Blick nach Südafrika
Banken im Vereinigten Königreich orientieren sich auch an Südafrika, ein Land das reichlich Erfahrung mit Stromausfällen hat.
Laut Stuart Spencer, Geschäftsführer von Investec, eine leitende anglo-südafrikanische internationale Bank, hat Investec Südafrika seit 2008 mehrere unterbrechungsfreie Stromversorgungssysteme und Backup-Dieselgeneratoren installiert, um in erster Linie das hauseigene Rechenzentrum zu schützen.
Das Unternehmen hat drei Elektroingenieure vor Ort in Johannesburg unter Vertrag und verfügt über Dieselgeneratoren, um tagelange Stromausfälle abzudecken. Das Testen der Systeme im Voraus ist entscheidend. „Das Rechenzentrum ist für das Überleben der Bank von zentraler Bedeutung,“ sagte Spencer in einem Interview mit Bloomberg. „Wenn die Klimaanlage ausfällt, können die Server überhitzen und sich unkontrolliert abschalten, und es ist ein Albtraum sie wieder in Gang zu bringen.“