Einige Hedgefonds, die mit Rohstoffen handeln, haben in diesem Jahr sensationelle Renditen erzielt. Damit gehören sie zu den Hauptprofiteuren auf den zuletzt außergewöhnlich volatilen Rohstoffmärkten. Die Preise für Erdöl, Erdgas, Metalle und Getreide stiegen zu Beginn des Jahres sprunghaft an, als die Weltwirtschaft nach dem Corona-Einbruch wieder in Gang kam und zugleich der Ukraine-Krieg die Energie- und Rohstoffströme unterbrach.
Der Flaggschiff-Fonds des texanischen Unternehmens e360 Power, das Futures und Optionen für den Handel mit Strom, Erdgas und Emissionen nutzt, ist von Jahresbeginn bis September um rund 125 Prozent gestiegen. Der auf Öl ausgerichtete Fonds des in London ansässigen Unternmehmens Westbeck Capital Management ist im gleichen Zeitraum um etwa 41 Prozent gestiegen, während die anderen beiden Westbeck-Fonds, die sich auf die Energiewende konzentrieren, um etwa 14 Prozent beziehungsweise 15 Prozent zugelegt haben.
Bei e360 Power führt Portfoliomanager Mark Sickafoose die Performance des Unternehmens auf die in der ersten Jahreshälfte stark gestiegenen Strompreise in den USA zurück. Er sagte, dass die Strompreise volatil bleiben würden, was die zukünftigen Erträge wahrscheinlich steigern werde. Das Unternehmen reduzierte jedoch seine Investitionen in europäisches Gas ab der zweiten Maihälfte aufgrund von Sorgen über den Ukraine-Krieg und regulatorische Änderungen in Europa in Bezug auf Kohlekraftwerke.
Mit ihren kräftigen Gewinnen gehören diese Anleger - neben Energieunternehmen und rohstoffreichen Staaten wie Saudi-Arabien - zu den Gewinnern einer Zeit steigender Preise und außergewöhnlicher Volatilität. Die Turbulenzen haben dazu beigetragen, die Inflation auf ein Mehrjahreshoch zu treiben, und einige Regierungen dazu veranlasst, Energieunternehmen aus der Patsche zu helfen oder die Energiekosten der Haushalte zu subventionieren.
Die Performance unterscheidet sich auch deutlich von Fonds, die Aktien auswählen, insbesondere von solchen, die sich auf wachstumsstarke Technologieunternehmen konzentrieren. Der HFRI 500 Equity Hedge Index ist in diesem Jahr bis August um mehr als 11 Prozent gefallen. Hedgefonds mit einem breiten makroökonomischen Fokus hingegen haben in diesem Jahr geglänzt.
Einige große Multistrategiefonds, die in eine Reihe von Vermögenswerten investieren, haben auch auf den Rohstoffmärkten Erfolg gehabt. Der Flaggschiff-Fonds des Hedgefonds-Giganten Citadel teilte den Anlegern mit, dass mehr als 60 Prozent seiner Bruttoinvestitionsgewinne im zweiten Quartal auf Rohstoffe entfallen, wie das Wall Street Journal berichtet.
Starke Dollar dämpft Nachfrage
Da sich die globalen Wirtschaftsaussichten jedoch eingetrübt haben und die Rohstoffpreise gefallen sind, haben einige Fondsmanager ihre Wetten zurückgefahren. „Dies entwickelt sich zu einem Jahr mit zwei Hälften“, sagte Robert Howell, ein Portfoliomanager bei Gresham Investment Management in New York mit einem verwalteten Vermögen von rund 7 Milliarden Dollar. Howell sagt, der starke Dollar habe die Nachfrage nach Rohstoffen aus den Schwellenländern gedämpft und russisches Öl fließe weiterhin in einige Märkte.
Howell sagte, er habe in den letzten Wochen aggressiv Positionen verkauft und die Hälfte seines Portfolios befinde sich nun in Cash. „Wir verlassen im Grunde die Party“, sagte er. „Wir sind voll im Kapitalerhaltungsmodus“. Howells Strategie ist bis September um etwa 17 Prozent gestiegen.
Andere sind dazu übergegangen, einen weiteren Marktrückgang aktiv zu antizipieren. Alena Kykalova Brynjolfsson leitet Tiara Capital mit Sitz in Palo Alto, Kalifornien, eine auf Energie fokussierte quantitative Handelsfirma, die sich auf maschinelles Lernen spezialisiert hat. Sie hat das ganze Jahr über Gewinne aus ihren Wetten auf US-amerikanische und europäische Erdgas- und Öl-Futures mitgenommen. Anfang September begannen ihre Modelle, einen eher rückläufigen Ausblick zu geben. Dies veranlasste sie dazu, Wetten darauf abzuschließen, dass Erdgas und Erdöl nach einem enormen Höchststand bei Erdgas im August fallen würden.
Einige Anleger haben sich hin und her bewegt, was die Unsicherheit auf den Rohstoffmärkten unterstreicht. Berichte zu Wochenbeginn, wonach die Organisation erdölexportierender Länder und Russland, der wichtigste Verbündete des Kartells, eine Kürzung der Ölproduktion in Erwägung ziehen, ließen die Rohölpreise steigen. Die dann tatsächlich verkündete Entscheidung der OPEC+ vom Mittwoch, eine massive Kürzung der Öl-Fördermenge vorzunehmen, hat den Ölpreis weiter steigen lassen.
Westbeck änderte Mitte Juni seine Strategie, verließ längerfristige Positionen und konzentrierte sich mehr auf kurzfristige Geschäfte, sagte Jean-Louis Le Mee, der Mitbegründer des Unternehmens. Aber das Unternehmen, das etwa 600 Millionen Dollar verwaltet, hat in letzter Zeit damit begonnen, seine Long-Positionen oder Wetten auf steigende Kurse aufzustocken.
Le Mee wies auf eine Reihe von Unbekannten hin, darunter die Ungewissheit, ob China seine Null-Covid-Politik lockern würde, und die Aussichten auf eine weltweite Rezession. Andererseits sagte er, dass die Ölpreise aufgrund der OPEC+-Kürzungen, eines möglichen Endes der Freigaben aus der strategischen Erdölreserve der USA und des europäischen Ölembargos gegen Russland zum Jahresende steigen könnten. Anleger scheinen ihre Erwartungen an künftige Zinserhöhungen der Federal Reserve zurückzuschrauben, sagt Le Mee. Dies könnte bedeuten, dass der Dollar seinen Höchststand erreicht hat, was den Ölpreisen weitere Unterstützung bieten würde.