Die von Saudi-Arabien geführte Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und eine von Russland angeführte Koalition von Produzenten – zusammen sind sie als OPEC+ bekannt – haben sich erneut den Forderungen des Westens widersetzt, die Ölförderung hoch und somit den Ölpreis niedrig zu halten.
Die OPEC+ hat sich darauf geeinigt, die gemeinsame Fördermenge um 2 Millionen Barrel pro Tag zu drosseln. Auf diese Weise will das Bündnis den Rückgang der Ölpreise aufhalten, der eine Folge der schwächelnden Weltwirtschaft ist, die weniger von dem Rohstoff benötigt.
Der Schritt ist die größte Drosselung der Produktion durch die Organisation erdölexportierender Länder OPEC und ihre Verbündeten seit 2020. Der Ölpreis in London stieg in der Folge um bis zu 1,5 Prozent auf 93,20 Dollar pro Barrel und erreichte damit den höchsten Stand seit zwei Wochen. Vor drei Monaten hatte der Ölpreis noch bei 120 Dollar gelegen.
Allerdings werden die Auswirkungen auf das weltweite Angebot wohl geringer sein, als der Beschluss vermuten lässt. Denn mehrere Mitgliedsländer fördern bereits deutlich weniger, als durch die neuen Quoten vorgegeben. De facto wurden die nun beschlossenen neuen Quoten zuletzt schon eingehalten.
Auch wenn sich an den Ölpumpen wenig ändern wird, birgt die Entscheidung des Kartells die Gefahr eines weiteren Schocks für die Weltwirtschaft, die bereits mit einer durch hohe Energiekosten bedingten Inflation kämpft.
Der Schritt könnte auch die USA verärgern und dort eine Gegenreaktion auslösen. US-Präsident Joe Biden besuchte Anfang des Jahres Saudi-Arabien, um vor den Zwischenwahlen im November eine höhere Produktion und niedrigere Benzinpreise für die Amerikaner zu erreichen.
„Die OPEC will Preise um die 90 Dollar“, sagte der nigerianische Staatsminister für Erdölressourcen, Timipre Sylva, nach dem Treffen. Viele Mitgliedsländer haben ihre Haushalte für 2023 auf diesen Preis ausgerichtet, und „es würde einige Volkswirtschaften destabilisieren“, wenn dies nicht der Fall wäre, zitiert ihn Bloomberg.
Die Drosselung um 2 Millionen Barrel pro Tag wird an derselben Basislinie gemessen wie die vorherigen OPEC+-Vereinbarungen, sagte Amir Hossein Zamaninia, OPEC-Gouverneur für den Iran, nach dem Treffen in Wien zu Reportern.
Bei einer anteiligen Aufteilung auf die Mitglieder müssten tatsächlich nur acht Länder ihre Produktion drosseln, was nach Berechnungen von Bloomberg auf der Grundlage der Produktionszahlen vom September eine reale Senkung um etwa 900.000 Barrel pro Tag bedeuten würde.
Keine monatlichen Treffen mehr
Die OPEC+ wird laut Zamaninia, dem OPEC-Gouverneur für den Iran, vorerst keine monatlichen Treffen mehr abhalten. Nur der Gemeinsame Ministerielle Überwachungsausschuss, der die Umsetzung der Produktionskürzungen überwacht, werde alle zwei Monate zusammentreten.
„Es ist sehr wichtig, dass es sich um eine technische Entscheidung handelt und nicht um eine politische“, sagte Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Al Mazrouei. „Deshalb ist es wichtig, die technische Seite der Gleichung zu betrachten und alle Bedenken hinsichtlich der Wirtschaft und des Zustands der Wirtschaft zu berücksichtigen.“
Am Mittwoch telefonierten US-Beamte mit ihren Amtskollegen in der Golfregion, um sie von der Produktionskürzung abzubringen, wie mit der Situation vertraute Personen sagten. Doch bereits im September hatte sich OPEC+ dem Westen widersetzt und die Ölförderung reduziert, um höhere Öl-Preise zu erreichen.
Das Weiße Haus hat das US-Energieministerium kürzlich darum gebeten zu prüfen, ob ein Exportverbot für Benzin, Diesel und andere raffinierte Erdölprodukte die Preise in den USA senken würde, wie Bloomberg am Dienstag berichtete. Die Idee ist umstritten, findet aber in einigen Kreisen der Biden-Administration immer mehr Anklang.
„Höhere Ölpreise, wenn sie durch beträchtliche Produktionskürzungen angetrieben werden, würden die Biden-Regierung vor der US-Zwischenwahlen wahrscheinlich verärgern“, schrieben die Analysten der Citi. „Es könnte weitere politische Reaktionen aus den USA geben, einschließlich zusätzlicher Freisetzungen von strategischen Vorräten.“ Auch die Experten von JP Morgan schließen nicht aus, dass Washington durch die Freigabe weiterer Ölvorräte Gegenmaßnahmen ergreift.