Unternehmen

Energie-Krise: Ausmaß des Schadens für Wohlstand und Arbeitsplätze zeichnet sich ab

Infolge von Energiewende und der Abkopplung von russischen Energieträgern drohen schwere Wohlstandsverluste. Das Ausmaß des Schadens wird langsam absehbar.
25.10.2022 16:15
Aktualisiert: 25.10.2022 16:15
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Energiekrise wird immer mehr zu einer Gefahr für die Beschäftigung in Deutschland. In einer Umfrage im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen gaben 25 Prozent der Unternehmen an, sie planten einen Arbeitsplatzabbau. Bei einer vergleichbaren Umfrage im April waren dies 14 Prozent.

Außerdem stellen sich 57 Prozent der Unternehmen darauf ein, geplante Investitionen zu verschieben. Auch das seien mehr Betriebe als im Frühjahr, ergab die repräsentative Umfrage des Ifo-Instituts.

Die Ergebnisse seien ein Alarmsignal, sagte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik. Es gebe seit einiger Zeit eine schleichende Verlagerung industrieller Wertschöpfung. „Diese fatale Entwicklung am Standort Deutschland beschleunigt sich. Die Unternehmen fahren die Fertigung in Deutschland zurück oder verlagern ihre Produktion dorthin, wo Energiekosten, Steuern und Bürokratielasten niedriger sind.“

Laut Umfrage planen neun Prozent der Unternehmen, Betriebsstätten ins Ausland zu verlagern. Vor einem halben Jahr waren es sechs Prozent. Die Politik versuche, die steigenden Energiekosten zu dämpfen, was richtig sei, sagte Kirchdörfer. „Wir benötigen Maßnahmen, die den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig machen.“

Die Energiekosten schlagen laut Verband inzwischen stärker bei den Unternehmen durch. Im Jahr 2022 entfielen demnach durchschnittlich 8,2 Prozent des Gesamtumsatzes auf Energiekosten. Im Jahr 2021 waren es nur 5,1 Prozent.

Energiekosten laufen aus dem Ruder

In der deutschen Wirtschaft wachsen die Sorgen angesichts steigender Strom- und Gaspreise. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag warnt vor Produktionsstopps bei Unternehmen. DIHK-Präsident Peter Adrian sagt: „Quer durch die Branchen erreichen uns täglich Hilferufe von Unternehmen, die für das kommende Jahr keinen Energieversorgungsvertrag mehr bekommen. Wenn hier keine Lösung gefunden wird, stehen zum Jahreswechsel Teile unserer Wirtschaft still.“

Adrian fordert die Bundesregierung zum Handeln auf. Viele Energieversorger könnten die Sicherheitsleistungen nicht mehr bezahlen, die sie bei ihren Termingeschäften zur Absicherung von Energiepreisschwankungen hinterlegen müssten, so Adrian. „Diese Sicherheitsleistungen haben analog zu den Börsenpreisen so astronomische Höhen erreicht, dass Stadtwerke und andere Lieferanten ihren Kunden keine Angebote für die Belieferung mit Strom und Gas mehr machen können. Wir brauchen daher schnell einen staatlichen Garantierahmen wie bei der Finanzkrise.“

Die vorgeschlagene Gaspreisbremse löse dieses Problem nicht. „Denn sie reduziert mit dem staatlichen Zuschuss den Preis für den Endkunden, nicht beim Versorger.“ Anders als für private Haushalte und sehr kleine Unternehmen hätten größere und mittlere Betriebe keinen Anspruch auf Ersatz durch Grundversorger. „Diese Unternehmen stehen deshalb ohne Vertragsangebot komplett ohne Energie da und müssten den Betrieb einstellen.“

Lesen Sie dazu: Insider: Tausenden Mittelständlern droht das Aus

Energiewende und Geopolitik

Ausgelöst wurde die Energie-Krise von der sogenannten Energiewende, welche deutsche Regierungen seit Bundeskanzlerin Angela Merkel verfolgen. Schon weit vor Ausbruch des Ukraine-Krieges hatte diese beispielsweise dazu geführt, dass deutsche Unternehmen die höchsten Strompreise in ganz Europa bezahlen mussten.

Massiv verschärft wurde die Krise schließlich infolge des Krieges Russlands gegen die Ukraine: Die EU-Staaten haben daraufhin begonnen, sich von russischen Energieträgern abzuwenden. Dies betrifft derzeit bereits Kohle-Importe, der Gas-Zufluss wurde von Russland gedrosselt und die Sprengung der Nordstream-Pipeline durch professionelle Akteure wird ein Wiederanfahren der Lieferungen verhindern. Hinzu kommt, dass die EU ab Anfang Dezember kein russisches Erdöl und Treibstoffe mehr einführen will.

Derzeit bemüht sich die Bundesregierung zwar um Ersatzlieferungen für russische Kohle, Gas und Öl – diese sind aber nicht in ausreichender Menge zu haben und nur zu deutlich höheren Preisen, was wiederum die Inflation antreibt.

Ifo-Index zeigt Rezession an

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober erneut verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel zum Vormonat aber nur leicht um 0,1 Punkte auf 84,3 Zähler, wie das Ifo-Institut am Dienstag in München mitteilte. Bereits im Vormonat war der Ifo-Geschäftsklimaindex, der auf einer Umfrage unter rund 9000 Unternehmen basiert, gesunken.

Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer rutschte mit dem aktuellen Dämpfer auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020. In der Corona-Krise war der Indikator aber zeitweise noch deutlich tiefer gefallen.

„Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt düster“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Unternehmen seien mit ihren laufenden Geschäften weniger zufrieden gewesen. Auch wenn sich der Ausblick gebessert habe, bereite der Blick auf die kommenden Monate den Unternehmen weiter Sorgen. „Die deutsche Wirtschaft steht vor einem schweren Winter“, sagte Fuest laut Mitteilung.

Der Index für die Industrie fiel erneut, was vor allem auf sinkende Zuversicht zurückzuführen war. Die Auftragsbücher seien nach wie vor gut gefüllt, allerdings gingen die Neuaufträge zurück, hieß es zur Begründung. Auch im Baugewerbe trübte sich das Geschäftsklima weiter ein.

Bei den Dienstleistern hat sich das Klima nach dem Sturz im September erholt, wobei sich in erster Linie die Erwartungen besserten. Ebenfalls legte der Index im Handel zu, wo er von einer besseren Lageeinschätzung profitierte. „Die Erwartungen bleiben jedoch äußerst düster, insbesondere im Einzelhandel“, so Fuest.

„Dass das Ifo-Geschäftsklima im Oktober faktisch nicht weiter gefallen ist, ist keine Entwarnung“, schrieb Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Nach wie vor bewege sich das Barometer auf Niveaus, auf denen die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit geschrumpft war. Vor diesem Hintergrund bleibt er bei der Prognose, dass die Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Schnappen Sie sich den COME Mining Cloud-Mining-Vertrag und starten Sie Ihre Mining-Reise ganz einfach mit einem stabilen Tageseinkommen von über 7.000 $

Bei unseren Recherchen zum Bitcoin-Mining stellten wir fest, dass das traditionelle Mining-Modell für die meisten Nutzer ungeeignet ist....

 

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Workation-Trend 2026: Wer jetzt nicht plant, verliert seine besten Mitarbeiter
14.10.2025

Der globale Workation-Trend erreicht 2026 einen neuen Höhepunkt. Unternehmen investieren gezielt in Reisen, die Arbeit, Lernen und...

DWN
Politik
Politik Handelsstreit USA-China: China reagiert auf Trumps neue Zolldrohungen
14.10.2025

China setzt im Handelsstreit mit den USA auf maximale Härte. Peking kündigt an, den Konflikt bis zum Ende auszutragen, reagiert auf...

DWN
Politik
Politik Trump zieht die Zügel an: Steht Serbien vor einer Ölkrise?
14.10.2025

Die USA setzen Serbiens Ölindustrie unter Druck: Zahlungen mit Karten werden gestoppt, Lieferungen blockiert. Präsident Vučić warnt vor...

DWN
Technologie
Technologie Vodafone ersetzt Huawei-Technik: Samsung baut deutsches 5G-Netz aus
14.10.2025

Vodafone zieht im 5G-Netz die Reißleine: Huawei fliegt raus, Samsung übernimmt. Der Wechsel markiert nicht nur eine Abkehr von China,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Höchststand im September: Inflation steigt auf 2,4 Prozent
14.10.2025

Die Inflation zieht wieder an, und das mitten im Herbst. Besonders Lebensmittel und Dienstleistungen belasten die Haushalte, während...

DWN
Panorama
Panorama Benko-Prozess: Mini-Verfahren in Mega-Pleite
14.10.2025

Ein einst gefeierter Selfmade-Milliardär steht vor Gericht: René Benko, Symbol für Aufstieg und Fall eines Imperiums. Nun beginnt der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Überraschender Aufschwung: Chinas Exporte trotzen globalen Spannungen
14.10.2025

Chinas Außenhandel hat im September deutlich zugelegt und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Trotz Handelskonflikten und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis schlägt alle Anlageklassen: Warum Gold alles übertrifft
14.10.2025

Der Goldpreis hat in zwanzig Jahren alle Anlageklassen übertroffen. Inflation, Schulden und geopolitische Spannungen treiben die...