Wirtschaft

China und Katar schließen längsten Gasvertrag der Geschichte ab

China steigt zu einem der größten Kunden des Emirats auf. Die deutschen Bemühungen um Gas aus der Region haben bislang mittelmäßige Ergebnisse erbracht.
22.11.2022 11:00
Aktualisiert: 22.11.2022 11:25
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Katar und China haben ein langfristiges und umfangreiches Gasabkommen unterzeichnet. Der Produzent Qatar Energy will über 27 Jahre insgesamt 108 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) an den chinesischen Konzern Sinopec liefern, wie das katarische Unternehmen mitteilte. Es handele sich um den längsten Gasliefervertrag in der Geschichte der Flüssiggasindustrie, erklärte Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi bei der Vertragsunterzeichnung am Montag in Doha.

Sinopec nannte den Deal einen „Meilenstein.“ Das Abkommen sei ein „wichtiger Teil der integrierten Zusammenarbeit beider Seiten“, hieß es in einer Mitteilung. Die beiden Unternehmen hatten bereits im März 2021 ein erstes Gaslieferabkommen unterzeichnet, das über zehn Jahre läuft.

Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas. Das reiche Emirat verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven weltweit. Katar teilt sich mit dem Iran das weltweit größte Gasfeld, das vor der Küste des Landes liegt. Der allergrößte Teil des Exports geht nach Asien, bislang vor allem nach Japan, Südkorea und Indien.

Deutschlands mühsame Suche nach Gas

Auch Deutschland will künftig größere Mengen an Flüssiggas aus dem Golfstaat importieren. Damit soll ein Teil der Gaslieferungen aus Russland ersetzt werden. Im vergangenen Mai schlossen die beiden Länder eine sogenannte Energiepartnerschaft. Damals hieß es, Katar könnte schon 2024 Flüssiggas nach Deutschland liefern. Allerdings ist bislang unklar, wann ein Lieferabkommen tatsächlich geschlossen werden kann.

Lesen Sie dazu: Habeck blamiert: Katar liefert Gas nach Italien, Deutschland geht leer aus

Während des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, schloss der Essener Energiekonzern RWE Ende September einen Vertrag über den Import von 137 000 Kubikmeter Flüssiggas (LNG) ab.

Die Menge ist allerdings verhältnismäßig gering - weniger als das, was vor dem Ukraine-Krieg an nur einem Tag durch die inzwischen abgeschaltete Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland floss. Der Vertrag hat aber eine gewisse symbolische Bedeutung. Die erste LNG-Lieferung soll Anfang nächsten Jahres per Schiff in Brunsbüttel bei Hamburg ankommen. Weitere Lieferungen sind geplant.

Während der Scholz-Visite wurde auch noch ein zweiter Deal abgeschlossen: Der emiratische Staatskonzern ADNOC liefert ab 2023 monatlich auch bis zu 250 000 Tonnen Dieseltreibstoff nach Deutschland. Die Vereinbarung darüber wurde mit dem niedersächsischen Energieunternehmen Hoyer geschlossen.

Scholz betonte, wie wichtig es sei, sich bei der Energieversorgung auf möglichst viele Anbieter zu stützen. Die Abhängigkeit von einem Lieferanten „wird uns sicherlich nicht wieder passieren“, betonte der Kanzler. Bis zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bezog Deutschland noch 55 Prozent seines Erdgases aus Russland. Inzwischen sind die Lieferungen von dort zum größten Teil eingestellt und die deutschen Gasversorger suchen nach neuen Bezugsquellen. Die VAE verfügen über die siebtgrößten Erdgasvorkommen weltweit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...

DWN
Panorama
Panorama Datenschutz und Oktoberfest - was sich im September ändert
16.08.2025

Die Tage werden kürzer und der Herbst naht im September. Welche Neuerungen bringt der neue Monat für Verbraucherinnen und Verbraucher?...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Business Angels sind keine Almosen-Geber: So knackt man sie trotzdem
16.08.2025

Sie heißen Engel, aber verschenken nichts: Warum Business Angels für Start-ups goldwert sind – und wieso Gründer trotzdem mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 150 Jahre ohne Steuerprüfung? Personalmangel bremst Steuerkontrollen in Deutschland aus
16.08.2025

In Deutschland können Kleinstbetriebe statistisch gesehen 150 Jahre lang einer Steuerprüfung entgehen – während dem Staat Milliarden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
16.08.2025

Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher...

DWN
Technologie
Technologie Laser gegen Putins Drohnen: Europas Hightech-Antwort auf den Krieg
16.08.2025

Während russische Drohnen den Himmel über Europa testen, setzen die Ukraine und die EU auf eine futuristische Waffe: Laser, die für...