Wirtschaft

Rezession im deutschen Außenhandel

Neueste Daten zeigen einen deutlichen Abschwung im deutschen Außenhandel - und nicht nur dort.
02.12.2022 11:00
Lesezeit: 1 min

Die deutschen Exporteure bekommen die Abkühlung der Weltwirtschaft mehr und mehr zu spüren. Ihre Ausfuhren schrumpften wegen der schwächelnden Nachfrage aus Europa und den USA im Oktober bereits den zweiten Monat in Folge. Sie sanken um 0,6 Prozent zum Vormonat auf 133,5 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Im September ergab sich bereits ein Minus von 0,7 Prozent. Die Importe fielen sogar um 3,7 Prozent und damit so stark wie seit Januar nicht mehr. „Die globale Konjunktur kühlt unter der Last der gestiegenen Preise und Zinsen ab und lässt die Exportgeschäfte schlechter laufen“, sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle.

Nach Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird ein Drittel der Weltwirtschaft bis 2023 in eine Rezession abrutschen. „Nicht nur auf die deutschen Konsumenten, auch auf die Exportwirtschaft kommen schwierigere Zeiten zu“, sagte Scheuerle. Das schätzt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ganz ähnlich ein. „Der deutsche Exportmotor ruckelt merklich“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Hohe Inflationsraten und eine straffe Geldpolitik in wichtigen Absatzmärkten dämpfen die internationale Nachfrage.“

Gestörte Lieferketten

Auch die Störungen in globalen Lieferketten seien – trotz Besserung in den letzten Monaten – noch immer nicht vollständig überwunden. Der DIHK-Konjunkturumfrage zufolge erwarten nur 16 Prozent der Industrieunternehmen, dass ihre Exporte in den nächsten zwölf Monaten steigen werden. 40 Prozent rechnen mit geringeren Ausfuhren. „Lediglich während der Finanzkrise und zu Beginn der Corona-Krise waren die Unternehmen mit Blick auf ihr Auslandsgeschäft pessimistischer“, sagte Treier.

Die Ausfuhren in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sanken im Oktober um 2,4 Prozent auf 71,4 Milliarden Euro. Das Geschäft mit dem wichtigsten Kunden USA schrumpfte noch stärker, und zwar um 3,9 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro. Die Exporte in die Volksrepublik China blieben hingegen mit 8,9 Milliarden Euro stabil, während die nach Großbritannien um 4,1 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro zulegten.

Von Januar bis Oktober 2022 wuchsen die Ausfuhren um 14,9 Prozent auf fast 1300 Milliarden Euro. Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich im November trotz globaler Rezessionssorgen zuletzt allerdings merklich aufgehellt. Das entsprechende Barometer stieg auf plus 0,4 Punkte von minus 4,6 Zählern im Oktober, wie das Münchner Ifo-Institut bei einer Umfrage unter 2300 Unternehmen herausfand. Positive und negative Bewertungen für die Aussichten in den kommenden drei Monate halten sich damit in etwa die Waage. „Kleine Hoffnungsschimmer zeichnen sich für die deutsche Exportindustrie ab“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Entwicklung des Barometers.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Baugenehmigungen steigen wieder: Eigenheime besonders gefragt
19.12.2025

Nach langer Flaute werden in Deutschland wieder deutlich mehr Wohnungen genehmigt. Vor allem bei Einfamilienhäusern zieht die Nachfrage...

DWN
Technologie
Technologie Lothar Schupet: Warum ich nach 23 Jahren BMW für ein chinesisches Startup verlassen habe
19.12.2025

Ein deutscher Topmanager verlässt nach 23 Jahren einen der mächtigsten Autokonzerne Europas und geht ausgerechnet zu einem chinesischen...

DWN
Finanzen
Finanzen USA Börsen: Überraschend deutlicher Rückgang der US-Inflation beflügelt die Aktienmärkte
18.12.2025

Die im letzten Monat überraschend stark abgekühlten US-Inflationsdaten befeuerten die Hoffnung, dass im Jahr 2026 weitere Zinssenkungen...

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...