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China und Saudi-Arabien bereiten Ölhandel in Yuan vor

Der Besuch von Chinas Präsident Xi in Saudi-Arabien hebt die Partnerschaft auf eine neue Stufe. Vor allem der geplante Ölhandel in Yuan hat massive Folgen.
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14.12.2022 07:00
Lesezeit: 5 min
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China und Saudi-Arabien bereiten Ölhandel in Yuan vor
Chinas Präsident Xi Jinping und der Kronprinz von Saudi-Arabien Mohammed bin Salman am Freitag in Riad. (Foto: dpa) Foto: ---

Saudi-Arabien war lange Zeit ein enger Verbündeter des Westens. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Zukunft des Königreichs und der Region am Persischen Golf insgesamt liegt in einer Abkehr vom Westen und in einer engen Zusammenarbeit mit China, Russland und anderen Schwellenländern. Dies hat der Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping beim saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman letzte Woche in aller Deutlichkeit vor Augen geführt.

Drei Tage lang verweilte Xi in Saudi-Arabien. Am Mittwoch wurde er mit einem Salut aus mehreren Kanonen begrüßt. Flugzeuge malten die Farben der chinesischen Flagge in den Himmel über dem Flughafen von Riad. Während des Gipfels wurden Investitionsvereinbarungen im Wert von etwa 50 Milliarden Dollar unterzeichnet, sagte der saudische Investitionsminister Khalid Al Falih am Sonntag in der saudischen Hauptstadt Riad am Rande einer Konferenz zu Bloomberg.

Xi Jinping sagte am Freitag, dass China den Ölhandel mit Saudi-Arabien ausbauen wird. Das Land will zudem die Koordinierung mit Saudi-Arabien und seinen Nachbarn in der Energiepolitik verstärken. Saudi-Arabien gehört neben Russland zu den wichtigsten Vertretern des Staatenbündnisses OPEC+, das mehr als 40 Prozent des weltweiten Rohöls produziert.

Das chinesische Öl- und Gasunternehmen Sinopec hat mit dem staatlichen saudischen Petroleumkonzern Saudi Aramco eine Rahmenvereinbarung über den Bau eines Raffinerieprojekts der Phase II mit einer Kapazität von 16 Millionen Tonnen pro Jahr und einer Ethylenanlage in Gulei in der südchinesischen Provinz Fujian mit einer Kapazität von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr unterzeichnet. Laut Sinopec soll das Projekt bis Ende 2025 abgeschlossen und in Betrieb sein.

Das chinesische Unternehmen unterzeichnete außerdem Absichtserklärungen mit Saudi Aramco und Sabic über den Bau einer Anlage zur Herstellung von Flüssigchemikalien in Yanbu im Westen von Saudi-Arabien. Die Kooperation zeige das gegenseitige Vertrauen der beteiligten Parteien und stärke ihre Zuversicht, die Energiewende gemeinsam zu bewältigen, so Sinopec-Präsident Yu Baocai in einer Erklärung.

Öl mit Dollar oder Yuan bezahlen?

Xi versprach, mehr Rohöl von Saudi-Arabien zu kaufen und einen Teil davon mit chinesischer Währung zu bezahlen. Die Verwendung des Yuan für Ölgeschäfte würde die Vorherrschaft des Dollars angreifen, der in Ölverträgen weltweit verwendet wird. Die Saudis und die Chinesen haben die Gespräche über Yuan-Käufe Anfang des Jahres beschleunigt, als die Beziehungen zwischen Washington und Riad unter Druck gerieten.

China wird weiterhin große Mengen Rohöl aus dem Golf-Kooperationsrat importieren, die Importe von Flüssigerdgas (LNG) ausweiten und die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Öl- und Gasvorkommen, der Lagerung, dem Transport und der Raffination verstärken, sagte Xi am Freitag während eines Gipfels der sechs Länder des Golf-Kooperationsrats. China werde die Shanghaier Öl- und Gasbörse nutzen, "um den Öl- und Gashandel in Yuan abzuwickeln".

Gespräche zwischen China und Saudi-Arabien über Ölverträge zum Yuan-Preis werden seit sechs Jahren immer wieder geführt, und zwar bereits vor dem ersten offiziellen Besuch von Kronprinz Mohammed bin Salman in China im Jahr 2016, wie das Wall Street Journal berichtet. Es ist möglich, dass die Saudis immer noch vor der Idee zurückschrecken, weil die Nutzung des Yuan im Ölhandel einen massiven Bruch in den Beziehungen zu den USA verursachen würde.

Die Führung von Saudi-Arabien lehnte es am Freitag ab, zu bestätigen, dass das Königreich Ölgeschäfte in der chinesischen Währung tätigen werde. "Ich weiß nichts davon", sagte der saudische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan gegenüber Reportern, als er nach den Äußerungen von Chinas Präsident Xi zum Ölhandel in Yuan gefragt wurde.

Der Besuch des chinesischen Staatschefs in Saudi-Arabien wurde von beiden Seiten als Meilenstein für die Beziehungen zum Nahen Osten bezeichnet. Xis Reise fand zu einem Zeitpunkt statt, da Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, ihre Beziehungen zu den Rivalen der USA verstärken. Ihre sich seit einigen Jahren vollziehende Abkehr von den USA im Rahmen einer globalen Neuordnung ist durch den Ukraine-Krieg beschleunigt worden.

China ist längst wichtigster Handelspartner

Lange Zeit waren die USA die dominierende Sicherheitsmacht der energiereichen Region. Dem macht China nun Konkurrenz. Doch auch wenn das Land für viele arabische Länder längst ein sehr wichtiger Wirtschaftspartner ist, so vermeidet China es, die USA im Nahen Osten zu ersetzen. Vielmehr setzt Peking auf einen unparteiischen Ansatz, nachdem die US-Politik in der Region zunehmend als Einmischung betrachtet wurde.

Die formellen Beziehungen zwischen China und Saudi-Arabien wurden im Jahr 1990 aufgenommen. Sie haben ihre Wurzeln in den Bereichen Energie und Handel. China ist längst der wichtigste Handelspartner Saudi-Arabiens und der größte Abnehmer seines Rohöls. Selbst wenn die Welt auf erneuerbare Energien setzt, werden sich diese Energiebeziehungen voraussichtlich in den kommenden Jahren noch verstärken.

Die Ölimporte Chinas sind in den letzten drei Jahrzehnten stark angestiegen und erreichen mehr als 25 Prozent der Ölexporte Saudi-Arabiens, während die Exporte in die USA drastisch zurückgingen. Saudi-Arabien exportiert rund 6,2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Würden die Preise für die Exporte nach China in Yuan statt in Dollar angegeben, würden die chinesischen Käufe das Ansehen der Währung stärken.

China hat bereits 2018 im Rahmen seiner Bemühungen, seine Währung weltweit handelbar zu machen, Ölkontrakte in Yuan eingeführt. Doch an der Dominanz des Dollars auf dem Ölmarkt hat dies nichts geändert. Seitdem ist die Verwendung des Dollars für China zu einer realen Gefahr geworden, die durch die US-Sanktionen gegen den Iran wegen seines Atomprogramms und gegen Russland im Rahmen des Kriegs in der Ukraine noch verstärkt wurde.

Saudische Beamte, die die Umstellung auf die chinesische Währung befürworten, haben argumentiert, dass das Königreich einen Teil der Yuan-Einnahmen verwenden könnte, um chinesische Unternehmen zu bezahlen, die an Megaprojekten in Saudi-Arabien beteiligt sind. Dies würde einige der Risiken mindern, die sich aus den Kapitalkontrollen im Hinblick auf den Yuan ergeben. China könnte auch Anreize wie milliardenschwere Investitionen im Königreich anbieten.

Die beiden Länder unterzeichneten am Donnerstag Dutzende von Handelsabkommen im Wert von zunächst über 29 Milliarden Dollar in Bereichen wie alternative Energie, Technologie und Fertigung. Xi führte Gespräche mit Prinz Mohammed und unterzeichnete ein umfassendes strategisches Partnerschaftsabkommen mit dem saudischen König Salman, das Riad in den Außenbeziehungen Chinas einen Spitzenplatz einräumt.

Keine offene Konfrontation mit den USA

Am Freitag nahm Xi an weiteren Treffen mit führenden Politikern der Region teil, bei denen es um ein lang erwartetes Freihandelsabkommen und die Einrichtung eines gemeinsamen Investitionsausschusses mit den Golfstaaten ging. Wichtig war allen Parteien das Prinzip der Nichteinmischung. Saudi-Arabien und andere arabische Staaten haben Chinas Umgang mit den muslimischen Uiguren öffentlich verteidigt und Chinas Haltung zu Taiwan unterstützt.

Prinz Faisal bin Farhan Al Saud, der saudische Außenminister, wies die wiederholten Warnungen von US-Beamten zurück, dass bestimmte Arten der Zusammenarbeit mit China die Möglichkeiten Washingtons zur Kooperation mit seinen Partnern in der Region einschränken würden. "Wir sind sehr auf die Zusammenarbeit mit allen Parteien bedacht", sagte er. "Wir sehen das keineswegs als Nullsummenspiel."

Waffengeschäfte seien bei den Gesprächen zwischen Xi und Prinz Mohammed nicht zur Sprache gekommen. In den letzten Jahren hat China Drohnen verkauft, bei der Herstellung von ballistischen Raketen geholfen und den Bau einer Anlage zur Herstellung von Uran-Gelbkuchen unterstützt - ein früher Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines Atomenergieprogramms oder einer Atomwaffenkapazität.

Saudi-Arabien und China haben zudem über den Bau eines Marinestützpunktes am Roten Meer gesprochen, einer der strategisch wichtigsten Wasserstraßen der Welt, die das Mittelmeer mit dem Indischen Ozean verbindet. Der chinesische Präsident Xi sagte am Freitag, dass sein Land ein nukleares Sicherheitszentrum mit dem Golfstaat einrichten werde, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.

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