Finanzen

Leerverkäufer verzeichnen 2022 massiven Jahresgewinn

Leerverkäufer konnten in diesem Jahr massiv vom Einbruch an den Aktienmärkten profitieren. Es war der erste Gewinn seit 2018. Vor allem Wetten gegen Tesla zahlten sich aus.
28.12.2022 10:51
Lesezeit: 2 min
Leerverkäufer verzeichnen 2022 massiven Jahresgewinn
Für Leerverkäufer war 2022 ein überaus profitables Jahr. (Foto: dpa) Foto: Frank Rumpenhorst

Der deutliche Rückgang der US-Aktienkurse in diesem Jahr ist für eine Gruppe von Investoren ein Geschenk: Leerverkäufer können sich wohl zum ersten Mal seit 2018 auf einen Jahresgewinn freuen. Und der fällt nicht zu knapp aus: Daten der Analyse-Firma S3 Partners zufolge wird das Plus knapp 304 Milliarden Dollar betragen, etwa das Vierfache von 2018. Die Rendite liege bei gut 31 Prozent.

Die Jahre zuvor waren dagegen schwer für diese Händler, die auf fallende Kurse setzen. Allein 2021 verloren sie mehr als 142 Milliarden Dollar, unter anderem wegen Wetten gegen Meme-Aktien wie GameStop, die dann unerwartet in die Höhe schossen. Im Jahr zuvor war es die US-Notenbank Fed, die mit ihrer Zinssenkung als Reaktion auf die Coronavirus–Pandemie den Leerverkäufern das Leben schwer machte.

Die Situation für Leerverkäufe sei jahrelang "unmöglich" gewesen, klagt auch der Portfolio-Manager Moez Kassam von Anson Funds. In diesem Jahr habe dagegen "der Wind dem ganzen Markt ins Gesicht geblasen statt ihm Rückenwind zu geben". Tatsächlich dürfte der S&P-500-Index bis Silvester um etwa 19 Prozent im Minus liegen und damit den größten prozentualen Verlust seit 2008 erleiden. Es sind dabei besonders Technologie-lastige Unternehmen wie Tesla, Amazon, Meta und Apple, die den "short sellern" die Taschen füllen. Dazu kommen etwa das Biotech-Unternehmen Novavax - ein Kursminus von etwa 90 Prozent - und der E-Auto-Bauer Rivian, grob 80 Prozent schwächer.

Die größten Gewinne in absoluten Dollar-Beträgen haben jedoch Leerverkäufer bei dem E-Auto-Pionier Tesla erzielt, insgesamt 15 Milliarden Dollar. Die Aktie liegt im Jahresvergleich fast 70 Prozent im Minus. Der Portfolio-Manager Mark Spiegel von Stanphyl Capital wettet seit 2014 gegen den Konzern von Elon Musk - "durchgehend, mit verschiedenen Summen". Seitdem ist die Aktie zwar insgesamt über 1250 Prozent im Plus. In diesem Jahr verhalf Tesla dem Fonds allerdings zu einer Rendite von etwa 60 Prozent. Auf der Aktie haben unter anderem umfangreiche Verkäufe von Musk gelastet. Einige Investoren spekulieren zudem, dass die Übernahme von Twitter den Milliardär abgelenkt haben könnte.

Einige Händler erwarten allerdings ein weiter schwieriges Umfeld für Leerverkäufer. Konjunkturdaten und Zins-Entscheidungen der Fed haben demnach dazu geführt, dass Aktien sich jetzt oft im Gleichschritt bewegen. Dies mache es schwieriger, einzelne Titel als Ziele für Leerverkäufe herauszupicken. "Es ist ein sehr schwieriges Umfeld wegen der hohen Korrelation" bei Aktien, sagt etwa Venu Krishna von Barclays.

Nach Darstellung des Portfolio-Mangers Charles Lemonides von ValueWorks dürfte die neue Zinspolitik der Fed kommendes Jahr immerhin für eine gedämpftere Stimmung am Markt sorgen. "Es ist sehr viel weniger wahrscheinlich, dass wir wieder einen solchen gefährlichen Enthusiasmus bei Investoren sehen für Aktien wie Tesla, der die Leerverkäufer gebeutelt hat", sagt er. Lemonides will gute Gelegenheiten erkennen: "Es gibt einen Haufen Unternehmen da draußen, die signifikant verschuldet sind, aber die von Aktien-Investoren im Moment für unverwundbar gehalten werden." (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie steigt kräftig: Chipgigant begeistert Anleger – Nvidia-Zahlen schlagen Erwartungen
19.11.2025

Die neuesten Nvidia-Zahlen haben die Finanzmärkte erneut aufhorchen lassen. Der Chipriese übertrifft die Erwartungen deutlich und...

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...