Deutschland

Produktion deutscher Unternehmen überraschend eingebrochen

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion überraschend stark gedrosselt. Ökonomen sehen Deutschland im Winterschlaf und erwarten nun doch eine Rezession.
07.02.2023 09:41
Aktualisiert: 07.02.2023 09:41
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion am Ende des von Energiekrise, Materialengpässen und hohen Preisen geprägten Jahres 2022 überraschend stark gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Dezember zusammen 3,1 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.

Das ist der größte Rückgang seit März 2022, dem ersten vollen Monat nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Minus von 0,7 Prozent gerechnet, nachdem es im November noch ein Wachstum von 0,4 Prozent gegeben hatte. 2022 insgesamt lag die Produktion kalenderbereinigt um 0,6 Prozent niedriger als 2021 und um 5,0 Prozent niedriger als im Vor-Corona-Krisenjahr 2019.

"Die Produktion hat zum Jahresschluss richtig schlapp gemacht", sagte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger. "Es sind Ausläufer der vielbeschworenen Rezession", erklärte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Nach den Worten von ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski ist Europas größte Volkswirtschaft "einfach in den Winterschlaf gefallen".

Das sieht das Bundeswirtschaftsministerium ganz ähnlich. "Im Dezember zeigt sich die erwartete wirtschaftliche Abschwächung im Winterhalbjahr in der Industrie", kommentierte es die Entwicklung. Besonders die energieintensiven Branchen drosselten abermals ihre Produktion. Hoffnung machten aber optimistischere Geschäftsaussichten sowie abnehmende Materialengpässe. "Zusammen mit den immer noch gut gefüllten Auftragsbüchern deutet dies darauf hin, dass die wirtschaftliche Abschwächung im Winter milde ausfallen dürfte", so das Ministerium.

Die Industrie allein stellte im Dezember 2,1 Prozent weniger her als im Vormonat. Die Produzenten von Investitionsgütern wie Autos und Maschinen hielten ihren Ausstoß stabil. Bei Konsumgütern wuchs er dagegen um 0,3 Prozent, bei Vorleistungsgütern brach er um 5,8 Prozent ein. Die exportabhängige Industrie hat zuletzt ein überraschend starkes Neugeschäft gemeldet: Die Aufträge legten im Dezember dank der verbesserten Nachfrage aus dem Inland und der Euro-Zone so stark zu wie seit September 2021 nicht mehr: Die Bestellungen stiegen um 3,2 Prozent zum Vormonat, vor allem wegen vieler Großaufträge.

Die Baubranche meldete im Dezember einen Rückgang von 8,0 Prozent. Ihr setzen steigende Material- und Zinskosten zu. "Besonders für die Bauproduktion stehen die Zeichen wegen der steigenden Zinsen schlecht", sagte Ökonom Krüger. Die Energieversorger fuhren ihre Erzeugung um 3,0 Prozent herunter. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Nord-Stream-Anschläge: Italien erlaubt Auslieferung von Ukrainer nach Deutschland
16.09.2025

Drei Jahre nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee rückt ein Gerichtsverfahren in Deutschland näher. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission billigt deutsche Haushaltsstrategie trotz hoher Neuverschuldung
16.09.2025

Die Europäische Kommission hat den von der Bundesregierung geplanten Schuldenkurs bis 2031 gebilligt. Trotz geplanter Milliardenkredite...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietrecht in Deutschland: Expertenkommission nimmt Arbeit auf
16.09.2025

Im Bundesjustizministerium hat eine neue Expertenkommission zum Mietrecht ihre Arbeit begonnen. Nach Angaben des Ministeriums soll das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unbekannte Superhelden: Ohne Finanzchefs droht Unternehmen der Stillstand
16.09.2025

Die Rolle der Finanzchefs verändert sich rasant: Statt nur Zahlen zu verwalten, gestalten sie die Strategie, treiben Digitalisierung und...

DWN
Politik
Politik Drohnenvorfall: Polen stoppt Flug über Regierungsgebäuden
16.09.2025

Ein Drohnenvorfall über Regierungsgebäuden in Warschau sorgt für Alarm. Polen nimmt zwei Weißrussen fest – und die NATO verstärkt...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Wohin steuert die EU? Europas Kampf um Souveränität und Einfluss
16.09.2025

Europa steht am Scheideweg. Zwischen globalen Machtblöcken und innerer Zerrissenheit muss die Europäische Union ihren Kurs finden....

DWN
Panorama
Panorama Online-Banking überzeugt so viele Deutsche wie nie zuvor
16.09.2025

Bankgeschäfte per Computer oder Smartphone sind in Deutschland auf Rekordniveau. Im Jahr 2024 nutzten 67 Prozent der 16- bis 74-Jährigen...

DWN
Technologie
Technologie Innovation gegen Ärztemangel- Frankreich setzt auf Hightech-Kabinen
16.09.2025

In Frankreich breiten sich in ländlichen Regionen zunehmend Kabinen mit Medizingeräten und Videoberatung durch Ärztinnen und Ärzte aus....