Technologie

Japan: Atomkraft wird ausgebaut, Fukushima ist überwunden

Vor zwölf Jahren kam es in Fukushima nach einem gewaltigen Tsunami zum Super-Gau. Doch nun setzt Japan erneut massiv auf Atomkraft, der Unfall ist überwunden.
11.03.2023 11:10
Aktualisiert: 11.03.2023 11:10
Lesezeit: 2 min
Japan: Atomkraft wird ausgebaut, Fukushima ist überwunden
Schweigeminute für die Opfer der Naturkatastrophe von 2011 am Samstag im Hibiya-Park, während die Atomkraft in Japan auflebt. (Foto: dpa) Foto: Hiro Komae

Zwölf Jahre nach dem Super-Gau im japanischen Fukushima setzt die Regierung des Landes erneut auf Atomkraft. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach am Samstag, dem 12. Jahrestag der Katastrophe in Folge eines schweren Erdbebens und verheerenden Tsunamis, von einer «völligen Missachtung derer, die unter den Folgen der Nuklearkatastrophe von 2011 gelitten haben und weiterhin leiden.» Die Regierung von Ministerpräsident Fumio Kishida wolle nicht nur bestehende Meiler wieder hochfahren, sondern auch neue Reaktoren der nächsten Generation entwickeln und bauen.

Derweil beginnt der Staat spätestens im Sommer mit der umstrittenen Ableitung riesiger Mengen gefilterten Kühlwassers aus den zerstörten Reaktoren.

Eine gigantische Flutwelle hatte sich am 11. März 2011 an der Pazifikküste aufgebäumt und alles niedergewalzt: Städte, Dörfer und riesige Anbauflächen versanken in den Wasser- und Schlammmassen. Rund 20 000 Menschen riss die Flut in den Tod. In Fukushima kam es in der Folge im Akw Fukushima Daiichi zu dem Super-GAU, der in aller Welt zum Sinnbild der Dreifach-Katastrophe wurde - auch wenn keiner der Todesfälle auf die Strahlung zurückgeführt wird. Mehr als ein Jahrzehnt danach veranstaltet der Staat inzwischen keine nationalen Gedenkfeiern mehr. Der Wiederaufbau hat zwar große Fortschritte gemacht, doch droht die Katastrophe in Vergessenheit zu geraten.

Dank enormer Dekontaminierungsarbeiten sind zwar die Strahlenwerte in den weitaus meisten Gegenden der Präfektur Fukushima inzwischen auf dem praktisch gleichen Niveau wie in anderen Ländern, wie Fukushimas Gouverneur Masao Uchibori gegenüber ausländischen Journalisten betonte. Dank striktester Kontrollen seien auch Lebensmittel, die auf den Markt kommen, sicher. Rund 27 000 der anfangs 165 000 Evakuierten können allerdings noch heute nicht in ihre alten Wohngebiete zurück.

Die zerstörten Reaktoren müssen zudem weiterhin mit Wasser gekühlt werden, deren Menge durch einsickerndes Regen- und Grundwasser täglich weiter zunimmt. Es wird in riesigen Tanks gelagert, doch nun gehe der Platz aus, so der Betreiber Tepco. Daher soll es gefiltert und verdünnt ins Meer geleitet werden. Laut Tepco und auch der Internationalen Atomenergiebehörde stellt dies keine Gefahr dar. Das Filtersystem kann allerdings das Isotop Tritium nicht herausfiltern. Japan argumentiert aber, Tritium sei in geringer Menge unschädlich für Menschen. Örtliche Fischer sind dennoch gegen die Verklappung der über eine Million Kubikmeter Wasser, was Jahrzehnte dauern dürfte. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Wie die Märkte alle Warnsignale ignorieren
07.11.2025

Die Wall Street kennt derzeit nur eine Richtung – nach oben. Während geopolitische Krisen, Schuldenstreit und Konjunkturrisiken...