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GfK: Konsumstimmung besser, aber schwache Realeinkommen belasten

Lesezeit: 2 min
29.03.2023 10:46  Aktualisiert: 29.03.2023 10:46
Die wieder etwas gesunkenen Energiepreise sorgen für Lichtblicke. Aber die Menschen bleiben wegen Inflation und starker realer Einkommensverluste verunsichert.
GfK: Konsumstimmung besser, aber schwache Realeinkommen belasten
Die stark gebeutelten Realeinkommen drücken auf die Konsumstimmung. (Foto: dpa)

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Dank sinkender Energiepreise hellt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher weiter auf. Für April prognostizieren die GfK-Marktforscher einen Anstieg ihres Konsumbarometers um 1,1 auf minus 29,5 Punkte und damit den sechsten Zuwachs in Folge. Laut GfK-Experte Rolf Bürkl ist dies in erster Linie auf die positive Entwicklung der Einkommensaussichten zurückzuführen, die im März das höchste Niveau seit zehn Monaten erreichten - vor allem wegen der zuletzt spürbar gesunkenen Preise für Benzin und Heizöl. Dennoch nage die absehbar weiter hohe Inflation an der Kaufkraft und verhindere eine nachhaltige Erholung der Binnennachfrage, sagte Bürkl am Mittwoch.

"Verbraucher sind verunsichert und halten ihr Geld lieber zusammen", betonte auch Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Wegen der starken Realeinkommensverluste ist weiter Wunden lecken angesagt." Der private Konsum dürfte auch im laufenden Quartal "eine herbe Enttäuschung sein". Für das Gesamtjahr 2023 rechnet der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hier mit einem Rückgang um 0,1 Prozent, nach einem kräftigen Plus von 4,3 Prozent 2022. Auch aufgrund der anhaltend hohen Inflation von geschätzten 5,9 Prozent dürfte die Wirtschaft demnach in diesem Jahr stagnieren und erst 2024 um 1,3 Prozent wachsen.

"Die Konsumstimmung verbessert sich seit einigen Monaten in kleinen Schritten, bleibt aber nach wie vor hinter dem Vor-Krisen-Niveau zurück", erklärte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth vom Einzelhandelsverband HDE. Die hohen Energiepreise, drohende Steigerungen der Mietnebenkosten und die Inflation belasteten die Menschen nach wie vor. Beim Osterumsatz peilt der HDE einer Umfrage zufolge 2,2 Milliarden Euro an.

VERUNSICHERTE VERBRAUCHER - WENIG LUST AUF GROSSEINKÄUFE

Im Gegensatz zu den Einkommensaussichten sanken bei der GfK-Umfrage die Konjunkturerwartungen. Nach vier Anstiegen in Folge ging der Indikator leicht zurück. "Ob eine Rezession in Deutschland vermieden werden kann, ist zuletzt wieder zweifelhafter geworden", erklärte Bürkl. Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hatte sich im März allerdings weiter aufgehellt. Laut dem Ifo-Konjunkturexperten Klaus Wohlrabe ist so zumindest eine Winter-Rezession unwahrscheinlicher geworden.

Die GfK befragt monatlich rund 2000 Verbraucher im Auftrag der EU-Kommission. Wie sich zeigte, blieb die Bereitschaft zur Anschaffung von Autos, Fernsehern, Möbeln oder anderen teuren Gütern im März verhalten. Das GfK-Barometer dazu stieg nur um 0,3 Punkte auf minus 17,0 Punkte. Stabile Jobverhältnisse förderten zwar die Konsumneigung. Doch spürbare Kaufkrafteinbußen bremsten sie, erläuterte Bürkl. Daher sei die Entwicklung derzeit ohne klaren Trend.

Die GfK fragt regelmäßig ab, ob es die Verbraucher derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit "Ja" beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf erfüllt sein: Die Konsumenten müssen das Geld dafür in der Tasche haben und die Ausgaben für nötig halten. "Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die ein größeres Budget erfordern", erklärten die Nürnberger Marktforscher. In Frankreich hingegen sank die Konsumstimmung im März bereits den zweiten Monat in Folge. Das Barometer des Statistikamts Insee dazu fiel um einen Zähler auf 81 Punkte. (Reuters)


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