Finanzen

IWF-Chefin drängt auf rapide Schulden-Umstrukturierung für schwächere Staaten

Lesezeit: 2 min
07.04.2023 09:38  Aktualisiert: 07.04.2023 09:38
Der IWF drängt auf neue Mechanismen zur Schuldenumstrukturierung ärmerer Länder. Der Vorstoß wird jedoch aus Peking blockiert - und das hat Kalkül.
IWF-Chefin drängt auf rapide Schulden-Umstrukturierung für schwächere Staaten
Kristalina Georgieva, Chefin des Internationalen Währungsfonds, war vor Kurzem zu Besuch in China. (Foto: dpa)  
Foto: Gian Ehrenzeller

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Welt braucht dringend eine effizientere Umstrukturierung der Schulden gefährdeter Staaten, sagte Kristalina Georgieva, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), vor Kurzem auf ihrem Besuch in China. Andere Mitglieder des IWF werfen China vor, Maßnahmen in diese Richtung zu blockieren. Laut Bloomberg betonte Georgieva in ihrer Rede auf dem Boao-Forum, wie wichtig es sei, dass „Länder in einer relativ stärkeren Position den schwächeren Mitgliedern unserer globalen Gemeinschaft helfen“.

Der IWF prognostiziert, dass sich Chinas BIP-Wachstum in diesem Jahr auf 5,2 Prozent beschleunigen wird - eine der schnellsten Wachstumsraten der Welt. Gleichzeitig befinden sich 60 Prozent der einkommensschwachen Staaten in oder kurz vor einer Schuldenkrise, wobei viele von ihnen Peking Milliarden von Dollar schulden. Mehrere Faktoren, wie zum Beispiel die aktuell höhere Inflation, steigende US-Zinsen und ein stärkerer Dollar haben die Kreditkosten für diese Staaten erhöht.

Vorteile für beide Seiten

„Die Einrichtung solcher Mechanismen würde für beide Seiten erhebliche Vorteile bringen“, sagte Georgieva in ihrer Rede und fügte hinzu: „Ein Erfolg würde eine wichtige Quelle der Unsicherheit für das globale Gesamtbild beseitigen.“

Die IWF-Chefin sagte, dass Chinas Engagement in dem sogenannten Gemeinsamen Rahmen für die Umschuldung und im Globalen Runden Tisch für Staatsschulden „sehr willkommen“ sei. Bloomberg berichtete jedoch, dass einige westliche Länder, darunter die USA, Peking vorgeworfen haben bei der Bereitstellung von Erleichterungs-Mechanismen zu zögerlich zu sein. Das Thema wird auf der Frühjahrstagung des IWFs und der Weltbank im nächsten Monat eine wichtige Rolle spielen.

Der finanziellen Nachrichtenagentur zufolge hat China, mit seiner Forderung nach Einbeziehung von Krediten multilateraler Entwicklungsbanken und inländische Kreditgeber, in der Umstrukturierung Sambias Fortschritte in den Schuldengesprächen des Landes verhindert. Die USA und andere Länder haben solche Vorschläge abgelehnt.

In einem separaten Auftritt warnte die geschäftsführende Direktorin des IWFs, dass steigende Zinssätze erheblichen Druck auf die Schulden verschiedener Staaten ausgeübt hätten. Dies habe zu „Spannungen“ in führenden Volkswirtschaften - auch bei Kreditgebern - geführt. Dem Guardian zufolge erklärte Georgieva, die Weltwirtschaft werde in diesem Jahr nur um drei Prozent wachsen. Steigenden Kreditkosten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und die Folgen der Covid-19-Pandemie würden das Wachstum ersticken.

                                                                            ***

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...