In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten und Spannungen wird die Frage nach der Sicherheit und Stabilität von Investitionen immer wichtiger. Der aktuelle Konflikt in der Ukraine, bei dem Russland als Aggressor auftritt, sowie Chinas wachsendes Bestreben nach Unabhängigkeit vom Westen und vom US-Dollar, werfen berechtigte Bedenken auf.
Beide Länder stehen zudem aufgrund ihrer undemokratischen Innen- und Außenpolitik im Fokus der internationalen Kritik. Diese Unsicherheitsfaktoren könnten sich auf die Performance von ETFs auswirken, die ein Exposure zu Russland und China haben. In diesem Artikel beleuchten wir die möglichen Risiken, die mit solchen Investments einhergehen, und diskutieren, ob es an der Zeit ist, sich von diesen ETFs zu trennen.
Geopolitische und wirtschaftliche Risiken
Geopolitische und wirtschaftliche Risiken nehmen in der heutigen Welt einen immer größeren Stellenwert ein, und Investoren müssen diese Faktoren bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen. Der Ukraine-Konflikt und Chinas Bestreben nach Unabhängigkeit vom Westen sind zwei solcher Risiken, die erhebliche Auswirkungen auf Investitionen haben können.
Infolge des Ukraine-Konflikts haben viele internationale Indizes, wie zum Beispiel die von MSCI, russische Aktien aus ihren Portfolios entfernt, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtete. Dieser Schritt ist eine Reaktion auf die wirtschaftlichen Sanktionen, die gegen Russland als Aggressor im Ukrainekrieg verhängt wurden. Die Entfernung russischer Aktien aus den Indizes führt zu einer Verringerung der Nachfrage nach diesen Papieren und wirkt sich negativ auf deren Kursentwicklung aus. Anleger, die weiterhin in russische Aktien investiert sind, sehen sich mit hohen Verlusten konfrontiert und sollten dringend in Betracht ziehen, ihr Exposure zu reduzieren oder ganz aus diesen Investments auszusteigen.
Chinesische Aktien hingegen sind bislang in den meisten Indizes vertreten geblieben, trotz der wachsenden Bedenken hinsichtlich der Weltmachtbestrebungen Chinas und der undemokratischen Innen- und Außenpolitik des Landes. China hat in den letzten Jahren mehrere Schritte unternommen, um seine Abhängigkeit vom Westen und vom US-Dollar zu verringern, was zu einer gewissen Unsicherheit in Bezug auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung des Landes führt. Hinzu kommt die Unvorhersehbarkeit der chinesischen Politik, die das Risiko für Anleger erhöht, die in chinesische Unternehmen investiert haben.
Riskantes China-Exposure
Die Gefahren einer Exposure zu China sind also vielfältig und nicht zu unterschätzen. Trotz des beeindruckenden Wirtschaftswachstums und der technologischen Fortschritte, die das Land in den letzten Jahren verzeichnet hat, sind politische und wirtschaftliche Unsicherheiten ein ständiger Begleiter für Investoren.
Die chinesische Regierung ist bekannt für ihre undemokratische Innen- und Außenpolitik, was zu Instabilität und Unvorhersehbarkeit für Anleger führen kann. Beispiele wie die Unterdrückung von Minderheiten und Menschenrechtsverletzungen werfen einen Schatten auf das Anlageklima in China. Zudem wurden in der Vergangenheit Betrugsfälle bei chinesischen Unternehmen bekannt, die an internationalen Börsen gelistet waren. Diese Vorfälle haben das Vertrauen von Investoren in die Corporate Governance und die Transparenz chinesischer Unternehmen erschüttert.
Auch Spannungen zwischen den USA und China nehmen zu, was sich auf Investitionen in chinesische Unternehmen auswirken kann. Die anhaltende Kritik der US-Regierung an Chinas Umgang mit Minderheiten, der Vorwurf des Diebstahls geistigen Eigentums und der Industriespionage, sowie der mögliche Ausschluss chinesischer Unternehmen von westlichen Börsenplätzen erhöhen das Risiko für Anleger erheblich.
Unsicherheit rund um die Zukunft von westlichen Börsennotierungen chinesischer Unternehmen, wie Alibaba und Tencent, trägt weiter zur Verunsicherung bei. Obwohl es aktuell eine Einigung zwischen der US-amerikanischen SEC und chinesischen Aufsichtsbehörden gibt, ist die langfristige Zusammenarbeit beider Seiten ungewiss.
Angesichts dieser Risiken und Unsicherheiten ziehen es viele Anleger vor, ihr Geld in vermeintlich sichereren Märkten wie Nordamerika und Europa zu investieren. Bei einer Verschärfung der politischen und wirtschaftlichen Spannungen zwischen China und anderen Ländern könnten die negativen Auswirkungen auf Anlagen in China beträchtlich sein.
Kein Exposure zu Russland und China?
Die Frage, ob ETFs mit zu großer Exposure zu China und Russland aus dem Portfolio verbannt werden sollten, lässt sich nicht pauschal beantworten, da es stark von der individuellen Risikotoleranz und Anlagestrategie abhängt. Es ist unbestreitbar, dass Schwellenländer wie China, Indien und weitere asiatische Länder ein hohes Wachstumspotenzial bieten. Die Prognosen der Asiatischen Entwicklungsbank zeigen eindrucksvoll, dass diese Länder in den kommenden Jahren weiterhin überdurchschnittlich wachsen könnten.
Einer Analyse von extraETF zufolge können Value-orientierte Anleger in den Emerging Markets attraktive Investmentmöglichkeiten finden, die im Vergleich zu entwickelten Märkten günstig bewertet sind. Auch unter Nachhaltigkeitsaspekten bieten Schwellenländer interessante Chancen, wie beispielsweise Chinas Transformation hin zu einer grünen Wirtschaft.
Der MSCI Emerging Markets Index zeigt eine positive Entwicklung der Schwellenländer, die in den letzten fünf Jahren eine höhere Performance als der DAX erzielten. Dennoch sollte man die politischen Risiken, die mit Emerging-Markets-Investments einhergehen, nicht unterschätzen. Russlands Entfernung aus dem MSCI aufgrund des Krieges in der Ukraine ist ein Beispiel dafür.
Schwellenländer haben oft höhere politische und wirtschaftliche Risiken als westliche Märkte, was zu Liquiditäts-, Währungs-, Regulierungs- und Rechtsrisiken führt. Eine sorgfältige Risikobewertung und die Auswahl der Zielregionen sind daher entscheidend. Die Entscheidung, ob ETFs mit hoher Exposure zu China und Russland aus dem Portfolio verbannt werden sollten, hängt also von einer genauen Analyse der Risiken und Chancen ab.