Finanzen

Ist First Republic Bank das nächste Opfer der US-Bankenkrise?

Lesezeit: 2 min
26.04.2023 17:36
Kunden haben während der März-Krise mehr als 100 Milliarden US-Dollar abgezogen. Wie geht es jetzt weiter mit der angeschlagenen Bank?
Ist First Republic Bank das nächste Opfer der US-Bankenkrise?
Eine Fußgängerin geht in San Francisco auf einen Standort der First Republic Bank zu. (Foto: dpa)
Foto: Jeff Chiu

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Neue Sorgen im US-Bankensektor: Die Zukunft der First Republic Bank mit Sitz in San Francisco ist unsicher, nachdem diese Woche bekannt wurde, dass Kunden im ersten Quartal Einlagen im Wert von 100 Milliarden US-Dollar abgezogen haben.

First Republic ist eine Geschäftsbank, die Vermögensverwaltungsdienste anbietet. Die Kunden der Bank sind hauptsächlich sogenannte „High Net Worth Individuals“, also sehr wohlhabende Kunden.

Der Financial Times zufolge stürzten die Aktien des Kreditgebers nach Börsenschluss am Dienstag um 20 Prozent ab, nachdem die Bank bekannt gab, dass ihre Einlagen bis zum Ende des ersten Quartals von 176 Milliarden Dollar auf 74 Milliarden Dollar gesunken waren. Nicht enthalten in dieser Zahl war ein Notbetrag in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar von größeren Kreditgebern.

Hintergrund: Panikphase der US-Bankenkrise im März

Die jüngsten Nachrichten rund um First Republic Bank folgen auf das Scheitern der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im vergangenen Monat, die von US-Aufsichtsbehörden beschlagnahmt und mit einem hohen Preisnachlass in die Arme von Käufern gezwungen wurden. Laut der Wall Street Journal ist die große Frage nach der März Panikphase, wie stark - nach dem Zusammenbruch mehrerer Banken in den USA - die US-Wirtschaft von einem Rückgang von Kreditvergaben betroffen sein wird. Eine Antwort wird vielleicht erst in einigen Monaten möglich sein, so die die US-Wirtschaftszeitung.

Bemühungen um Stabilisierungsplan

Laut der Financial Times bemühten sich Regulierungsbehörden in Washington sowie die Finanzwelt an der Wall Street diese Woche um einen Plan zur Stabilisierung der angeschlagenen Bank.

First Republic Bank sagte am Montag, dass sie „strategische Optionen“ verfolge. Mehrere, der Bank nahestehende Personen, die mit der Situation vertraut sind, sagten der Financial Times jedoch, dass die Bank sich schwer tue eine praktische Lösung zu finden, wie zum Beispiel einen Verkauf der gesamten Bank oder Teil davon.

Die Regional-Bank hatte sich an die US-Regierung gewandt, die - der Financial Times zufolge - nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im vergangenen Monat in „höchster Alarmbereitschaft“ steht.

Rettungs-Optionen

Optionen sind, dass einige der großen US-Banken den Kreditgeber retten, oder dass der US-Einlagensicherungsfonds, die Federal Deposit Insurance Corporation, die Kontrolle über die Bank übernimmt und eine staatliche Garantie für alle Einlagen anbietet, wie es bei der Sillicon Valley Bank geschah.

Eine nahestehende Person zur First Republic Bank sagte der Financial Times, die Bank würde es begrüßen, wenn die Regierung „die relevanten Parteien einberufen würde, um eine Lösung zu finden“. Beamte des Weißen Hauses, der US-Notenbank und des US-Finanzministeriums seien in letzter Zeit mit First Republic in Kontakt getreten, fügte die Person hinzu. Bidens Regierung sei zunehmend besorgt, dass der Bank die Zeit davonlaufe, um Investoren zu beruhigen.

Der Aktienkurs der First Republic Bank, der dieses Jahr um mehr als 93 Prozent gefallen ist, fiel um weitere 49,4 Prozent diese Woche und folgte einer Telefonkonferenz mit Investoren, bei der Direktoren ihre Finanzprognose für den Rest des Jahres zurückzogen.

Die Financial Times wies darauf hin, dass der Kreditgeber seit Wochen auf der Suche nach Käufern für Teile des Geschäfts ist. Potenzielle Käufer hätten jedoch Bedenken, zu viel Risiko auf sich zu nehmen.

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise fürchten Anleger um ihre Einlagen und fliehen massiv in Geldmarkt-Fonds. Anleger haben in den letzten Wochen extreme Summen in US-Geldmarktfonds investiert, nachdem der Zusammenbruch zweier US-Banken (Signature Valley Bank und Signature Bank) die Rettungsaktion für Credit Suisse Bedenken über die Sicherheit von Bankeinlagen aufkommen ließen. Die größten Gewinner dieser massiven Umschichtung sind Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Fidelity.


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