Beim II. Internationalen Pharmazeutischen Forum Usbekistans gab es einige Treffen. Darunter auch eines mit Vertretern des deutschen Unternehmens Bayer. Es ging hauptsächlich darum, die Perspektiven der wissenschaftlichen und technologischen Zusammenarbeit zu besprechen. So wie Bayer, schauen gerade einige Unternehmen in Richtung Usbekistan, denn das Land ist dabei sein Gesundheitswesen zu reformieren und zu modernisieren.
Seit 2017 befindet sich das Land Usbekistan in einem wirtschaftlichen Umbruch. Angestrebt ist eine Liberalisierung der Handelsbeziehungen, doch auch viele Reformen stehen auf der Agenda. Insbesondere die Gesundheitsfürsorge und medizinische Versorgung im Land soll verbessert werden. Dabei setzt es auf eine beschleunigte Digitalisierung des Gesundheitswesens auf allen Ebenen der Gesundheitsverwaltung und der medizinischen Einrichtungen. Im Entstehen sind außerdem ein flächendeckendes Netz für die medizinische Primärversorgung inklusive Modernisierung von Praxen und Polikliniken für die allgemein- und fachärztliche Versorgung.
Dazu gehört auch ab 2025 die landesweite Einführung einer obligatorischen Krankenversicherung für alle Bürger. Der Fortschritt, der bereits in Gang gesetzt wurde, zeigt sich bereits in den jährlichen Ausgaben der Bevölkerung für medizinische Dienste. Diese haben sich mit rund 480 Millionen US-Dollar im Jahr 2021 gegenüber 2018 fast verdoppelt. Bis 2025 sollen die Ausgaben laut GTAI (Germany Trade & Invest) auf 900 Millionen US-Dollar steigen. Besonders interessant für deutsche Unternehmen könnten geplante neue Projekte im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften (PPP) sein. Vor allem bei der technischen Ausstattung von medizinischen Versorgungs-, Labor- und Analysezentren ist Potential vorhanden. Der Markt für Medizintechnik in Usbekistan ist ein Importmarkt mit Quoten von über 80 Prozent. Es fehlt dem Land an Know-how sowie an Kapazitäten, um hoch technologisierte und moderne medizinische Geräte eigenständig herzustellen.
Chancen für deutsche Unternehmen
Die vom Staat geförderte Importsubstitution fördert die Kooperation usbekischer Firmen mit ausländischen Herstellern, was deutschen Unternehmen zugute kommt. In den vergangenen Jahren kam ein Sechstel bis knapp ein Fünftel aller offiziell erfassten Importe aus Deutschland. „Made in Germany“ wird hoch angesehen. Doch die Konkurrenzsituation ist aufgrund der staatlichen Förderungen gewachsen. Auch andere Länder versuchen ihre Absatzchancen in, Usbekistan zu erhöhen, allen voran China. Zuletzt unterzeichneten chinesische Geschäftsleute 228 Projekte im Wert von 546 Millionen US-Dollar, wie das Ministerium für Investitionen, Industrie und Handel der Republik Usbekistan bekanntgab. Weitere 20 Projekte im Wert von 1.034 Milliarden US-Dollar zur Umsetzung in verschiedenen Bereichen wurden zwischen den Staaten vereinbart.
Bei der Gasförderung, Stromwirtschaft, Bekleidungs- und Textilindustrie, Chemie, Tourismuswesen und Baustoffindustrie sowie in andere Industriezweigen bieten sich ebenfalls Import- und Investitionsmöglichkeiten für ausländische Investoren an. Attraktiv für ausländische Direktengagements sind vor allem die rund 15 freien Wirtschaftszonen und zahlreiche andere steuerlich begünstige Industriezonen in Usbekistan.
Andere Länder wie die Türkei, Indien, Pakistan oder Russland sind ebenfalls um Handelsbeziehungen bemüht, um ihre Produkte im zentralasiatischen Staat abzusetzen. Wettbewerbsvorteile sind hauptsächlich über die Qualität der Produkte möglich, was Deutschland ohne Zweifel zu bieten hat. Auch über gute Serviceleistungen können sich Bewerber von der Konkurrenz abheben. Insbesondere deutsche Hersteller von Arzneimitteln und medizinischen Geräten besitzen den Vorteil des vereinfachten Registrierungsverfahrens gemäß einem Erlass des Ministerkabinetts der Republik Usbekistan. Abzuwägen ist aber nicht nur die Konkurrenz aus anderen Ländern, erschwerend hinzu kommt die Abwesenheit von demokratischen Strukturen und ein hohes Maß an Korruption und Vetternwirtschaft, die Markteintrittsprozesse erschweren könnten.
Jordanien auf dem Weg zur Öffnung
Im Oktober 2021 hat Jordanien das Investitionsministerium ins Leben gerufen, um damit die Interessen ausländischer Investoren besser vertreten zu können. Die erste Maßnahme war die Erarbeitung eines neuen Investmentgesetzes, das am 14. Januar 2023 in Kraft trat. Im Gegensatz zu Usbekistan verfügt Jordanien über ein recht gut ausgebautes Gesundheitssystem, gemessen an den Maßstäben eines Schwellenlandes. Eine im regionalen Bereich starke Marktposition haben jordanische Krankenhäuser. Deutsche Anbieter von Medizintechnik sind auf diesem Gebiet als Lieferanten bereits gut vertreten.
Allerdings gibt es noch kein einziges Engagement von deutschen Klinikbetreibern. Seit der Modernisierungsvision von 2022 strebt das Land eine Erhöhung beim Export von pharmazeutischen Produkten an. Geplant ist ein Wachstum der Exporterlöse in diesem Bereich um 20 Prozent pro Jahr. Allerdings sind die meisten Hersteller auf die Produktion von Generika spezialisiert. Es mangelt an innovativem Potential für neue Produkte. Hier eröffnen sich Möglichkeiten für Know-how und Kooperationen aus dem Ausland. Von Vorteil sind die guten politischen Beziehungen zwischen Jordanien und Deutschland. Es bestehen außerdem Beteiligungsmöglichkeiten an Infrastrukturprojekten in den Bereichen Erneuerbare Energien, grüne Technologien und wie bereits gesagt im Dienstleistungssektor. Im Februar 2023 hat die International Bank for Reconstruction and Development (IBRD), eine Tochter der Weltbank, eine Studie ausgeschrieben, die der jordanischen Regierung dabei helfen soll, einen regulatorischen Rahmen zur Förderung, Erzeugung, Nutzung und dem Export von grünem Wasserstoff aufzustellen. Laut GTAI sind bislang noch keine keinerlei Investitionen im Bereich grünem Wasserstoff verzeichnet worden.
Interessant für deutsche Investoren könnten bei Exportgeschäften die staatlichen Exportkreditgarantien für Waren- und Dienstleistungsexporten sein, welche die Euler Hermes AG im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vergibt. Auch das Programm develoPPP des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren. So werden bis zu 50 Prozent der Projektkosten der finanziellen und fachlichen Unterstützung übernommen.
Nachbarstaat Polen bietet ebenfalls Optionen
Obwohl die Wirtschaft in Polen im Jahr 2023 bisher nur gering gewachsen ist, ist das EU-Land zu einem attraktiven Standort für die deutschen Unternehmen geworden. Polen ist mittlerweile der drittwichtigste Exportmarkt für Deutschland in der Europäischen Union. Profitieren können KMU von EU-Förderprogrammen für Unternehmen in Polen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Energie, Innovationen und Internalisierung. Laut dem Exportmanager-online-Magazin planen Bosch, Mercedes-Benz, Rossmann und andere Konzerne hohe Investitionen in Polen. Investoren können Steuervorteile und Zuschüsse erhalten, dafür hat das Land die Förderregeln erneut angepasst. So können Investoren Nachlässe auf die Körperschaftssteuer beantragen. Wie hoch die Vergünstigung ausfällt, richtet sich nach dem Investitionsstandort. Strukturschwache Regionen bieten größere Steuernachlässe als etablierte Wirtschaftszentren. Investoren können sich neben der Körperschaftsteuer auch die Immobiliensteuer erstatten lassen. Zuständig hierfür sind die jeweiligen Gemeinden. Die Förderhöchstwerte richten sich unter anderem nach De-minimis-Vorgaben.
Pro geschaffener Stelle erhalten Unternehmen bis zu 4.255 Euro. Seit 2022 haben Unternehmen, die in Automatisierung investieren, Prototypen bauen oder Forschung und Entwicklung betreiben, die Möglichkeit, höhere Kosten in ihrer Steuererklärung anzusetzen. Besonders interessant ist, dass die Ausgaben für Forschungsprojekte nun doppelt in die Steuerbemessungsgrundlage einfließen. Diese Änderung hat zur Folge, dass die Steuerlast von Unternehmen sinkt. Besonders bei Vorhaben für Energieeffizienz und Infrastruktur setzt derzeit Polen vermehrt auf öffentlich-private Kooperationen. Der Ausbau kleinerer Projekte wie dem Bau von Verwaltungsgebäuden sind ebenso geplant wie größerer Projekte (z.B. Müllverbrennungsanlagen). Einen Überblick der Öffentlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP) erhält man auf der Datenbank der ÖPP-Abteilung des Ministeriums für Fonds und Regionalpolitik.