Trotz weiter steigender Zinsen bleiben Anleger am deutschen Aktienmarkt in Rekordlaune. Der Leitindex Dax schloss am Freitag 0,4 Prozent fester mit 16.358 Punkten, nachdem er im Verlauf mit 16.427,42 Zählern ein Allzeithoch markiert hatte. Damit übertrumpfte er seine erst am Mittwoch markierte Bestmarke. Auf Wochensicht schaffte der Dax einen Gewinn von gut zweieinhalb Prozent zu. "Im Moment ist die Gier größer als die Angst", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die einzige Angst, die die meisten aktuell umtreibt, ist die Angst, weitere Kursgewinne zu verpassen."
Auch an den übrigen europäischen Börsen blieb die Stimmung optimistisch: der EuroStoxx50 lag 0,8 Prozent höher bei 4401 Punkten. "Die Investoren sehen zwar das Risiko, dass die Geldpolitik den Bogen überspannen könnte, finden aber dafür in den aktuellen Konjunkturdaten noch keine Anzeichen", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. In den USA kamen die Börsen nicht vom Fleck.
Der große Verfallstag an den Terminmärkten, auch bekannt als Hexensabbat, machte sich dagegen kaum bemerkbar. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stärker als sonst, weil Investoren die Preise der Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
ZINSAUSSICHTEN BEFLÜGELN EURO - YEN SCHWÄCHER
Am Devisenmarkt sorgte der jüngste Monatsbericht der US-Notenbank für Aufsehen. Die US-Währungshüter sehen demnach bislang keine Anzeichen dafür, dass sich die Teuerung in wichtigen Teilen der US-Dienstleistungsbranche abschwächt. Auch sei der Arbeitsmarkt noch zu stark. Zudem stiegen die Löhne weiter. Am Finanzmarkt werde damit gerechnet, dass die Zinsen nochmals angehoben werden, sagte Craig Erlam, Marktanalyst beim Broker Oanda. Das stützte den Dollar - der Euro gab im Gegenzug um 0,2 Prozent nach auf 1,0943 Dollar und gab damit einen Teil der Gewinne vom Donnerstag nach der EZB-Zinserhöhung ab.
Die Bank of Japan behielt unterdessen ihre ultralockere Geldpolitik bei. Der Yen sackte daraufhin zeitweise zum Euro auf ein neues 15-Jahres-Tief. "Jeder, der auf einen weiter fallenden Yen wettet, sollte wissen, dass die japanische Regierung wahrscheinlich sehr schnell und ohne Vorwarnung eingreift, wenn die Währung noch weiter an Boden verliert", sagte John Vail vom Vermögensverwalter Nikko Asset Management.
AUFTRAGSFLUT TREIBT RHEINMETALL - LENZING BRECHEN EIN
Angelockt von der Aussicht auf lukrative Aufträge legten sich Anleger Rheinmetall ins Depot. Die Papiere kletterten um bis zu fünf Prozent auf 259,90 Euro. Konzernchef Armin Papperger sagte im Reuters-Interview, dass in den kommenden sechs Wochen mit der Bundesrepublik ein Rahmenvertrag im Volumen von "einigen Milliarden Euro" abgeschlossen werde.
In London fielen Travis Perkins um 6,7 Prozent, nachdem sie im Tagesverlauf ein Acht-Monats-Tief markiert hatten. Der Baumarkt-Betreiber rechnet durch die Herausforderungen auf dem britischen Immobilienmarkt mit Ergebnisbelastungen.
An der US-Börse schnellten die Papiere des Staubsaugerroboter-Herstellers iRobot um mehr als ein Fünftel nach oben. Die britische Wettbewerbsaufsicht hat Amazon grünes Licht für die 1,7 Milliarden Dollar schwere Übernahme gegeben. (Reuters)